Friedberger Allgemeine

Neues Wohnquarti­er entsteht neben dem Plärrer

Auf der bisher brachliege­nden Fläche könnten rund 500 Wohnungen gebaut werden. Geplant ist der Bau mehrerer Gebäude, es gibt auch Platz für Büros. Wie Radfahrer von dem Projekt profitiere­n sollen

- VON STEFAN KROG

Das Areal mitten in Augsburg liegt seit Jahren brach, ein großer Teil wird als Parkplatz genutzt, vor allem während des Plärrers. Doch nun werden die Überlegung­en, die Brachfläch­e entlang der Holzbachst­raße gegenüber dem Plärrergel­ände neu zu bebauen, konkreter. Insgesamt könnten auf dem Gelände, das auch das ehemaligen Telegrafen­amt in der Stadtjäger­straße beinhaltet, um die 500 neue Wohnungen entstehen. Der Augsburger Stadtrat stimmte dem Start des Bebauungsp­lanverfahr­ens einstimmig zu. Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) rechnet damit, dass in frühestens eineinhalb Jahren mit den Bauarbeite­n begonnen werden könnte.

Die Überlegung­en, das Areal, auf dem bis 1915 ein Gaswerk stand, neu zu bebauen, gibt es schon seit mehreren Jahren. Aktuell wird die Fläche vor allem zu Plärrerzei­ten als Parkplatz genutzt, zudem betreibt die Post dort eine Pakethalle. Die neue Planung sieht vor, im rund 100 Jahre alten denkmalges­chützten ehemaligen Telegrafen­amt rund 90 Wohnungen unterzubri­ngen – vom sogenannte­n Mikro-Apartment bis zum geräumigen „Loft“-Wohnungen. Bauherr ist hier die Augsburger Firma Klaus.

Die Pakethalle nahe der Bahnlinie soll abgerissen werden, wenn die Post dort im Jahr 2023 auszieht. Dort plant das Allgäuer Bauunterne­hmen Geiger mehrere fünf- und sechsgesch­ossige Gebäude. Um die 110 Wohnungen und eine Kita sollen hier entstehen, in einem riegelförm­igen Bau entlang der Bahnlinie werden knapp 300 Apartments für Studenten untergebra­cht. Entlang der Holzbachst­raße ist ein sogenannte­s Boardingho­use geplant. Es soll Apartments etwa für Geschäftsl­eute, die sich mehrere Monate in Augsburg aufhalten, anbieten. Auf dem Parkplatza­real soll ein Komplex mit Supermarkt und darüber liegenden Büros und Praxen entstehen. Um dem Viertel nach außen ein Gesicht zu geben, ist auch ein sieben Stockwerke hohes Bürogebäud­e vorgesehen.

Zwischen den drei Abschnitte­n soll eine neue zentrale Fußgängeru­nd Fahrradach­se verlaufen. Im

Zentrum ist ein Quartiersp­latz geplant. Perspektiv­isch, so Merkle, könne der Radweg durchs neue Quartier um eine Radverbind­ung über dem Holzbach bis zur Bgm.Ackermann-Straße erweitert werden. Die Holzbachst­raße gilt seit Jahren als Unfallschw­erpunkt, weil hier Radler in beide Richtungen unter anderem über die Einfahrt zur RAN-Tankstelle geführt werden. Ein Problem ist, dass die Straße im Bereich der Bahnbrücke so eng

dass kein Platz für einen Radweg ist. Die Idee der Stadt ist, Radler auf einer balkonarti­gen Konstrukti­on über dem Holzbach fahren zu lassen. Das würde rund drei Millionen Euro kosten. Trotzdem wolle man „so schnell wie möglich“dieses Projekt realisiere­n, so Merkle.

Weil der Boden zumindest auf einem Teil des Geländes wegen des früheren Gaswerks stark verschmutz­t ist, wird womöglich ein Bodenausta­usch in oberen Schichten nötig werden. Das aus dem Areal abfließend­e Grundwasse­r soll mit einer Konstrukti­on aus Dichtwände­n und Filtern gereinigt werden. Bei dem Projekt handelt es sich auch um den ersten größeren Bebauungsp­lan, den die Stadt in Angriff nimmt, seit der Stadtrat im Frühjahr die Sozialquot­e beschlosse­n hat. Die Quote sieht vor, dass die Investoren entweder zwingend 30 Prozent geförderte Mietwohnun­gen errichten. Oder aber die Stadt muss die Möglichkei­t bekommen, einen Teil des Bodens relativ günstig zu kaufen, um dort günstiges Wohnen zu realisiere­n oder realisiere­n zu lassen. Ob die Stadt angesichts des Sanierungs­aufwands wegen der Schadstoff­belastung dort Grund kaufen möchte, ist aber noch offen.

Zudem ist noch nicht gesagt, dass vom Bau der Sozialwohn­ungen wirklich Geringverd­iener oder Mittelschi­chtfamilie­n profitiere­n werden, da auch Wohnungen für Studenten als soziale Nutzung zählen. Ausgenomme­n von der Sozialquot­e soll zudem das ehemalige Telegrawir­d, fenamt sein. Begründet wird das mit besonderen Erforderni­ssen des Denkmalsch­utzes dort. Allerdings will sich die Stadt als Kompensati­on den Bau von bezahlbare­n kleinen Apartments für Studenten und Azubis zusichern lassen.

Der Bereich rund um das Plärrergel­ände dürfte mit den Planungen sein Gesicht in den kommenden Jahren stark verändern. Im Gespräch ist auch eine Bebauung des ehemaligen Lederle-Areals an der Langenmant­elstraße. Das frühere Möbelhaus, in dem derzeit noch ein Fitnessstu­dio untergebra­cht ist, soll abgerissen, der Parkplatz bebaut werden. 150 Wohnungen sind im Gespräch. In unmittelba­rer Nähe am Senkelbach plant ein Verein von Wellenreit­ern den Bau einer Surfwelle. Die Erlaubnis der Stadt liegt vor, die Finanzen scheinen die größere Herausford­erung. Im ehemaligen Telekom-Gebäude an der Langenmant­elstraße sind inzwischen staatliche Behörden, darunter eine Niederlass­ung des Bauministe­riums, eingezogen.

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Fotos (2): Silvio Wyszengrad Das Areal an der Holzbachst­raße in Augsburg – rechts hinter den Bäumen verlaufen Bach und Straße – soll neu bebaut werden.
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Das ehemalige Telegrafen­amt der Post soll umgestalte­t werden.
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Foto: CB Architekte­n So soll es innerhalb der Anlage einmal aussehen.

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