Die seltsame EishockeyPremiere der Panther
Im ersten Geisterspiel in Augsburg unterliegen die Panther 2:3 nach Penaltyschießen. gegen Straubing. Trainer Tuomie setzt in Überzahl überraschend auf einen jungen Neuzugang
Leonardo Conti ist eher als ruhiger Zeitgenosse bekannt. Der zehnfache Nationaltorhüter und ehemalige DEL-Profi der Augsburger Panther hatte in seiner langen Karriere einige Eishockey-Kämpfe bestritten. Der 8. Dezember war dennoch ein besonderer Tag für den Prokuristen der Eishockey-GmbH: „Ich bin seit fünf Uhr wach. Ich konnte nicht mehr schlafen“, beschrieb der 42-Jährige seine Gefühlslage am Dienstag. Er war nervös, obwohl lediglich ein Testspiel auf die neue Saison in der Deutschen Eishockey Liga am Abend auf dem Programm gestanden hat, aber doch ein in vielfacher Hinsicht außergewöhnliches Match.
Nach der schier endlosen Pause von neun Monaten bestritten die Panther gegen den DEL-Konkurrenten Straubing wieder ein Eishockeyspiel. Straubing siegte mit 3:2 nach Penaltyschießen. Noch vor wenigen Monaten hatte es nicht danach ausgesehen, als ob die Augsburger aus finanziellen Überlegungen überhaupt am Spielbetrieb teilnehmen könnten. Doch dann rechneten Prokurist Conti und das Panther-Team, bis der deutlich abgespeckte Etat stand. Augsburg ist in der am 17. Dezember beginnenden Spielzeit dabei.
Zugleich erlebte das Curt-Frenzel-Stadion, einer der traditionsreichsten Eishockey-Standorte in Deutschland, eine Premiere – das erste Geisterspiel im Schleifgraben. „Wenn der Puck das erste Mal ohne Zuschauer eingeworfen wird, wird es ein komisches Gefühl sein. Aber auch eine enorme Erleichterung“, sagte Conti. Die erste unliebsame Bekanntschaft mit der Bande machte AEV-Stürmer Thomas J. Trevelyan, nachdem Straubings Raubein Sena Acolatse den Deutsch-Kanadier von hinten in die Umrandung geschubst hatte. Wegen Checks von hinten kassierte Acolatse zwei Strafminuten. Als einer der beiden Hauptschiedsrichter pfiff Alexander Polaczek, selbst früher das Gifthaferl in den Reihen der Panther, die Partie – unaufgeregt und souverän. In Überzahl zog Augsburgs Nationalverteidiger Simon Sezemsky auf den Straubinger Kasten ab, allerdings fehlte dem gebürtigen Füssener nach langer Sommerpause mit einer Adduktorenverletzung noch die Präzision.
Der Premierentreffer der Corona-Saison in Augsburg fiel unspektakulär. Nach einem Schuss von Marco Sternheimer auf Tigers-Torwart Sebastian Vogl staubte Jaroslav Hafenrichter zum 1:0 (7. Minute) ab. In der Fankurve, dort, wo in der „Hölle des Südens“sonst die treuesten AEV-Fans ihre Mannschaft anfeuern, jubelte das einsame PantherMaskottchen Datschi.
Die Gastgeber bauten meist schnörkellos mit einem langen Pass aus der eigenen Zone an die gegnerische blaue Linie auf. Vorne fehlte allerdings noch die Präzision. Überraschend bot Tray Tuomie mit Samir Kharboutli einen jungen Neuzugang in der zweiten ÜberzahlFormation auf. „Ich werde die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen müssen und auch die jungen deutschen Spieler werden ihre Chancen erhalten“, hatte der AEVTrainer angekündigt.
Im zweiten Abschnitt erspielten sich die Niederbayern ein optisches Übergewicht, das sich in den beiden Treffern von Andres Eder (38.) und Jeremy Williams (40.) niederschlug. Die Gäste gingen mit einem 2:1-Vorsprung in den Schlussabschnitt. Torjäger Trevelyan glich zum 2:2 aus.
Der Torjingle und die Ansage des Stadionsprechers Ingo Weighardt unterbrachen die seltsame Stille in der Halle, in der ansonsten meist nur das Klackern der Schläger zu hören war. 2:2 hieß es nach 60 Minuten und fünfminütiger Verlängerung. Den entscheidenden Penalty zum 3:2 für Straubing erzielte Eder. Dem Ergebnis des ersten Geisterspiels im seltsam ruhigen CurtFrenzel-Stadion maß Leonardo Conti nur wenig Bedeutung zu: „Die Vorfreude auf die neue Saison ist da, auch wenn ich nicht genau weiß, was uns erwartet.“