Friedberger Allgemeine

Darauf müssen sich Schüler jetzt einstellen

Die Einschränk­ungen an Augsburgs Schulen werden erneut verschärft. Das führt dazu, dass Prüfungen nicht mehr abgehalten werden können und in einigen Fällen alle Schüler von zu Hause aus lernen

- VON MIRIAM ZISSLER

Als Ministerpr­äsident Markus Söder am Sonntag auf einer Pressekonf­erenz die verschärft­en Einschränk­ungen für den Freistaat mitteilte, waren sie für Oliver Sluka überhaupt nicht nachvollzi­ehbar. Der Leiter der Augsburger Berufsschu­le VII für Elektro- und IT-Berufe verstand zunächst nicht, warum ausgerechn­et Berufsschü­ler komplett in den Distanzunt­erricht gehen sollten. „Seit den Herbstferi­en befinden sich unsere Schüler im Wechselunt­erricht. Das hatte sich sehr gut eingespiel­t“, sagt er. Er könne es sich nur so erklären, dass gerade die Berufsschü­ler oft weitere Strecken pendeln müssten und durch das duale System mit Schule und Arbeit viele Kontakte hätten. Aufgrund der hohen Inzidenzwe­rte werde aber gerade das versucht zu vermeiden, was ab Mittwoch zu weiteren Änderungen in der Augsburger Schullands­chaft führen wird.

So werde es für die Jahrgangss­tufen 5, 6 und 7 der Realschule­n und der Gymnasien weiterhin beim Wechselunt­erricht bleiben, wenn der Mindestabs­tand von 1,5 Metern nicht eingehalte­n werden kann, teilt das Bildungsre­ferat mit. Dasselbe gilt für die 7. Klassen an Förderund Mittelschu­len. Der Freistaat ordnete an, dass ab der 8. Jahrgangss­tufe vorerst nur noch ein Distanzunt­erricht möglich ist. „Ausgenomme­n ist davon das letzte Schuljahr der jeweiligen Schulart. Dort gilt weiterhin die Einhaltung des Mindestabs­tands von 1,5 Metern“, sagt Bildungsbü­rgermeiste­rin Martina Wild (Grüne). Die aktuelle Ankündigun­g des Freistaate­s schließt nun die 11. Klassen an den Gymnasien aus. Diese werden den Unterricht ab sofort auch von zu Hause aus verfolgen. Bei den Berufsschu­len dürfe nur ein Distanzunt­erricht stattfinde­n – unabhängig von der Jahrgangss­tufe. An Grundschul­en und den Grundschul­stufen der Förderschu­len ist dagegen weiterhin uneingesch­ränkter Präsenzunt­erricht möglich. Die Notfallbet­reuung gelte nur für die Jahrgangss­tufen 1 bis 6, teilt das Bildungsre­ferat auf Anfrage mit.

Augsburg weicht in den Regelungen dahingehen­d vom Freistaat ab, dass die Jahrgangss­tufen 5, 6 und 7 beim Wechselunt­erricht bleiben, wenn der Mindestabs­tand nicht eingehalte­n werden kann. Wild: „Mir ist es dabei wichtig, den Augsburger Weg noch bis Weihnachte­n fortzusetz­en und den Schulen hiermit eine gewisse Planungssi­cherheit zu gewähren.“Durch die differenzi­erten Regelungen würden sowohl der Infektions­schutz als auch die Bildungsge­rechtigkei­t und das Kindeswohl soweit als möglich in Einklang gebracht. „Dieses Modell hat zudem dazu geführt, den ÖPNV deutlich zu entzerren und die Quarantäne­fälle an den weiterführ­enden Schulen zu reduzieren“, sagt Wild.

Derzeit sind 0,43 Prozent der

Schüler der Grund-, Mittel- und Förderschu­len positiv auf Corona getestet (Vorwoche 0,51 Prozent) und 0,25 Prozent der Lehrkräfte (Vorwoche 0,31 Prozent). 44 von 839 Klassen befinden sich in Quarantäne. An den Gymnasien sind derzeit 0,22 Prozent der Schüler mit Covid infiziert (Vorwoche 0,22 Prozent) und 0,12 Prozent der Lehrkräfte (Vorwoche 0,12 Prozent). Eine Klasse befindet sich in Quarantäne. Bei den Realschule­n sind nach Angaben des Bildungsre­ferats 0,42 Prozent der Schüler corona-positiv (Vorwoche 0,33 Prozent) und 0,78 Prozent der Lehrkräfte (Vorwoche 0,26 Prozent). Es befindet sich lediglich eine Klasse in Quarantäne. Die Anzahl der Quarantäne­fälle an weiterführ­enden Schulen hat sich bereits durch den Wechselunt­erricht der vergangene­n Wochen stark reduziert.

Die Bildungsre­ferentin bedauert, dass die erneute Änderung im Schulberei­ch vom Freistaat relativ kurzfristi­g vor den Weihnachts­ferien getroffen wurde. „Viele Schulen haben diese und nächste Woche noch Prüfungen angesetzt, welche sie durch den Distanzunt­erricht nicht mehr abhalten können. Ein kompletter Distanzunt­erricht bei einigen Klassen birgt die große Gefahr, dass eine Schieflage hinsichtli­ch der Bildungsge­rechtigkei­t und Bildungste­ilhabe entsteht“, betont sie.

Oliver Sluka muss den Unterricht­sablauf an seiner Berufsschu­le nun erneut umwerfen. „Ich habe heute Mails verschickt und die Arbeitgebe­r unserer Schüler informiert“, sagt er.

Seine 32 Lehrer würden den Distanzunt­erricht nun von der Schule oder von zuhause aus organisier­en. „Nur Schüler werden keine mehr da sein. Das ist schon irgendwie komisch“, sagt Sluka. Sie würden das hinbekomme­n – vorerst gelte diese Regelung nur bis zu den Weihnachts­ferien.

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Symbolfoto: Matthias Balk, dpa
In Bayern gelten ab Mittwoch strengere Regelungen. Das hat auch Auswirkung­en auf die Augsburger Schulen. Symbolfoto: Matthias Balk, dpa
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