Kleiner SUV ganz groß
Der Renault Captur gehört zu den meistverkauften Autos seiner Art. Wer Generation zwei fährt, merkt schnell: Das hat seine Gründe
Wer ein Auto 1,5 Millionen Mal an den Mann – oder in diesem Fall wohl eher: an die Frau – gebracht hat, kann nicht alles falsch gemacht haben. Trotzdem ruht sich Renault nicht auf den Absatzerfolgen des Captur aus. Im Gegenteil. In der zweiten Generation wurde der europäische Marktführer unter den kleinen SUVs gründlich überarbeitet.
Am deutlichsten sichtbar wird das im Cockpit, das vom ebenfalls neuen Clio übernommen wurde und völlig zu Recht den Vornamen „Smart“trägt. Anzeigen, Bedienelemente und Bedienbarkeit verdienen uneingeschränkt Lob. Was die Funktionalitäten betrifft, ist vor allem der neue adaptive Tempomat mit Stopand-go-Fähigkeiten zu nennen. Damit erreicht der Captur ein Level autonomen Fahrens, wie es bislang den oberen Klassen vorbehalten war. Gefühlt endlose 13 Sekunden kann der Fahrer die Hände vom Steuer nehmen, dann erst beginnt der kleine Franzose zu motzen. Voraussetzung allerdings für diese Übung: Das Auto befindet sich auf einer mehrspurigen Straße mit
Fahrbahnmarkierung, also etwa einer Autobahn. Der elektronische Helfer hält nicht nur Geschwindigkeit, Spur und Abstand zum Vordermann, sondern unterstützt den Fahrer ganz besonders im Stau. Hier bremst das System den Renault bis zum Stillstand ab und fährt selbstständig wieder an – ein toller Service gerade im Stadtverkehr, für den die dem Wagen ausgesprochen gut; und dass damit der ein oder andere kleine Rempler seinen Schrecken verlieren könnte, schadet im rauen City-Alltag sicher nicht.
Obwohl die Designer den Captur auf 4,23 Meter Länge gestreckt haben – ein Plus von elf Zentimetern gegenüber dem Vorgänger – hat er seine gedrungene, bullige Form erKompakt-SUVs folgreich konserviert. Die Linienführung bleibt für die Klasse überdurchschnittlich athletisch. Dank der hohen Schulterlinie, den weit ausgestellten Kotflügeln und den weit in die Ecken gestellten Rädern wirkt der Captur insbesondere in der Heckansicht richtig muskulös. Das schmale „C“der Heckleuchten setzt einen passenden Akzent dazu. Die Scheinwerfer vorne übrigens sind serienmäßig in Voll-LEDTechnik ausgeführt.
Mit einem Fassungsvermögen von 422 bis 536 Litern – je nachdem, wie man die um 16 Zentimeter längs verschiebbare Rückbank arretiert hat – besitzt der Captur nach Renault-Angaben den größten Kofferraum seiner Klasse. Praktisch ist der flexible Kofferraumboden: Er kann drin bleiben für maximalen Ladekomfort, rausgenommen werden für maximales Ladevolumen – oder etwas höher eingebaut werden, sodass er zusammen mit den vorgeklappten Rücksitzen eine brettebene Ladefläche bildet. Nahezu unzählige Ablagemöglichkeiten im Interieur machen die Transportqualitäten des Captur perfekt, wobei besonders das Handschuhfach beeindruckt, das hier in Form einer zehn Liter fassenden Schublade gefertigt ist.
Auch die Passagiere selbst können sich über mangelnden Platz nicht beschweren. Zudem dürfte ihnen der hochwertige Innenraum gefallen. Nicht einmal der brave Vierzylinder-Motor (1,3 Liter Hubraum, 131 PS) gab im Test groß Anlass zur Kritik, zumal er sich real mit sechs Litern Super begnügte. Da schluckt mancher Dreizylinder mit weniger Leistung mehr.