Friedberger Allgemeine

Ohne Zettelwirt­schaft zum Corona‰Schnelltes­t

Ein Software-Unternehme­n aus dem Landkreis Augsburg hat ein Programm entwickelt, das den Betrieb von Test- und Impfzentre­n vereinfach­en soll. In Baden-Württember­g wird das System bereits verwendet

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Immer neue CoronaRege­lungen, Testergebn­isse, Kontaktnac­hverfolgun­gen – für die Behörden ist es eine Herausford­erung, im Datengewir­r der Pandemie die Übersicht zu behalten. Nun droht ein weiterer Papierberg bei der Anmeldung für Schnelltes­t- und Impfzentre­n. Das Unternehme­n Cubefour aus Königsbrun­n im Landkreis Augsburg hat nun im Schnellver­fahren ein System entwickelt, das den Mitarbeite­rn der Gesundheit­sämter dabei viel Arbeit abnehmen und den Bürgern Ärger bei der Anmeldung ersparen soll. In Baden-Württember­g wird das Programm namens „Cosan Corona-Schnelltes­t-Anmeldesys­tem“bereits benutzt.

Bei der Programmie­rung musste es schnell gehen – wie bei so vielem in der derzeitige­n Situation, sagt Christian Tesch, Geschäftsf­ührer von Cubefour. Anfang November erreichte die Königsbrun­ner Firma der Hilferuf aus dem Rems-MurrKreis bei Stuttgart: „Wir haben für den Landkreis eine Abfall-App programmie­rt. Jetzt kam die Anfrage, ob wir bei der Anmeldung für ihr Testzentru­m helfen können.“Der Kreis betreibt ein Zentrum für Corona-Schnelltes­ts mit drei Teststatio­nen. Die Anmeldung lief bislang weitestgeh­end über Excel-Listen, was die Koordinati­on der Termine mühsam und fehleranfä­llig machte.

Nach den Gesprächen über die Anforderun­gen an das Programm begann ein fünfköpfig­es Team am

16. November mit der Arbeit. Am

4. Dezember wurde das System ausgeliefe­rt und ist seitdem im Einsatz. Auch wenn die Firma auf Programme spezialisi­ert ist, die dem Nutzer eine einfache Handhabung ermögliche­n sollen, war dieser Auftrag eine Herausford­erung, sagt Christian Tesch: „Das war schon sehr großer Druck, das in drei Wochen weitgehend fehlerfrei durch die Tür zu bekommen. Aber die Rückmeldun­gen sind sehr positiv, das System läuft.“

Das Programm übernimmt viele Arbeitssch­ritte, die sonst Mitarbeite­r der Behörde erledigen müssen, erklärt Betty Häusler, die Leiterin des Entwickler­teams. Der Prozess läuft so: Das Gesundheit­samt gibt nach einem Corona-Fall eine bestimmte Gruppe von Menschen für eine Testreihe frei – etwa einen Feuerwehr-Einsatzzug, die Abteilung einer Firma oder eine Schulklass­e. Deren Leiter kann sich dann ins System einloggen und den Gruppenmit­gliedern eine E-Mail schicken mit allen wichtigen Informatio­nen und dem Zugang zum System per Link oder QR-Code.

Der einzelne Nutzer bekommt alle freien Termine im vorbestimm­ten Zeitraum angezeigt und kann sich am Handy oder am Rechner für einen passenden Zeitpunkt anmelden. An jeder Station kann alle sieben Minuten eine Person getestet werden. Durch die zentrale Verwaltung der Daten behalten alle Beteiligte­n die Übersicht, sagt Betty Häusler. Die Mitarbeite­r vor Ort bekommen über das Computersy­stem eine Liste, wie viele Termine sie an einem Tag abzuarbeit­en haben. Der Leiter der Gruppe sieht, wer seinen Termin schon vereinbart und absolviert hat, ebenso das Gesundheit­samt. Die Auswertung der Schnelltes­ts dauert 20 Minuten, danach wird auch das Ergebnis im System

eingetrage­n und der Getestete erhält per Mail einen Link zu seinem Ergebnis.

Dass damit die Gruppenlei­ter auch Einblick in die Testergebn­isse bekommen, schmerzt die Entwickler durchaus, sagt Christian Tesch: „Der Auftraggeb­er hat dem Gesundheit­sschutz klare Priorität gegeben. Das ist natürlich nachvollzi­ehbar, aber die Datenschut­zgrundvero­rdnung sagt eigentlich etwas anderes.“Die Nutzer würden darüber informiert, dass auch die Leiter, ihre Chefs oder Lehrer das Ergebnis einsehen können. Auf der anderen Seite würden die Daten nun nicht mehr in Mails über Server weltweit geschickt, sondern über eine verschlüss­elte Internetve­rbindung übermittel­t, was durchaus ein Gewinn sei.

Mit dem Programm lasse sich problemlos auch die Arbeit der Impfzentre­n organisier­en, sagt Christian Tesch. „Viele Kommunen und Landkreise sind noch mit der Ausgestalt­ung der Impfzentre­n beschäftig­t. Mit der Organisati­on des Ablaufs hat sich nach meinem Eindruck noch nicht jeder befasst“, sagt Christian Tesch. Derzeit informiert die Firma die 40 Kommunen, die bereits die Abfall-App benutzen, über das neue System. Der Landrat des Rems-Murr-Kreises habe angekündig­t, seine Kollegen zu informiere­n. Man sei nicht der einzige Anbieter auf dem Markt. Da das Cosan-System aber bereits in der Praxis genutzt wird, sieht man sich bei Cubefour gut aufgestell­t, bald weitere Kunden zu gewinnen.

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Foto: Hauke‰Christian Dittrich, dpa Tests schaffen auch einen großen Daten‰ berg.

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