Ohne Zettelwirtschaft zum CoronaSchnelltest
Ein Software-Unternehmen aus dem Landkreis Augsburg hat ein Programm entwickelt, das den Betrieb von Test- und Impfzentren vereinfachen soll. In Baden-Württemberg wird das System bereits verwendet
Königsbrunn Immer neue CoronaRegelungen, Testergebnisse, Kontaktnachverfolgungen – für die Behörden ist es eine Herausforderung, im Datengewirr der Pandemie die Übersicht zu behalten. Nun droht ein weiterer Papierberg bei der Anmeldung für Schnelltest- und Impfzentren. Das Unternehmen Cubefour aus Königsbrunn im Landkreis Augsburg hat nun im Schnellverfahren ein System entwickelt, das den Mitarbeitern der Gesundheitsämter dabei viel Arbeit abnehmen und den Bürgern Ärger bei der Anmeldung ersparen soll. In Baden-Württemberg wird das Programm namens „Cosan Corona-Schnelltest-Anmeldesystem“bereits benutzt.
Bei der Programmierung musste es schnell gehen – wie bei so vielem in der derzeitigen Situation, sagt Christian Tesch, Geschäftsführer von Cubefour. Anfang November erreichte die Königsbrunner Firma der Hilferuf aus dem Rems-MurrKreis bei Stuttgart: „Wir haben für den Landkreis eine Abfall-App programmiert. Jetzt kam die Anfrage, ob wir bei der Anmeldung für ihr Testzentrum helfen können.“Der Kreis betreibt ein Zentrum für Corona-Schnelltests mit drei Teststationen. Die Anmeldung lief bislang weitestgehend über Excel-Listen, was die Koordination der Termine mühsam und fehleranfällig machte.
Nach den Gesprächen über die Anforderungen an das Programm begann ein fünfköpfiges Team am
16. November mit der Arbeit. Am
4. Dezember wurde das System ausgeliefert und ist seitdem im Einsatz. Auch wenn die Firma auf Programme spezialisiert ist, die dem Nutzer eine einfache Handhabung ermöglichen sollen, war dieser Auftrag eine Herausforderung, sagt Christian Tesch: „Das war schon sehr großer Druck, das in drei Wochen weitgehend fehlerfrei durch die Tür zu bekommen. Aber die Rückmeldungen sind sehr positiv, das System läuft.“
Das Programm übernimmt viele Arbeitsschritte, die sonst Mitarbeiter der Behörde erledigen müssen, erklärt Betty Häusler, die Leiterin des Entwicklerteams. Der Prozess läuft so: Das Gesundheitsamt gibt nach einem Corona-Fall eine bestimmte Gruppe von Menschen für eine Testreihe frei – etwa einen Feuerwehr-Einsatzzug, die Abteilung einer Firma oder eine Schulklasse. Deren Leiter kann sich dann ins System einloggen und den Gruppenmitgliedern eine E-Mail schicken mit allen wichtigen Informationen und dem Zugang zum System per Link oder QR-Code.
Der einzelne Nutzer bekommt alle freien Termine im vorbestimmten Zeitraum angezeigt und kann sich am Handy oder am Rechner für einen passenden Zeitpunkt anmelden. An jeder Station kann alle sieben Minuten eine Person getestet werden. Durch die zentrale Verwaltung der Daten behalten alle Beteiligten die Übersicht, sagt Betty Häusler. Die Mitarbeiter vor Ort bekommen über das Computersystem eine Liste, wie viele Termine sie an einem Tag abzuarbeiten haben. Der Leiter der Gruppe sieht, wer seinen Termin schon vereinbart und absolviert hat, ebenso das Gesundheitsamt. Die Auswertung der Schnelltests dauert 20 Minuten, danach wird auch das Ergebnis im System
eingetragen und der Getestete erhält per Mail einen Link zu seinem Ergebnis.
Dass damit die Gruppenleiter auch Einblick in die Testergebnisse bekommen, schmerzt die Entwickler durchaus, sagt Christian Tesch: „Der Auftraggeber hat dem Gesundheitsschutz klare Priorität gegeben. Das ist natürlich nachvollziehbar, aber die Datenschutzgrundverordnung sagt eigentlich etwas anderes.“Die Nutzer würden darüber informiert, dass auch die Leiter, ihre Chefs oder Lehrer das Ergebnis einsehen können. Auf der anderen Seite würden die Daten nun nicht mehr in Mails über Server weltweit geschickt, sondern über eine verschlüsselte Internetverbindung übermittelt, was durchaus ein Gewinn sei.
Mit dem Programm lasse sich problemlos auch die Arbeit der Impfzentren organisieren, sagt Christian Tesch. „Viele Kommunen und Landkreise sind noch mit der Ausgestaltung der Impfzentren beschäftigt. Mit der Organisation des Ablaufs hat sich nach meinem Eindruck noch nicht jeder befasst“, sagt Christian Tesch. Derzeit informiert die Firma die 40 Kommunen, die bereits die Abfall-App benutzen, über das neue System. Der Landrat des Rems-Murr-Kreises habe angekündigt, seine Kollegen zu informieren. Man sei nicht der einzige Anbieter auf dem Markt. Da das Cosan-System aber bereits in der Praxis genutzt wird, sieht man sich bei Cubefour gut aufgestellt, bald weitere Kunden zu gewinnen.