Der getreue Kapellmeister
Dirigent Hans Norbert Bihlmaier wird 80
Stolze Zahlen: In rund 30-jährigem Engagement am Augsburger Theater hat er überschlagsweise 3000 Aufführungen dirigiert: Operette, Spieloper, Belcanto-Oper, große Oper – wie etwa Wagners „Tannhäuser“. Das war zwischen 1973, als er vom Theater Trier nach Augsburg wechselte, und 2004, als er nicht ganz querelenfrei – aber auf eigenen Wunsch – etwas früher in den Ruhestand ging als geplant. Heute feiert Augsburgs langjähriger 1. Kapellmeister Hans Norbert Bihlmaier, der mehr war als ein Garant zuverlässiger musikalischer Umsetzung, seinen 80. Geburtstag.
Und weil sich mancher Solist, manches Chormitglied oben auf der Bühne, mancher Instrumentalist unten im Graben unter dem Stab von Bihlmaier zeit-, fall- und vergleichsweise sicherer und geborgener fühlte, war der gebürtige Schwarzwälder beliebt im Haus – ganz abgesehen davon, dass er auch Premieren rettete: Man entsinnt sich einer Berg-„Lulu“, gewiss nicht einfach zu gestalten, wenn es glitzernd-ambivalent klingen soll, die Bihlmaier kurz vor knapp noch schnell übernahm und zu gelungener Premiere führte: Einer, der hierarchiebedingt und notorisch im Schatten des Generalmusikdirektors zu stehen hat, zeigte in schwieriger Situation, was in ihm steckt.
Hans Norbert Bihlmaier, verheiratet mit einer enorm engagierten Sopranistin, die sich kaum die Butter vom Brot nehmen ließ, plagten am Pult keine spontanen, outrierten Profilneurosen. Das saubere Handwerk war ihm zu Recht die Basis allen Musizierens – nicht eine wirkungsvoll ausgestellte Genialität. Und so erinnert man sich an spritzige, spielfreudige, szenisch ironische Produktionen unter seiner Führung am Theater: etwa einer Donizetti„Viva la Mamma“, die ja das eigene Metier auf die Schippe nimmt, etwa einer Rossini-„Cenerentola“, mit der sich Bihlmaier 2004 anspielungsreich verabschiedete.
Mit dem Bergwandern geht es nicht mehr und seit einigen Monaten auch nicht mehr mit dem Orgeln u. a. in St. Elisabeth, Lechhausen. Aber der Fußball ist noch ein Thema. Dass es Zeiten gab in Augsburg, da der Theatergänger froh sein konnte, wenn Bihlmaier auf dem Programmzettel stand und nicht der Name des amtierenden GMD, bleibt abschließend festzuhalten.