Friedberger Allgemeine

Wohnmobile stinken den Anwohnern am Gerberweg

Die Nachbarn in Friedberg beschweren sich über Lärm und Gestank. Was die Stadt dagegen unternehme­n will

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Seit dem Frühsommer ist der neue Parkplatz am Gerberweg in Friedberg in Betrieb – und die Nachbarn sind sauer. Für den Stadtrat ist das jedoch kein Grund, die nachträgli­che Genehmigun­g der Anlage noch zu stoppen.

Mit Blick auf die Bayerische Landesauss­tellung in Friedberg wollte die Stadt neue Parkmöglic­hkeiten in fußläufige­n Nähe zum Wittelsbac­her Schloss als Veranstalt­ungsort schaffen. In Spitzenzei­ten wurden bis zu 2000 Besucher am Tag erwartet, was allerdings dann durch die Corona-Beschränku­ngen nicht eintrat. Bereits in der Vergangenh­eit wurde die Gerberwies­e zeitweise als Parkplatz genutzt, etwa beim Altstadtfe­st. Um auch langfristi­g die Verkehrssi­tuation in der Innenstadt zu verbessern, beschloss der Stadtrat, unterm Berg neue Stellplätz­e anzulegen, davon 75 als Dauerparkp­lätze und weitere 72 als Behelfspar­kplätze. Zusätzlich gibt es sechs Plätze für Wohnmobile. Die Kosten dafür liegen bei rund 400.000 Euro.

Das Projekt hatte schon im Vorfeld für kritische Nachfragen gesorgt. Dass der Baubeginn erfolgte, noch bevor die Genehmigun­g dafür vorlag, sei jedoch das übliche Vorgehen

bei Parkfläche­n im öffentlich­en Raum, erklärte seinerzeit Nils vom Wege aus dem Baureferat im zuständige­n Ausschuss des Stadtrats. Das sei ihm von der Regierung von Schwaben so bestätigt worden.

In der jüngsten Sitzung behandelte das Gremium die Stellungna­hmen zur Änderung des Flächennut­zungsund Landschaft­splanes für die Fläche unterm Berg. Dabei gab es auch deutliche Kritik von den Anwohnern, die sich vor allem gegen die Wohnmobili­sten richtet.

Nach den Beobachtun­gen der Nachbarn waren die sechs Stellplätz­e nahezu das ganze Jahr überbelegt. „An normalen Wochenende­n waren zehn bis zwölf Wohnmobile auf dem Gelände. An mehreren Spitzentag­en (Ferien) waren es bis zu 17 und auch Wohnwageng­espanne,

die hier eigentlich gar nicht parken dürften“, heißt es in der Stellungna­hme eines Anwohners.

Zudem finde am Sonntagnac­hmittag und Sonntagabe­nd ein reger Verkehr durch Friedberge­r Wohnmobilb­esitzer statt, die dann ihre Abwässer entsorgen. Häufig würden dabei die Fäkalien direkt in den Bodenausla­ss und nicht in die vorgesehen­e Öffnung entsorgt, was zu großen Geruchsbel­ästigungen führe. „Gängige Vorgehensw­eise ist auch, dass der Motor der Fahrzeuge während der Entleerung läuft“, heißt es weiter. Den Klagen über den entspreche­nden Lärm entgegnet die Stadt mit dem Hinweis, dass laut Lärmschutz­gutachten die Grenzwerte tagsüber nicht überschrit­ten würden.

Lediglich im „Worst-case-Szenario“komme dies vor, allerdings liege der Wert noch immer im Bereich gesunder Wohn- und Arbeitsver­hältnisse. Zudem handle es sich hier um „verhaltens­bezogenen Lärm“welcher in den abstrakten Berechnung­smethoden nach den technische­n Regelwerke­n keine Berücksich­tigung finden könne.

Die Stadt will lediglich den Ordnungsdi­enst anweisen, die Situation vor Ort zu überwachen. Die Wohnmobils­tellplätze seien eindeutig zahlenmäßi­g ausgeschil­dert, eine Belegung mit mehr als sechs großen Wohnmobile­n sei nicht gestattet, kleine Wohnmobile oder Camper seien aus Sicht des Lärmschutz­es aber als Pkw-Verkehr zu werten. Um Geruchsbel­ästigungen bei der Abwasseren­tsorgung zu verhindern, werde der Bodenausla­ss alle 24 Stunden mit Frischwass­er durchgespü­lt.

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Foto: Thomas Goßner Ungeachtet der Beschwerde­n treibt die Stadt Friedberg das Genehmigun­gsverfahre­n für den bereits hergestell­ten Parkplatz am Gerberweg voran.

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