Friedberger Allgemeine

Gislason dämpft die Erwartunge­n

Normalerwe­ise rufen die deutschen Handballer vor jedem großen Turnier eine Medaille als Ziel aus. Doch dieses Mal ist alles anders

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Dortmund (dpa) – Alfred Gislason saß mit ernster Miene in seinem Arbeitszim­mer und dämpfte die Erwartunge­n an die deutschen Handballer für die XXL-Weltmeiste­rschaft in Ägypten. „Das Ziel ist traditione­ll das Halbfinale. Das ist in dieser Konstellat­ion aber nicht realistisc­h, weil wir eine relativ neue und unerfahren­e Mannschaft haben“, betonte der Bundestrai­ner am Montag nach der Nominierun­g des 20-köpfigen WM-Kaders angesichts von sieben prominente­n Absagen im Vorfeld. „Es sind einige dabei, die internatio­nal wenig Erfahrung haben. Wir haben viel Arbeit vor uns und müssen schauen, was möglich ist.“

Mit sechs Europameis­tern von 2016 und zwei Neulingen reist die DHB-Auswahl, die von Kapitän Uwe Gensheimer angeführt wird, an den Nil. Dort trifft der WM-Vierte von 2019 in der Vorrunde auf Uruguay, WM-Neuling Kap Verde und Ungarn. „Ich hätte natürlich lieber den kompletten Kader zur Verfügung gehabt und hoffe, dass sich einige Spieler in den Vordergrun­d spielen können“, sagte Gislason. Wegen der Corona-Krise haben die Leistungst­räger Hendrik Pekeler, Patrick Wiencek, Finn Lemke und Steffen Weinhold aus familiären Gründen ihren freiwillig­en Verzicht auf das Turnier vom 13. bis 31. Januar erklärt.

Dadurch bricht Gislason der komplette Innenblock in der Defensive weg. „Die Abwehr sieht ganz anders aus als erhofft. Wir sind gezwungen, mehr zu experiment­ieren“, sagte der 61 Jahre alte Isländer. „Das Problem ist, dass wir keine große Auswahl an deutschen Spielern haben, die in der Bundesliga im Innenblock spielen.“Aus gesundheit­lichen Gründen fehlen zudem die Rückraumsp­ieler Fabian Wiede, Franz Semper und Tim Suton. Immerhin sind mit Torwart Andreas Wolff sowie den Feldspiele­rn Tobias Reichmann, Kai Häfner, Julius Kühn, Christian Dissinger und Jannik Kohlbacher noch ein halbes Dutzend EM-Sieger von 2016 dabei. Dissinger, der mit Vardar Skopje im Vorjahr die Champions League gewann, gibt nach mehr als vier Jahren sein Comeback im DHB-Trikot. Vor ihrem Länderspie­ldebüt stehen Sebastian Firnhaber und Antonio Metzner vom Bundesligi­sten HC Erlangen.

Im Tor setzt Gislason neben Wolff auf die Routiniers Johannes Bitter und Silvio Heinevette­r. „Das Prunkstück der deutschen Mannschaft waren immer eine sehr gute Abwehr und herausrage­nde Torhüter. Die Drei sind in dieser Situation jetzt extrem wichtig“, schickte der Bundestrai­ner einen Gruß an die

Adresse des Torwart-Trios. Prominente­stes Opfer bei der Nominierun­g war Patrick Groetzki. Der Rechtsauße­n von den Rhein-Neckar Löwen wurde wie schon bei der EM 2020 nicht berücksich­tigt. Fehlen wird auch Rückraumsp­ieler Sebastian Heymann. Der 22-Jährige vom Bundesligi­sten Frisch Auf Göppingen soll nach einem Kreuzbandr­iss erst langsam wieder an die hohe Belastung herangefüh­rt werden und bleibt daher zu Hause. „Die Option, ihn nachzuhole­n, ist aber da“, sagte DHB-Sportvorst­and Axel Kromer.

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Foto: „Das Ziel ist traditione­ll das Halbfinale. Das ist in dieser Konstellat­ion aber nicht realistisc­h, weil wir eine neue und unerfahren­e Mannschaft haben“, betonte der Bundestrai­ner nach der Nominierun­g des 20‰köpfigen WM‰Kaders. J. Stratensch­ulte, dpa

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