Gutscheine sind in Augsburg begehrt wie nie zuvor
Händler sprechen gerade jetzt von einer großen Nachfrage. Ein Beispiel: Weil die Weihnachtsfeier ausfallen musste, belohnt eine Kanzlei die Mitarbeiter und unterstützt zugleich die Wirtschaft
Wenn es in diesem Jahr um Weihnachtsgeschenke geht, spielen Gutscheine eine noch wichtigere Rolle als in den Jahren zuvor. Augsburgs Händler bestätigen, dass die Nachfrage in den zurückliegenden Wochen besonders hoch gewesen ist. Konkrete Zahlen liegen nicht vor. Anders sieht es bei der Stadtmarketinggesellschaft Augsburg Marketing aus. Sie vertreibt den City-Gutschein. Bis Mitte Dezember wurden bereits Gutscheine im Gesamtwert von mehr als 700.000 Euro verkauft. Das ist ein Sprung gegenüber früheren Jahren. Zuletzt lag der Verkaufswert bei 250.000 Euro.
Ekkehard Schmölz, Leiter von Augsburg Marketing, spricht von einem „vorweihnachtlichen Geschenk“an die Innenstadt. Der Augsburg-City-Gutschein unterstützt über 120 lokale Einzelhändler, Gastronomen, Dienstleister und kulturelle Einrichtungen in der Stadt und kann direkt dort eingelöst werden. Den Gutschein gibt es für Privatpersonen im Wert von zehn, 25 und 50 Euro. Für Arbeitgeber gibt es ein besonderes Modell: Sie zahlen 44 Euro für einen Gutschein.
Schmölz bestätigt, dass es in diesem Jahr sehr viele Unternehmen gegeben habe, die auf den Augsburg-Gutschein setzten. Mit dem Kauf könnten Privatpersonen und Firmen den Handel und die Kulturszene unterstützen. „Ich denke, hier zeigt sich auch ein entsprechender Solidaritätsgedanke“, sagt Schmölz.
Zu den Großabnehmern der Gutscheine gehört die Wirtschaftskanzlei Sonntag & Partner. Ulrich Derlien sagt: „Wir haben nicht nur unseren Mitarbeitern etwas Gutes getan, sondern dies zielgerichtet auf die lokale Wirtschaft ausgerichtet“. Die nach seinen Worten sonst großzügig ausgerichtete Weihnachtsfeier, zu der die Kanzlei ihre Mitarbeiter
traditionell einlädt, musste wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Es gab eine Planänderung. Die Kanzlei ließ die stornierten Feierlichkeiten der Belegschaft zugutekommen – „und nicht nur dieser“, so Derlien. Für die knapp 380 Mitarbeiter gab es einen City-Gutschein des jeweiligen Standorts Augsburg, Ulm oder Nürnberg. Den dreistelligen Betrag soll die Belegschaft nutzen, um sich einen Weihnachtswunsch zu erfüllen. „Gleichzeitig werden lokaler Handel und Wirtschaft unterstützt“, betont Derlien.
Das Geschäft mit den Gutscheinen sei ein gewisser Ausgleich zu fehlenden Umsätzen wegen Corona, sagt Andreas Gärtner vom Einzelhandelsverband. Der harte Lockdown habe die Geschäfte hart getroffen. Viele Händler berichten laut Gärtner, dass es gerade deshalb noch eine hohe Nachfrage nach Gutscheinen gebe, die dann von den Händlern versandt würden. „Insbesondere
im Bereich Bücher, Uhren, Schmuck, Elektronik und Parfümerie werden zahlreiche Gutscheine versendet, aber auch in den anderen Branchen ist ein höheres Volumen als im Vorjahr zu verzeichnen“, informiert der Vertreter des Einzelhandelsverbands. Dem Käufer bleibe ja auch kaum eine Alternative: „Wie sollte es auch anders sein, wenn ich weder direkt einkaufen kann, noch die Abholung von Waren möglich ist, bleibt ja nur der Gutschein, wenn ich meinen Lieblingsladen unterstützen möchte“.
Gutscheine vertreibt auch Kinobetreiber und Kaffeehausbesitzer Franz Fischer. Nach seinen Worten lief das Geschäft mit Kino-Gutscheinen vor allem im ersten Lockdown hervorragend. Stammkunden hätten sich eingedeckt. Im Vergleich sehe es jetzt in der Weihnachtszeit etwas schlechter aus.
Die Rekordsumme beim Verkauf des Augsburg-Gutscheins ist laut
Schmölz nicht allein mit dem Weihnachtsgeschäft zu erklären. Die Werbekampagne sei bereits im Frühjahr beim ersten Lockdown gestartet worden. In diesem Fall gab es eine gemeinsame Aktion mit den Stadtwerken Augsburg. Wechselprämien von neuen StadtwerkeKunden wurden mit dem City-Gutschein kombiniert. In der Summe kam hier ein Betrag von mehr als 100.000 Euro zusammen.