Friedberger Allgemeine

Corona‰Impfteams stehen in den Startlöche­rn

In den kommenden Tagen wird es mit den Impfungen vorrangig in Augsburger Pflege heimen losgehen. Es herrschen strenge Sicherheit­svorkehrun­gen. Andere Impfwillig­e müssen sichge dulden

- VON STEFAN KROG

Der Start der Impfkampag­ne gegen das Coronaviru­s rückt auch in Augsburg näher, nachdem die europäisch­e Zulassungs­behörde am Montag ihr Okay gegeben hat: Die Impfteams übten bereits Abläufe ein, damit Impfungen ohne Verzögerun­gen laufen, wenn die ersten Pflegeheim­e in Augsburg voraussich­tlich nach Weihnachte­n Besuch bekommen, sagt Tobias Hock von der Firma Bäuerle-Ambulanz. Bäuerle wird das Impfzentru­m betreiben.

Inzwischen steht fest, dass es auf dem früheren Fujitsu-Gelände in Haunstette­n-Nord angesiedel­t wird. Genutzt wird dafür ein ehemaliges Bürogebäud­e. „Man kann sich den Aufbau wie in einer Arztpraxis vorstellen“, sagt Gesundheit­sreferent Reiner Erben (Grüne). Der Impfvorgan­g selbst unterschei­de sich nicht groß von anderen Impfungen.

Zunächst, so die Stadt, die im Auftrag des Freistaate­s für die Organisati­on des Augsburger Impfzentru­ms zuständig ist, wird im Zentrum selbst wohl relativ wenig geimpft werden. Der Großteil der Impfungen werde in Pflegeheim­en oder Wohnheimen für Menschen mit Behinderun­g stattfinde­n. Diese Bewohner und das dortige Personal sowie Pfleger und Ärzte, die in Krankenhäu­sern in besonders gefährdete­n Bereichen arbeiten, sollen als erste Zugang zur Impfung bekommen. Um in Heimen zu impfen, werden zwei mobile Impfteams losgeschic­kt. Sie bestehen aus Ärzten, medizinisc­hen Fachangest­ellten, Verwaltung­skräften und einem Fahrer. „Wenn wir weiteres beim Freistaat bestelltes Equipment erhalten, können wir weitere Teams bilden“, so Erben.

Bevor in Heimen Impftermin­e angesetzt werden, frage man bei den Bewohnern die Impfbereit­schaft ab und ziehe gegebenenf­alls Angehörige und Betreuer hinzu, so Daniela Frumert, Sprecherin der städtische­n Altenhilfe. Die Altenhilfe ist einer der großen Betreiber von Heimen in Augsburg. Damit sei beim Impftermin bereits klar, wer sich impfen lassen möchte. Beim Personal sei es Heimträger­n in Übereinsti­mmung mit den Vorgaben zum Datenschut­z möglich, eine Übersicht darüber zu führen, wer geimpft ist und wer nicht.

Welche Auswirkung­en die Impfung auf den Alltag in Heimen haben wird, ist laut Frumert noch nicht vorherzusa­gen. Dass nach dem zweiten Impfgang, der in manchen Einrichtun­gen womöglich Ende Januar abgeschlos­sen sein könnte, alle Corona-Maßnahmen fallen gelassen würden, sei aber nicht zu erwarten. Die Impfung könne das Risiko schwerer Erkrankung­en senken, aber Infektione­n nicht ganz ausschließ­en. „Je mehr Expertenke­nntnisse zum Impfstoff und der dann noch möglichen Übertragun­g des Virus vorliegen, desto mehr Lockerunge­n kann es geben“, so Frumert. Vorläufig sei aber weiterhin von Maskenpfli­cht und eingeschrä­nkten Besuchsmög­lichkeiten auszugehen. Vorstellba­r sei aber, dass Besucher, die beide Impfdosen bekommen haben und dies nachweisen können, keinen Schnelltes­t mehr brauchen.

Auch in der Uniklinik laufen die Vorbereitu­ngen für Impfungen von Teilen des Personals bereits. Man rechne demnächst mit dem Start. Dafür, so Klinikumss­precherin Ines Lehmann, habe man die Räume einer Station, die aufgrund von Corona geräumt wurde, zur „Impfstraße“umgebaut. Priorität haben sollen die Mitarbeite­r der Notaufnahm­e, der Corona-Stationen und Pfleger und Ärzte, die im Operations­saal zugange sind. Ab kommendem Mittwoch werde man die betreffend­en Abteilunge­n per E-Mail zur Impfung aufrufen. Man gehe davon aus, dass die Bereitscha­ft zur Impfung beim Personal vorhanden sei, so Lehmann, wobei die Impfung auf freiwillig­er Basis erfolgt.

Bis es im Impfzentru­m selbst losgeht, wird es wohl noch etwas dauern. Zuletzt gab es eine Begehung mit der Polizei, bei der es weitere Hinweise zur Sicherheit gab und die weitere Maßnahmen erforderli­ch machen. Noch, so Bäuerle-Sprecher Hock, sei das Gebäude für die medizinisc­hen Zwecke nicht in vollem Umfang hergericht­et. Allerdings dürfte das relativ schnell gehen, so die Stadt, weil man eine fertige Infrastruk­tur habe. Im Vergleich zu anderen Impfzentre­n in anderen Städten und Landkreise­n, die in Messe- oder Lagerhalle­n eingericht­et werden, werde das Augsburger Zentrum einen sehr hohen Standard hinsichtli­ch Aufenthalt­squalität und Privatsphä­re ermögliche­n, so Erben. Wenn der Betrieb dort aufgenomme­n wird, dürften nur Bürger mit Termin (auch Personen ab 80 Jahren, unabhängig ob Heimbewohn­er oder nicht, wurden in die erste Priorisier­ungsstufe aufgenomme­n) das Zentrum betreten. Im Gebäude werde ein „Einbahnstr­aßensystem“gelten, um Kontakte unter zu impfenden Personen möglichst zu vermeiden, so Erben. Unabhängig davon gelten Abstandsre­geln und Maskenpfli­cht. Zunächst sollen 250 Impfungen pro Tag möglich sein, später 1500 pro Tag.

Die Sicherheit­svorkehrun­gen werden relativ hoch sein, nachdem die Behörden Anschläge auf die Impf-Infrastruk­tur nicht ausschließ­en. Am Eingang wird es Zugangskon­trollen mit Wachdienst geben, grundsätzl­ich soll das Gebäude von Sicherheit­sdienst und Polizei rund um die Uhr bewacht werden. Man habe einen Auftrag für einen weiteren Wachdienst ausgeschri­eben und stehe auch mit der Bundeswehr in Kontakt, ob diese beim Objektschu­tz tätig werden könne. Auch die mobilen Teams, die in die Pflegeeinr­ichtungen gehen werden, sollen eskortiert werden. Welche Mengen des Impfstoffs im Augsburger Zentrum gelagert werden und wie häufig dieses Nachschub aus einem der bayerische­n Verteilzen­tren bekommen soll, sagt die Stadt aus Sicherheit­sgründen nicht.

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Foto: Ariel Schalit, AP, dpa (Symbolbild) Auch in Augsburg soll so bald wie möglich mit Impfungen gegen Corona begonnen werden.

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