CoronaImpfteams stehen in den Startlöchern
In den kommenden Tagen wird es mit den Impfungen vorrangig in Augsburger Pflege heimen losgehen. Es herrschen strenge Sicherheitsvorkehrungen. Andere Impfwillige müssen sichge dulden
Der Start der Impfkampagne gegen das Coronavirus rückt auch in Augsburg näher, nachdem die europäische Zulassungsbehörde am Montag ihr Okay gegeben hat: Die Impfteams übten bereits Abläufe ein, damit Impfungen ohne Verzögerungen laufen, wenn die ersten Pflegeheime in Augsburg voraussichtlich nach Weihnachten Besuch bekommen, sagt Tobias Hock von der Firma Bäuerle-Ambulanz. Bäuerle wird das Impfzentrum betreiben.
Inzwischen steht fest, dass es auf dem früheren Fujitsu-Gelände in Haunstetten-Nord angesiedelt wird. Genutzt wird dafür ein ehemaliges Bürogebäude. „Man kann sich den Aufbau wie in einer Arztpraxis vorstellen“, sagt Gesundheitsreferent Reiner Erben (Grüne). Der Impfvorgang selbst unterscheide sich nicht groß von anderen Impfungen.
Zunächst, so die Stadt, die im Auftrag des Freistaates für die Organisation des Augsburger Impfzentrums zuständig ist, wird im Zentrum selbst wohl relativ wenig geimpft werden. Der Großteil der Impfungen werde in Pflegeheimen oder Wohnheimen für Menschen mit Behinderung stattfinden. Diese Bewohner und das dortige Personal sowie Pfleger und Ärzte, die in Krankenhäusern in besonders gefährdeten Bereichen arbeiten, sollen als erste Zugang zur Impfung bekommen. Um in Heimen zu impfen, werden zwei mobile Impfteams losgeschickt. Sie bestehen aus Ärzten, medizinischen Fachangestellten, Verwaltungskräften und einem Fahrer. „Wenn wir weiteres beim Freistaat bestelltes Equipment erhalten, können wir weitere Teams bilden“, so Erben.
Bevor in Heimen Impftermine angesetzt werden, frage man bei den Bewohnern die Impfbereitschaft ab und ziehe gegebenenfalls Angehörige und Betreuer hinzu, so Daniela Frumert, Sprecherin der städtischen Altenhilfe. Die Altenhilfe ist einer der großen Betreiber von Heimen in Augsburg. Damit sei beim Impftermin bereits klar, wer sich impfen lassen möchte. Beim Personal sei es Heimträgern in Übereinstimmung mit den Vorgaben zum Datenschutz möglich, eine Übersicht darüber zu führen, wer geimpft ist und wer nicht.
Welche Auswirkungen die Impfung auf den Alltag in Heimen haben wird, ist laut Frumert noch nicht vorherzusagen. Dass nach dem zweiten Impfgang, der in manchen Einrichtungen womöglich Ende Januar abgeschlossen sein könnte, alle Corona-Maßnahmen fallen gelassen würden, sei aber nicht zu erwarten. Die Impfung könne das Risiko schwerer Erkrankungen senken, aber Infektionen nicht ganz ausschließen. „Je mehr Expertenkenntnisse zum Impfstoff und der dann noch möglichen Übertragung des Virus vorliegen, desto mehr Lockerungen kann es geben“, so Frumert. Vorläufig sei aber weiterhin von Maskenpflicht und eingeschränkten Besuchsmöglichkeiten auszugehen. Vorstellbar sei aber, dass Besucher, die beide Impfdosen bekommen haben und dies nachweisen können, keinen Schnelltest mehr brauchen.
Auch in der Uniklinik laufen die Vorbereitungen für Impfungen von Teilen des Personals bereits. Man rechne demnächst mit dem Start. Dafür, so Klinikumssprecherin Ines Lehmann, habe man die Räume einer Station, die aufgrund von Corona geräumt wurde, zur „Impfstraße“umgebaut. Priorität haben sollen die Mitarbeiter der Notaufnahme, der Corona-Stationen und Pfleger und Ärzte, die im Operationssaal zugange sind. Ab kommendem Mittwoch werde man die betreffenden Abteilungen per E-Mail zur Impfung aufrufen. Man gehe davon aus, dass die Bereitschaft zur Impfung beim Personal vorhanden sei, so Lehmann, wobei die Impfung auf freiwilliger Basis erfolgt.
Bis es im Impfzentrum selbst losgeht, wird es wohl noch etwas dauern. Zuletzt gab es eine Begehung mit der Polizei, bei der es weitere Hinweise zur Sicherheit gab und die weitere Maßnahmen erforderlich machen. Noch, so Bäuerle-Sprecher Hock, sei das Gebäude für die medizinischen Zwecke nicht in vollem Umfang hergerichtet. Allerdings dürfte das relativ schnell gehen, so die Stadt, weil man eine fertige Infrastruktur habe. Im Vergleich zu anderen Impfzentren in anderen Städten und Landkreisen, die in Messe- oder Lagerhallen eingerichtet werden, werde das Augsburger Zentrum einen sehr hohen Standard hinsichtlich Aufenthaltsqualität und Privatsphäre ermöglichen, so Erben. Wenn der Betrieb dort aufgenommen wird, dürften nur Bürger mit Termin (auch Personen ab 80 Jahren, unabhängig ob Heimbewohner oder nicht, wurden in die erste Priorisierungsstufe aufgenommen) das Zentrum betreten. Im Gebäude werde ein „Einbahnstraßensystem“gelten, um Kontakte unter zu impfenden Personen möglichst zu vermeiden, so Erben. Unabhängig davon gelten Abstandsregeln und Maskenpflicht. Zunächst sollen 250 Impfungen pro Tag möglich sein, später 1500 pro Tag.
Die Sicherheitsvorkehrungen werden relativ hoch sein, nachdem die Behörden Anschläge auf die Impf-Infrastruktur nicht ausschließen. Am Eingang wird es Zugangskontrollen mit Wachdienst geben, grundsätzlich soll das Gebäude von Sicherheitsdienst und Polizei rund um die Uhr bewacht werden. Man habe einen Auftrag für einen weiteren Wachdienst ausgeschrieben und stehe auch mit der Bundeswehr in Kontakt, ob diese beim Objektschutz tätig werden könne. Auch die mobilen Teams, die in die Pflegeeinrichtungen gehen werden, sollen eskortiert werden. Welche Mengen des Impfstoffs im Augsburger Zentrum gelagert werden und wie häufig dieses Nachschub aus einem der bayerischen Verteilzentren bekommen soll, sagt die Stadt aus Sicherheitsgründen nicht.