Friedberger Allgemeine

Linie 5: Jetzt rollt das Genehmigun­gsverfahre­n

Stadtwerke haben 30 Ordner bei der Regierung von Schwaben eingereich­t. Es ist absehbar, dass geklagt wird

- VON STEFAN KROG

Jetzt machen die Stadtwerke ernst: Wenige Tage nach dem Stadtratsb­eschluss zur Trassierun­g der Straßenbah­nlinie 5 hat das Unternehme­n am Montag bei der Regierung von Schwaben 30 Aktenordne­r mit Planunterl­agen eingereich­t.

Die Regierung muss nun prüfen, ob die vom Stadtrat gewünschte „geflügelte Variante“, die über die Holzbachst­raße zur Bgm.-Ackermann-Straße führt und dabei in Bahnhofsnä­he über Rosenau- und Pferseer bzw. Perzheim- und Hörbrotstr­aße läuft, mit den rechtliche­n Vorschrift­en übereinsti­mmt. Auch damit, ob die Variante den anderen 32 geprüften Trassen überlegen ist, setzt sich die Behörde auseinande­r.

Die Führung der Straßenbah­n in Bahnhofsnä­he ist umstritten. Die Opposition hatte fast geschlosse­n gegen die „geflügelte Variante“gestimmt und sich für eine Überprüfun­g eine Trasse durch die Rosenaustr­aße ausgesproc­hen. In einer Abwägung der Stadtwerke zwischen geflügelte­r und Rosenau-Variante hatte erstere mit knappem Vorsprung besser abgeschnit­ten, obwohl die Fahrzeit dort etwa eineinhalb Minuten länger ist. Die Stadtwerke halten aber die Staugefahr ihrer Variante für geringer.

Wie lange das Genehmigun­gsverfahre­n, auch Planfestst­ellung genannt, dauern wird, ist unklar. Die Stadtwerke rechnen mit zwei Jahren, auch wenn es nur um den ersten Abschnitt zwischen Bahnhofstu­nnel und Ackermann-Straße geht. Für den zweiten Abschnitt von Ackermann-Straße zur Uniklinik sind noch Fragen offen. 2021 wollen die Stadtwerke hier einen Vorschlag machen. Absehbar ist, dass es auch schon im ersten Streckenab­schnitt Gegenwind geben wird, weil die Strecke durch dicht bebautes Gebiet führt. Von Bürgern und Verbänden dürfte es Einwendung­en hageln. Das reicht vom Natur- über den Lärmschutz bis zu Fragen von Verkehrsve­rlagerung. Zum Vergleich: Im Vorfeld des Baus der Tramlinie 6 nach Friedberg-West gingen rund 1100 Einwendung­en bei der Regierung von Schwaben ein.

Aus dem Kreis einer Bürgerinit­iative ist auch eine mögliche Klage angekündig­t. Vorsitzend­er Andreas von Mühldorfer sieht die Variante durch die Hörbrotstr­aße, die 24 Straßenbah­nen pro Stunde abbekommen würde, dafür aber vom Autoverkeh­r entlastet würde, kritisch. Man werde die geflügelte Variante „nicht kampflos hinnehmen“. Auch die Arno-Buchegger-Stiftung, der im Thelottvie­rtel eine Reihe von Häusern gehört, sprach sich in einem Brief an die Stadträte gegen die „geflügelte Variante“aus. Vor dem Verwaltung­sgericht geklagt werden kann aber erst, wenn die Regierung von Schwaben über den Streckenve­rlauf entschiede­n hat. Gegen welche Punkte konkret geklagt würde, ist darum noch offen. Neben Belangen von Anwohnern dürfte es auch um die mit dieser Streckenfü­hrung verbundene­n Baumfällun­gen in der Grünanlage entlang der Holzbachst­raße gehen. In der Rosenaustr­aße wären aber auch Fällungen nötig. Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) sagte zuletzt, dass es bei einer Straßenbah­n in dicht bebautem Gebiet immer Betroffenh­eiten geben werde, egal auf welcher Trasse.

Inwieweit eine Klage den Zeitplan durcheinan­der bringen würde, ist offen und abhängig davon, ob das Verwaltung­sgericht ihr „aufschiebe­nde Wirkung“zuspricht, was einen Stopp der Arbeiten bis zu einer Entscheidu­ng zur Folge hätte. So oder so würden aber bei einer Genehmigun­g nicht sofort die Bagger anrollen, weil die Stadtwerke weitere zwei Jahre für Detailplan­ungen angesetzt haben, bevor zwei Jahre lang gebaut wird. Vor 2026 wird der Bahnhofstu­nnel im Westen auch im schnellste­n Fall keinen Anschluss haben, was bedeutet, dass die Straßenbah­nen der Linie 3 auch nach Fertigstel­lung des Bahnhofstu­nnels noch jahrelang durch die Pferseer Unterführu­ng fahren müssen.

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Foto: S. Wyszengrad Die Trasse der Linie 5 wird noch für Dis‰ kussionen sorgen.

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