Friedberger Allgemeine

„Auf eine Pandemie kann ma

Seit acht Monaten ist Eva Weber Oberbürger­meisterin der Stadt Augsburg. Sie hatte sich vieles vorgenomme­n, doch infrage gestellt, dennoch ist die Oberbürger­meisterin überzeugt, vieles richtig gemacht zu haben. Ein Gespräch über Regie

- Interview: Stefan Krog und Nicole Prestle

Frau Weber, lassen Sie uns über das beherrsche­nde Thema sprechen, über Corona. In Augsburg gelten seit Wochen strenge Auflagen, der Inzidenzwe­rt ist trotzdem hoch. Woran liegt das, haben wir an irgendeine­m Punkt zu spät auf die Entwicklun­g reagiert? Eva Weber: Zur Einordnung muss man sich die Gesamtsitu­ation anschauen. Wir in Augsburg waren an der Spitze der ansteigend­en Werte. Wenn ich mir nun andere Städte anschaue – München, Nürnberg, Schwabach, Hof, Coburg – dann sieht man, dass wir alle mit der gleichen Entwicklun­g zu kämpfen haben, manche früher, manche später. Wir in Augsburg haben die Situation insoweit im Griff, als wir ein Plateau auf hohem Niveau halten können.

Dennoch beschäftig­t die Bürger hier speziell die Augsburger Situation ... Eva Weber: Viele fragen immer, ob wir im Nachhinein betrachtet etwas falsch gemacht haben. Ich glaube, es wäre seltsam, wenn man in der Rückschau nicht auch mal sagen müsste, dass es auch Punkte gab, bei denen es gehakt hat und die man hätte anders machen können. Wir haben eine Grafik erstellt, auf der man ganz gut ablesen kann, wann wo was genau passiert ist. Da erkennt man gut: Ab dem Wochenende der Friedenspr­eisverleih­ung, dem 10. Oktober, können wir ein exponentie­lles Wachstum verzeichne­n. Da bin ich am Freitagabe­nd aus dem Büro gegangen und wir hatten eine Inzidenz von 29. Am nächsten Tag in der Früh waren wir bei 35, Samstagabe­nd kam die Meldung, dass wir über die 50 sind.

Was hat die Stadt dann gemacht? Weber: Wir haben sehr schnell reagiert, auch mit zusätzlich­en Maßnahmen. Was wir damals gemacht haben – zusätzlich zum Personalau­fbau im Gesundheit­samt – waren ja nicht nur die Maßnahmen der Infektions­schutzvero­rdnung bei einer Inzidenz über 50. Wir haben diese nochmals verschärft und den Lockdown light vorgezogen. Das war für uns ein Risiko, weil noch nicht klar war, ob die Restaurant­s und Dienstleis­tungsbetri­ebe, die wir schon Freitag zugemacht haben, auch für das Wochenende bereits eine Erstattung des Freistaats für ihre Ausfälle bekommen. Mit dem damaligen Erkenntnis­stand waren wir nicht zu spät dran. Im Nachhinein lassen sich Sachen aber immer kritischer betrachten.

Wäre es nicht besser gewesen, statt eines vorgezogen­en soften Lockdowns einen kompletten zu beschließe­n? Weber: Wir müssen auch die Bürgerinne­n und Bürger mitnehmen und immer auch die Verhältnis­mäßigkeit wahren. Verfassung­srechtler haben immer betont, dass man im Frühjahr viel freier beschließe­n konnte, weil keiner wusste, wie sich eine Pandemie auswirkt. Je mehr man über diese Pandemie gelernt hat, desto mehr ist der Grundrecht­sschutz und damit die Frage der Verhältnis­mäßigkeit der Maßnahmen in den Mittelpunk­t gerückt. Deshalb musste man auch zunächst versuchen, mit milderen Maßnahmen das gleiche Ziel zu erreichen. Das ist aus meiner Sicht der Grund, warum Anfang November der Lockdown light kam.

Augsburg war damals beim Inzidenzwe­rt Spitzenrei­ter. Fühlen Sie sich vom Freistaat im Stich gelassen, weil er keine schärferen Maßnahmen zuließ, wie es sie in Berchtesga­den schon bei einem niedrigere­n Wert gab? Weber: Ich habe mich vom Freistaat zu keinem Zeitpunkt im Stich gelassen gefühlt. Und das sage ich jetzt nicht nur deswegen, weil der Ministerpr­äsident, die Gesundheit­sministeri­n und der Gesundheit­sstaatssek­retär meiner Partei angehören, sondern weil’s einfach so ist. Wir sind in einem sehr engen Austausch gewesen und sind es immer noch. Es war gerade in der Zeit Oktober, November, wo wir in Augsburg mit den Zahlen so hochgescho­ssen sind, ein täglicher Austausch. Es hat auch eine Schalte gegeben, in der wir geßen meinsam mit den Landräten Martin Sailer und Klaus Metzger und dem Regierungs­präsidente­n überlegt haben, ob man in Augsburg einen vorgezogen­en, kompletten Lockdown macht wie in Berchtesga­den, weil wir so hoch lagen.

Warum hat man es nicht getan? Weber: Weil wir so enge Verflechtu­ngen in die beiden umliegende­n Landkreise haben. Die hätte man dann auch runterfahr­en müssen, trotz damals viel niedriger Inzidenzwe­rte, denn es macht keinen Sinn, im Stadtgebie­t einen Lockdown zu verhängen, und außenrum geht das normale Leben weiter. Das hätte bedeutet, dass Bürgerinne­n und Bürger, die vielleicht auch asymptomat­isch waren und gar nichts von ihrer Infektion gewusst haben, ins Umland zum Einkaufen und zur sonstigen Freizeitge­staltung ausgewiche­n wären. Wir hätten die Infektions­herde damit verlagert. Wir haben das mit dem Gesundheit­sstaatssek­retär Klaus Holetschek, den Landräten und der Regierung von Schwaben diskutiert.

Sie sind also nicht sauer. Anders herum hört man, Ministerpr­äsident Söder war verärgert, weil Augsburg erst so spät die Hilfe der Bundeswehr angeforder­t hat.

Weber: Die Aussage stimmt nicht. Ich habe nach der Berichters­tattung Ihrer Zeitung Markus Söder angerufen und gefragt. Er sagte, die großen Städte seien seines Erachtens nach insgesamt zu spät dran gewesen. Söder hat das nicht allein auf Augsburg bezogen. Wir haben am 27. Oktober die Anforderun­g an die Bundeswehr gemacht, davor hatten wir schon die Polizei mit ins Boot geholt. Wenn uns jemand am 15. Oktober gesagt hätte, dass wir am 6. November bei einer Inzidenz von 370 landen, dann hätte man schon am 15. Oktober die Bundeswehr geholt. Die Dynamik des exponentie­llen Wachstums war so einfach nicht absehbar.

Gesundheit­sreferent Reiner Erben lehnte die Hilfe der Bundeswehr mit der Begründung ab, man müsse für diese Leute ja erst einmal Arbeitsplä­tze und Unterkünft­e bereit stellen. Ein nicht gerade starkes Argument. Auch sonst hat Herr Erben als Krisenmana­ger oft unglücklic­h reagiert. War es wirklich richtig, das Gesundheit­swesen nach der Wahl seinem Referat zuzuordnen?

Weber: Städtische Ämter sind für sich organisier­t und arbeiten selbststän­dig. Dass die Gesundheit­sämter in ganz Deutschlan­d überforder­t sind mit der Pandemie, darüber wird immer wieder berichtet. In Augsburg gibt es ein städtische­s Gesundheit­samt, das gibt es fast nirgends in Bayern. Alles, was hier passiert, kann man deshalb immer in Verbindung bringen mit Lokalpolit­ikern. Woanders gibt es diese Verflechtu­ngen gar nicht. Ich weiß aber von Landrats- und Oberbürger­meisterkol­legen, dass die Situation in anderen Städten zum Teil viel gravierend­er ist als in Augsburg.

Was läuft schief, anderswo und hier? Weber: In Augsburg haben wir mit Veränderun­gsprozesse­n zu tun. Innerhalb von wenigen Tagen wurde das Personal verdoppelt, das muss eine Organisati­on auch erst mal schaffen. Das ist ähnlich wie in Unternehme­n, die gerade Schrumpfun­gsprozesse durch Kurzarbeit oder Homeoffice erleben. Damit muss man erst einmal umgehen lernen.

Noch mal: Herr Erben hat Ihrer Ansicht nach als Krisenmana­ger also alles richtig gemacht?

Weber: Natürlich gibt es Prozesse, die nicht gut gelaufen sind. Die Umstellung der Software wurde nicht ausreichen­d kommunizie­rt und die damit auftretend­en Fragen bezüglich der Richtigkei­t der Zahlen waren nicht vertrauens­bildend. Das war unnötig. Eine Ausnahmesi­tuation wie eine Pandemie ist jedoch eine Mannschaft­sleistung. Das kann man nicht auf eine Person fokussiere­n und die ist dann schuld oder nicht. Ich weiß nicht, ob man sich von auauch nur halbwegs ein Bild davon machen kann, was hier in den letzten Wochen von den Mitarbeite­nden geleistet worden ist. Ich bin dankbar, dass wir Verwaltung­smitarbeit­erinnen und -mitarbeite­r haben, die von jetzt auf gleich ihren Stift haben fallen lassen bei ihrer eigentlich­en Arbeit und in Führungsau­fgaben gegangen sind, um ein Gesundheit­samt mit guten Strukturen für diese herausford­ernde Zeit aufzubauen. Das ist nichts, was spurlos an einer Organisati­on vorbeigeht.

Das Krisenmana­gement der Stadt wird auch in sozialen Netzwerken diskutiert, zum Teil scharf oder auch unsachlich. Hat sich der Umgangston in der Gesellscha­ft verändert?

Weber: Ich finde schon, dass er sich verändert hat. Vor allem bei Facebook wird inzwischen ein grenzwerti­ger Ton angeschlag­en. Wir stellen fest, dass – egal bei welchem Thema – es eine Handvoll Leute gibt, die knallhart unterwegs und mit allem nicht zufrieden sind. Da muss man sich leider oft sagen: links rein, rechts raus. Was strafrecht­lich relevant ist, ahnden wir. Aber das ist offenbar der Ton in sozialen Medien.

Können Sie alle Anfechtung­en einfach so wegstecken?

Weber: Es gibt ein Sprichwort, das heißt: Wenn einem heiß ist, sollte ma den. Wenn man p ist, darf man nicht und wegen jeder brechen. Kritik i was grundsätzl­ich normal, dass Fehl raus muss man le normal, dass nicht den ist mit dem, Aber wenn Gren werden, ist bei mi

Wie schützen und e Weber: Ich lese be nicht mehr. Das überhaupt nicht, Kandidaten, die loslassen. Wie ich Das geht tatsächl nicht, seit Monat voraus angesagt. denen ich abscha man an einer Han Krisenzeit, ich bin Dauermodus.

So hatten Sie sich bürgermeis­terin wa vorgestell­t?

Weber: Was heißt Ich bin ja nicht bla was so ein Amt mi war ich auch zu n dran, als dass ich

können, wie die Dinge laufen. Aber mit so einer Pandemie konnte niemand rechnen und darauf kann man sich eben auch nicht perfekt vorbereite­n. Da passieren jeden Tag neue Dinge, die geregelt werden müssen. Auf was ich mich verlassen kann, ist ein Team, das funktionie­rt, und da meine ich jetzt nicht nur meine engsten Mitarbeite­r, sondern auch die Führungsgr­uppe Katastroph­enschutz, in der die Feuerwehr, Rettungsdi­enste und Unikliniku­m dabei sind. Es gibt in dieser Stadtverwa­ltung so viele Menschen, die schlau sind und wissen, wovon sie reden. In so einer Krise werden die Kräfte gebündelt und es wird die ganze berufliche Erfahrung von allen zusammenge­packt. Da ist in den letzten Monaten so viel Gutes gemacht worden, über das halt nur nicht immer berichtet worden ist.

Sie dürfen gerne ein Beispiel nennen. Weber: Ich glaube schon, dass wir in Augsburg die Pandemie und alles, was mit ihr zu tun hat und unter Beachtung auch der Fehler, die passiert sind, gut im Griff haben. Ich habe Zeiten in diesem Jahr erlebt, wo täglich unzählige Verfügunge­n des Freistaate­s und ministerie­lle Schreiben eingingen. Die müssen ausgewerte­t, eingeordne­t, umgesetzt werden. Ich habe Mitarbeite­nde erlebt, die bis zum Rand der Erschöpfun­g auch an Wochenende­n in Videokonfe­renzen präsent waren. Wenn am Adventsson­ntag Bundeskanz­lerin und Ministerpr­äsidenten tagen, dann sitzt der operative Krisenstab, der nicht nur aus der Stadtspitz­e besteht, vor der Pressekonf­erenz und danach werden die Aufgaben verteilt, weil man keine Zeit verlieren will. Oder das Stammperso­nal des Gesundheit­samtes, das mit seinem Fachwissen als Multiplika­tor eine Schaltzent­rale für die Bekämpfung der Pandemie ist. Oder die Lehrer, Erzieher, die den Laden am Laufen gehalten haben. Ich bin stolz und dankbar auf diese Teams, die so viel geleistet haben.

Sie sind seit Mai im neuen Amt. Hat Corona in dieser Zeit alles bestimmt?

Weber: Nein, aber vieles. Es sind aber auch viele andere Themen bearbeitet worden, eine Stadt steht ja nicht still und man darf nicht den Blick für das große Ganze verlieren. Es sind viele Beschlüsse gefasst worden – zu den Schulsanie­rungen, zur Linie 5, zum Klimaschut­z und dann der Doppelhaus­halt, der nur mit sieben Gegenstimm­en verabschie­det wurde. Das war viel Arbeit, diese Mehrheiten zu gestalten, aber das hat mich glücklich gemacht, weil es zeigt, dass das gemeinsame Verantwort­ungsbewuss­tsein der Stadträte für Augsburg groß ist. Oder auch das Thema der digitalen Endgeräte für Schüler oder das Hundert-Millionen-Programm für künstliche Intelligen­z… Es ist so viel dieses Jahr passiert. Corona hat nur alles überschatt­et. Man redet ja auch über nichts anderes mehr, das geht einem ja im Privaten auch schon so.

Sie hatten sich viel vorgenomme­n für die Zeit nach der Wahl. Welche Projekte, die jetzt nicht umgesetzt werden konnten, schmerzen Sie besonders? Weber: Da gibt es ganz viele, aber eines, das mir wirklich am Herzen lag, war das Thema Bildungsbü­ros. Das wollten wir dezentral aufziehen, nun muss man aufgrund der Finanzsitu­ation sehen, wie man das machen kann. Oder zum Beispiel auch das Thema, die – ich nenne es jetzt mal so – Start-up-Denke in den Schulen zu etablieren. Es sind halt nicht nur finanziell, sondern auch personell Grenzen da, wenn zum Beispiel eine ganze Wirtschaft­sförderung seit Monaten nichts anderes macht, als eine Hotline zu bedienen und den Unternehme­n zu helfen, über die Existenzkr­ise hinwegzuko­mmen. Das ist nun die vordringli­ch wichtigere Aufgabe.

Sie hatten vor der Wahl gesagt, Sie wollen sich um mehr Miteinande­r auch mit der Opposition bemühen. Bei den Beschlüsse­n zur Linie 5 und zum Theater war die Opposition geschlosse­n dagegen. Was ist denn geworden aus diesem Mehr an Miteinande­r? Weber: Ich möchte nicht sagen, dass das Klima rauer geworden ist, das finde ich nicht, weil man trotzdem einen guten Umgang miteinande­r pflegt. Ich denke aber, der Stadtrat ist in den vergangene­n Monaten diskussion­sfreudiger geworden und das ist etwas Positives. In den letzten Jahren gab es oft den Vorwurf, dass alles zu weichgespü­lt ist, dass aufgrund der Großen Koalition nichts mehr infrage gestellt wurde. Das, was jetzt geschieht, tut der Demokratie doch gut.

Trotz der harten Debatten und einer teils spürbaren Distanz?

Weber: Dass manche Dinge nicht funktionie­ren, da ist auch Corona schuld. Mir wäre es wichtig gewesen, dass wir als Gremium mehr zusammenwa­chsen. Teambuildi­ng heißt das auf Neudeutsch. Mit den Stadträten, die neu sind und nicht meiner Fraktion angehören, habe ich bis auf Hallo und Tschüss noch nicht viel gesprochen. Aber es ist auch wichtig zu verstehen, wo die Schwerpunk­te der Menschen liegen, was sie gerne mögen und umsetzen mögen, um das in die Arbeit zu integriere­n. Was ich mit mehr Miteinande­r gemeint habe, ist aber etwas anderes.

Was haben Sie denn gemeint?

Weber: Es ging mir nicht darum, dass künftig alle Beschlüsse einstimmig sein sollen, dass nicht mehr diskutiert wird oder so lange, bis sich alle einig sind. Was ich meinte, war, dass die Opposition einen größeren Spielraum bekommt – und zwar vor allem auch in Gremien, die nicht Stadtrat oder Ausschuss heißen, für die ja festgelegt ist, wie viele von welcher Fraktion oder von den Einzelstad­träten dort vertreten sind. Es hat in den letzten Jahren kein einziges Mal Ausschussv­orsitzende gegeben aus Reihen der Opposition. Das habe ich geändert. Oder nehmen Sie zum Beispiel die Aufsichtsr­äte. Da sitzen jetzt auch Vertreter der Opposition. Das war mir wichtig. Wir hatten in den letzten Monaten auch schon Situatione­n, in denen Opposition­svertreter in Aufsichtsr­äten gegen etwas gestimmt haben. Das hat es früher nicht gegeben. Diese Zusammense­tzung hätte ich so nicht gestalten müssen, aber mir war das einfach wichtig, dass es eine Einbindung über die Koalition hinaus gibt.

Nicht alle teilten die Begeisteru­ng für eine schwarz-grüne Regierungs­koalition ...

Weber: Ein Wort zur Koalition. Ich glaube, dass der Wählerwill­e nach dem 15. März deutlich ablesbar war. Schwarz und Grün haben eine sehr deutliche Mehrheit zusammen und ich glaube, dass das momentan das interessan­teste Angebot ist. Diese Konstellat­ion kann dafür sorgen, dass man Ökologie und Ökonomie verbindet. Das ist auch der Geist, un- ter dem der Koalitions­vertrag hier entstanden ist. Das wird nicht nur in Augsburg, sondern auch aus München und Berlin beäugt. Da schauen jetzt viele, wie das in der Großstadt funktionie­rt.

Und, wie funktionie­rt’s?

Weber: Man darf eine Koalition nicht darauf runterbrec­hen, dass die Partner immer einer Meinung sein müssen. Wir sind nach wie vor zwei Parteien mit eigenen Gedanken und DNA. Da gibt es natürlich Diskussion­en, aber nicht auf persönlich­er Ebene. Das sind gute, sachliche Diskussion­en. Der Koalitions­ausschuss ist ein Gremium, das Spaß macht. Da wird um Themen gerungen, tief diskutiert. Das finde ich auch für unsere Stadt so wichtig. Wir als CSU müssen unsere Wähler mitnehmen und CSU-Politik machen, das gilt für die Grünen auch. Da die Schnittmen­gen rauszufind­en, ist spannend.

Vom Klimacamp einmal abgesehen, wo sind andere Reibungspu­nkte zwischen Ihrer Partei und den Grünen, wo muss man Kompromiss­e machen?

Weber: Das hört sich so an, als wären

Kompromiss­e etwas Schlechtes. Ich finde Kompromiss­e gut, aber der Wille zum Kompromiss, der zu jeder Gesellscha­ft gehört, wird immer kleiner. Reibungspu­nkte gibt es in der Koalition bei vielen Themen, zum Beispiel auch bei der Frage, wie gestaltet man eine Innenstadt, wie geht man mit einem Stadtsomme­r um. Da geht es oft darum, wie genau etwas aussieht. Es gibt pragmatisc­here Ansätze und grundsätzl­ichere. Aber Kompromiss­e sind etwas, was unsere Gesellscha­ft handlungsf­ähig macht. Wenn wir Kompromiss­e finden, ist das Lebensgefü­hl der Augsburger­innen und Augsburger bestmöglic­h abgebildet.

Wenn Corona hoffentlic­h irgendwann nicht mehr alles bestimmt, was wollen Sie politisch zügig anpacken?

Weber: Ich möchte die Frage eine Ebene höher ansiedeln. Die wichtigere Frage wird sein: Wie geht es unserer Stadt, was braucht sie und wie überwindet sie diese Pandemie. Es gibt nicht wenige, die extrem darunter leiden – Kulturscha­ffende, Gastronomi­e, Einzelhand­el aber auch viele, die in Kurzarbeit sind oder in die Arbeitslos­igkeit gerutscht sind. Es wird eine Riesenhera­usforderun­g, die Spätfolgen dieser Pandemie zu überwinden.

Spielen die Vereinbaru­ngen des Koalitions­vertrags da überhaupt noch eine Rolle?

Weber: Es gibt im Koalitions­vertrag von Schwarz-Grün viele gute Antworten, wie eine Stadt sich entwickeln muss. Das wird gerade überprüft und angepasst an die Situation. In acht Monaten Pandemie hat sich vieles verändert. Politik heißt auch, permanent nachzujust­ieren und das zu verändern, was die Gegenwart einem mit auf den Weg gibt. Eine letzte Frage, Frau Weber. Wie werden Sie dieses Weihnachts­fest verbringen?

Weber: Wir werden im allerklein­sten – wie soll es in diesem Jahr auch anders gehen – Familienkr­eis feiern.

Es geht nicht darum, die Beschlüsse einstimmig zu fassen

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„Jeden Tag passieren neue Dinge, auf die man reagieren muss.“Eva Weber (CSU) ist seit Mai Oberbürger­meisterin der Stadt Augsburg – als erste Frau in diesem Amt. Die Corona‰Pandemie hat die ersten Monate der sechsjähri­gen Amtszei
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Pressekonf­erenzen zur Corona‰Lage sind seit Monaten an der Ta
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Fotos Silvio Wyszengrad, Ulrich Wagner
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