So kommen Ausreißer in die CoronaWerte
Das RKI meldet täglich neue Zahlen, auf die ist allerdings nicht immer Verlass
AichachFriedberg. Als das RobertKoch-Institut (RKI) am Freitag für den Landkreis Aichach-Friedberg eine Sieben-Tage-Inzidenz von unter 100 meldete, schien das ein Grund zum Jubeln. Am nächsten Tag stieg der Wert allerdings wieder auf 150. Relativ schnell war klar, dass so ein starker Ausreißer wahrscheinlich ein Fehler sein muss. Auch das Landratsamt AichachFriedberg geht davon aus. Landratsamtsprecher Wolfgang Müller sagt: „Es sieht aus, als wären Zahlen unterwegs hängen geblieben.“
Der Meldeweg geht vom Landratsamt über das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zum RKI. Daher hinken die Werte des RKI prinzipiell hinterher. Da der Ausreißer Müller zufolge keine Konsequenzen hatte, sei man dem nicht nachgegangen.
Eine Sprecherin des RKI kann auf Nachfrage ebenfalls keinen Grund für den Ausreißer nennen. „Es ist schwer nachzuvollziehen, wann welche Daten kommen“, erklärt sie. Allerdings zählt das RKI auf seiner Internetseite Ursachen auf, die zu solchen Fehlern führen können: Die Sieben-Tage-Inzidenz basiert auf dem Meldedatum, also dem Zeitpunkt, an dem der Fall dem lokalen Gesundheitsamt bekannt wird. Wenn sich die Übermittlung der Zahlen verzögert, kann es laut RKI
„zu einer Unterschätzung der Sieben-Tage-Inzidenz kommen.“
Weiter heißt es beim RKI, dass „Qualitätskontrolle“dazu führen könne, dass Datensätze ergänzt oder korrigiert würden. Die Sprecherin erklärt, dass Fehleingaben dazu führen können, dass Zahlen des RKI im ersten Moment falsch sind.
Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt am Mittwoch laut RKI im Kreis Aichach-Friedberg von 150,8 auf 131,4. Allerdings ist auch dieser Wert nur mit Vorsicht zu betrachten. Laut der Sprecherin hat das RKI keine neuen Zahlen vom Dienstag einberechnet, die aktuellsten Corona-Fälle stammen noch vom Montag. Also wird der Wert in den nächsten Tagen wahrscheinlich wieder hochkorrigiert.
Grund für die aktuelle Verzögerung ist ein Software-Update im Gesundheitsamt Aichach-Friedberg. Das Update hatte zur Folge, dass am Dienstag die Zahlen nicht rechtzeitig übermittelt wurden. Eine Folge ist, dass das Gesundheitsamt bei den aktuellen Corona-Zahlen Ungereimtheiten nicht ausschließt.
Die neue Software hat laut Wolfgang Müller zwei Gründe: Zum einen benötigte das Gesundheitsamt bessere Software, zum anderen ist eine einheitliche Schnittstelle vorgeschrieben. Ziel ist, dass ab 1. Januar nicht mehr die Gesundheitsämter die Corona-Fälle in einem Programm erfassen und dann wieder in einem anderen Programm neu eingeben müssen, um sie dem LGL und dann wiederum dem RKI zu melden. Künftig sollen die Daten bereits vom Labor im System erfasst werden und ab da für Gesundheitsamt, LGL und RKI abrufbar sein.
Während das RKI eine gesunkene Sieben-Tage-Inzidenz meldet, gibt das Landratsamt an, dass in den vergangenen sieben Tagen 238 Menschen im Landkreis positiv getestet worden sind. Davon leben 39 in Aichach, 69 in Friedberg, 18 in Mering und 10 in Kissing. Außerdem sind im Zusammenhang mit der Pandemie zwei weitere Menschen gestorben. Einer war Bewohner am Haus an der Paar in Aichach. 32 Covid-19-Patienten werden stationär am Aichacher Krankenhaus behandelt. Acht davon liegen auf der Intensivstation, sechs beatmet.
Im Laufe der vergangenen Wochen standen vor allem die Ausbrüche an verschiedenen Seniorenheimen im Fokus der Aufmerksamkeit. Das Gesundheitsamt erklärt am Dienstag das Ausbruchsgeschehen am Heilig-Geist-Spital in Aichach für beendet. Am Haus an der Paar wurden ein weiterer Mitarbeiter und ein weiterer Bewohner positiv getestet. Für den Freitag ist ein Reihentest geplant. Das Haus muss auch über die Feiertage weiter in Quarantäne bleiben.
Auch am Pro Seniore in Friedberg ist ein weiterer Bewohner positiv getestet worden. Das Landratsamt weist in seiner Mitteilung darauf hin, dass das Gesundheitsamt am 24. Dezember und am 1. Januar nicht besetzt, sondern nur in Notfällen mobil erreichbar ist. Fallbearbeitung und Kontaktpersonenermittlung laufen weiter.