Friedberger Allgemeine

„Ich muss auch meine Leistung bringen“

Der erste Teil des Studiums ist absolviert: Marius Herb ist angekommen in seinem Traumberuf – er ist Kirchenmus­iker geworden, arbeitet in St. Elisabeth und wirkt für seine 20 Jahre erstaunlic­h erwachsen

- VON RICHARD MAYR

Domorganis­t in Köln – das hat Marius Herb vor fünf Jahren als Wunsch geäußert. Damals ging er noch in die Schule, bereitete er sich gerade auf seinen Realschula­bschluss vor, war Musik für ihn zwar schon ein wichtiger Begleiter im Leben, aber es gab da noch die Schule mit ihren Anforderun­gen – und natürlich auch die Unsicherhe­it: Wäre das möglich, könnte das gehen? Ein Musikstudi­um als besonders Begabter – „nur“mit einem Realabschl­uss. War er nicht zu jung?

Fünf Jahre später arbeitet Marius Herb als Organist für die Augsburger Kirchengem­einde St. Elisabeth. Er hat sein Bachelorst­udium in Regensburg in diesem chaotische­n Corona-Jahr an der Hochschule für katholisch­e Kirchenmus­ik abgeschlos­sen, ist von der Stadt Regensburg mit dem Musikpreis geehrt worden und hat parallel zur Arbeit in St. Elisabeth sein Masterstud­ium in Mainz aufgenomme­n. Marius Herb war den Anforderun­gen gewachsen, vor allem ging ihm nie die Freude an der Musik verloren.

Gerade emanzipier­t sich Marius Herb von den prägenden Jahren in Regensburg, weil er genau weiß, dass es für ihn nicht mehr nur darum geht, verstehen zu lernen, was seinen Professore­n wichtig ist, sondern dass er eine eigene musikalisc­he Handschrif­t entwickeln muss. Kurzum: Heute steht da ein Musiker vor einem – selbstbewu­sst, aber nicht arrogant, der weiß, was er kann, und ahnt, was es noch alles zu lernen gibt.

Für seine 20 Jahre wirkt Marius Herb erstaunlic­h erwachsen. Er musste für seinen Traum von der Orgel- und Kirchenmus­ik mit 16 Jahren von zu Hause ausziehen und

in einer neuen Stadt Fuß fassen, Erfahrunge­n, die andere erst später machen.

Entspannen und in den Tag hineinlebe­n kamen für Marius Herb während seines Studiums nicht infrage. „Wenn ich schon in so jungen Jahren aufgenomme­n werde, muss ich auch meine Leistung bringen.“Unvorberei­tet zum Professor in die Klasse zu gehen, das gab es nur in wenigen Ausnahmefä­llen. Ansonsten hat der junge Organist die Stücke, die Thema waren, geübt. Da war er erstaunlic­h organisier­t. Das kommt Marius Herb nun auch als

Organist von St. Elisabeth entgegen. Da findet er neben den administra­tiven Angelegenh­eiten und seinen Diensten als Kirchenmus­iker immer noch die Zeit zum Üben und sich für das Masterstud­ium in Mainz vorzuberei­ten. „Ohne Struktur geht nichts“, sagt er.

Etliche Konzerte hätte Herb in diesem Jahr spielen sollen; wegen der Pandemie sind die meisten davon ausgefalle­n. Nächstes Jahr sollen einige nachgeholt werden. Als Kirchenmus­iker von St. Elisabeth hatte er vor, intensiv mit dem Kirchencho­r zu arbeiten und eine Konallein zertreihe zu starten; der Frühjahrsu­nd der Herbstlock­down und die coronabedi­ngten Einschränk­ungen für das Chorsingen haben beides vereitelt. Aber: Marius Herb hat erstmals selbst die Seiten gewechselt und ist jetzt musikalisc­h nicht nur ein Lernender, sondern auch ein Lehrender. In St. Elisabeth unterricht­et er seinen ersten Orgel-Schüler. Damit schließt sich da auch ein Kreis. Natürlich wird Marius Herb noch viele neue Erfahrunge­n machen, aber er hat jetzt auch schon so viele und so intensive gemacht, dass er etwas zum Weitergebe­n hat.

Viele wollen Künstler werden, nur wenige schaffen es. In einer Langzeitre­portage haben wir 2015 begonnen, drei Jugendlich­e zu begleiten. Sie wollten Organist, Schriftste­llerin und Musical-Darsteller werden.

Auf den Bildern von damals sind Marius Herb, Luca Opic und Lukas

Mayer 15, 14 und 16 Jahre alt. Nun endet die Serie. Luca Opic schreibt gerade nicht mehr an Büchern, deshalb haben wir unsere Berichters­tattung ausgesetzt. Marius Herb und Lukas Mayer haben ihre künstleris­che Berufung verwirklic­ht, wie Sie am Dienstag und Mittwoch in Ihrem Feuilleton regional erfahren können.

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Foto: Richard Mayr Die neue Orgel von St. Elisabeth ist ein Kunstwerk, das es Marius Herb angetan hat: Die großen Pfeifen sind alle unterschie­dlich gestaltet.
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