„Ich muss auch meine Leistung bringen“
Der erste Teil des Studiums ist absolviert: Marius Herb ist angekommen in seinem Traumberuf – er ist Kirchenmusiker geworden, arbeitet in St. Elisabeth und wirkt für seine 20 Jahre erstaunlich erwachsen
Domorganist in Köln – das hat Marius Herb vor fünf Jahren als Wunsch geäußert. Damals ging er noch in die Schule, bereitete er sich gerade auf seinen Realschulabschluss vor, war Musik für ihn zwar schon ein wichtiger Begleiter im Leben, aber es gab da noch die Schule mit ihren Anforderungen – und natürlich auch die Unsicherheit: Wäre das möglich, könnte das gehen? Ein Musikstudium als besonders Begabter – „nur“mit einem Realabschluss. War er nicht zu jung?
Fünf Jahre später arbeitet Marius Herb als Organist für die Augsburger Kirchengemeinde St. Elisabeth. Er hat sein Bachelorstudium in Regensburg in diesem chaotischen Corona-Jahr an der Hochschule für katholische Kirchenmusik abgeschlossen, ist von der Stadt Regensburg mit dem Musikpreis geehrt worden und hat parallel zur Arbeit in St. Elisabeth sein Masterstudium in Mainz aufgenommen. Marius Herb war den Anforderungen gewachsen, vor allem ging ihm nie die Freude an der Musik verloren.
Gerade emanzipiert sich Marius Herb von den prägenden Jahren in Regensburg, weil er genau weiß, dass es für ihn nicht mehr nur darum geht, verstehen zu lernen, was seinen Professoren wichtig ist, sondern dass er eine eigene musikalische Handschrift entwickeln muss. Kurzum: Heute steht da ein Musiker vor einem – selbstbewusst, aber nicht arrogant, der weiß, was er kann, und ahnt, was es noch alles zu lernen gibt.
Für seine 20 Jahre wirkt Marius Herb erstaunlich erwachsen. Er musste für seinen Traum von der Orgel- und Kirchenmusik mit 16 Jahren von zu Hause ausziehen und
in einer neuen Stadt Fuß fassen, Erfahrungen, die andere erst später machen.
Entspannen und in den Tag hineinleben kamen für Marius Herb während seines Studiums nicht infrage. „Wenn ich schon in so jungen Jahren aufgenommen werde, muss ich auch meine Leistung bringen.“Unvorbereitet zum Professor in die Klasse zu gehen, das gab es nur in wenigen Ausnahmefällen. Ansonsten hat der junge Organist die Stücke, die Thema waren, geübt. Da war er erstaunlich organisiert. Das kommt Marius Herb nun auch als
Organist von St. Elisabeth entgegen. Da findet er neben den administrativen Angelegenheiten und seinen Diensten als Kirchenmusiker immer noch die Zeit zum Üben und sich für das Masterstudium in Mainz vorzubereiten. „Ohne Struktur geht nichts“, sagt er.
Etliche Konzerte hätte Herb in diesem Jahr spielen sollen; wegen der Pandemie sind die meisten davon ausgefallen. Nächstes Jahr sollen einige nachgeholt werden. Als Kirchenmusiker von St. Elisabeth hatte er vor, intensiv mit dem Kirchenchor zu arbeiten und eine Konallein zertreihe zu starten; der Frühjahrsund der Herbstlockdown und die coronabedingten Einschränkungen für das Chorsingen haben beides vereitelt. Aber: Marius Herb hat erstmals selbst die Seiten gewechselt und ist jetzt musikalisch nicht nur ein Lernender, sondern auch ein Lehrender. In St. Elisabeth unterrichtet er seinen ersten Orgel-Schüler. Damit schließt sich da auch ein Kreis. Natürlich wird Marius Herb noch viele neue Erfahrungen machen, aber er hat jetzt auch schon so viele und so intensive gemacht, dass er etwas zum Weitergeben hat.
Viele wollen Künstler werden, nur wenige schaffen es. In einer Langzeitreportage haben wir 2015 begonnen, drei Jugendliche zu begleiten. Sie wollten Organist, Schriftstellerin und Musical-Darsteller werden.
Auf den Bildern von damals sind Marius Herb, Luca Opic und Lukas
Mayer 15, 14 und 16 Jahre alt. Nun endet die Serie. Luca Opic schreibt gerade nicht mehr an Büchern, deshalb haben wir unsere Berichterstattung ausgesetzt. Marius Herb und Lukas Mayer haben ihre künstlerische Berufung verwirklicht, wie Sie am Dienstag und Mittwoch in Ihrem Feuilleton regional erfahren können.