Friedberger Allgemeine

Kammgarnsp­innerei: Hotelproje­kt vorerst geplatzt

Anfang 2021 hätte im Textilvier­tel ein „Star Inn“eröffnen sollen. Doch nun gibt es Vorwürfe gegen die Betreiberf­irma und Konflikte, die das Projekt verzögern. So soll es weitergehe­n

- VON JONAS VOSS UND JAN KANDZORA

Im Frühjahr 2021 sollte in einem Teil der denkmalges­chützten Kammgarnsp­innerei ein Star-InnHotel eröffnen, das war der Plan. Doch beim Projekt, das erstmals 2016 öffentlich bekannt wurde, kam es immer wieder zu Verzögerun­gen. Nun gibt es einen weiteren Rückschlag und seltsame Vorgänge um die ursprüngli­ch vorgesehen­e Betreiberi­n des Hotels, die Firma StarInn.

Die Kette ist eigentlich in der Branche keine kleine Nummer, sie betrieb zuletzt mehr als ein Dutzend Häuser, elf davon in Deutschlan­d. Doch in Augsburg kam es im vergangene­n Jahr zu Unstimmigk­eiten zwischen dem Unternehme­n und der Augsburger Firma Infrabau, die das Hotel errichtet und der die Immobilie zwischenze­itlich auch gehörte. Laut Wolfgang Wagner, einer der Geschäftsf­ührer von Infrabau, sei die Zusammenar­beit und Kommunikat­ion mit Star Inn nach dem Tod des Unternehme­nsgründers 2018 rapide schlechter geworden. Man habe irgendwann gar keinen Ansprechpa­rtner mehr gehabt. Die Geschäftsf­ührerin von Star Inn habe zunächst alles selbst entscheide­n wollen, doch nach und nach habe man den Eindruck gewinnen können, sie sei zusehends überforder­t, so Wagner. Zuletzt sei die Frau für Infrabau monatelang gar nicht mehr erreichbar gewesen.

Im Netz lassen sich mehrere Firmen finden, bei denen sie als Geschäftsf­ührerin fungiert. Dabei ist ihr Projekt in Augsburg nicht das einzige, das von Vorwürfen begleitet wird. Die Süddeutsch­e Zeitung berichtete zuletzt, die Hotelkette Star Inn gebe in München zwei von drei Häusern aus wirtschaft­lichen Gründen auf. Die Zeitung berichtete auch von Ungereimth­eiten und dem Verdacht einer möglichen Vorbereitu­ng einer Insolvenzs­traftat. So sollen zwei der dortigen Hotels, die zu den profitabel­sten der Kette gehören, an eine neue Betreiberg­esellschaf­t gehen. Frühere Mitarbeite­r und Branchenin­sider haben demnach den Verdacht, dass diese lukrativen Teile des Unternehme­ns über eine Scheinfirm­a weitergefü­hrt werden sollen, während die restlichen Häuser in die Insolvenz geführt werden. Ob allerdings gegen Gesetze verstoßen wurde, ist völlig ungewiss. Die Geschäftsf­ührerin sagte unserer Redaktion gegenüber am Telefon, alle Vorwürfe gegen sie seien gegenstand­slos, mehr sagen dürfe sie auf Rat ihrer Anwälte nicht. Diese seien nun mit allen weiteren Vorgängen beauftragt. Einen später zugesandte­n Fragenkata­log ließ sie unbeantwor­tet.

Inzwischen jedenfalls soll Star Inn Insolvenz angemeldet haben – und das Projekt in Augsburg geht ohnehin in eine neue Richtung. Infrabau hat vor rund drei Monaten Anwälte eingeschal­tet. Es geht laut Geschäftsf­ührer Wagner nun darum, alte Verträge aufzulösen. Was schwierig sei, wenn auf der Gegenseite keine Ansprechpa­rtner zur Verfügung stehe. Wenn man die Geschäftsf­ührerin überhaupt mal erreicht habe, sei viel versproche­n worden – doch nur wenig davon umgesetzt. Den letzten persönlich­en Kontakt habe man am 15. Juli dieses Jahres gehabt.

2021 soll laut Infrabau dennoch ein Hotel in die ehemalige Kammgarnsp­innerei ziehen. Nach Angaben von Wagner seien für das Augsburger Unternehme­n die durch das nun geplatzte Projekt entstanden­en finanziell­en Verluste verkraftba­r, er spricht von einem „blauen Auge“, mit dem man davonkomme. Man habe das Objekt bereits an einen späteren Verpächter verkauft. Infrabau habe anschließe­nd begonnen, das Objekt nach Vorstellun­gen des vorgesehen­en Pächters aus- und umzubauen. Das wäre planmäßig Star Inn gewesen. Ein Vorhaben, das platzte.

Und doch hat das Hotel-Projekt in der Kammgarn-Spinnerei offenbar eine Zukunft. Aktuell befinde man sich bereits in Verhandlun­gen mit einem neuen Betreiber, sagt Geschäftsf­ührer Wagner. In der Immobilie solle auf jeden Fall weiter ein Hotel entstehen. Interessen­ten gebe es einige, alles seien renommiert­e und bekannte Unternehme­n mit einer ähnlichen Zielgruppe wie Star Inn. Lage und Architektu­r des Objektes im ehemaligen Kesselhaus der Kammgarnsp­innerei seien nach wie vor einzigarti­g in der Stadt. „Bis Februar wollen wir einen neuen Hotelpartn­er finden, bis zur Eröffnung wird es allerdings Herbst werden.“Bis Anfang 2021 werde man jedenfalls wieder in „ruhige Fahrwasser“kommen.

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Foto: Silvio Wyszengrad In der ehemaligen Kammgarnsp­innerei hätte im Frühjahr 2021 ein Star‰Inn‰Hotel eröffnen sollen. Die Projektfir­ma erhebt nun Vorwürfe gegen die Geschäftsf­ührerin der Kette.

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