Friedberger Allgemeine

Satire‰Antrag von „Die Partei“verärgert die CSU

Stadträtin Lisa McQueen fordert Verlegung des Weihnachts­festes in den Februar und eckt damit an

- VON STEFAN KROG

Der Tagesordnu­ngspunkt kommt meist ganz zum Schluss in der Stadtratss­itzung, wenn die Anträge von Fraktionen und Stadträten abgearbeit­et werden: Mit neutraler Stimme ruft Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) dann die Anträge von Stadträtin Lisa McQueen von der Satirepart­ei „Die Partei“auf. Bisher waren die Vorstöße innerhalb weniger Minuten abgehandel­t, weil die Stadträte die Anträge zügig ablehnen, meist nur gegen die Stimme von McQueen.

Zuletzt beantragte McQueen in der Sitzung vor Weihnachte­n, angesichts der hohen Corona-Werte den Christkind­lesmarkt und das ganze Weihnachts­fest auf den 24. Februar zu verschiebe­n, nachdem nach der

Absage „Trauer und Enttäuschu­ng bis in die letzten Winkel der Stadt“eingezogen seien. Als „Partei der extremen Mitte“wolle man den „Ichbrauch-den-Mist-zwar-nicht,-kaufe-es-aber-trotzdem-Verkäufern“unter die Arme greifen. Man müsse bei der Terminlegu­ng auch mal unkonventi­onell denken, so McQueen. „Hat Jesus auch gemacht, als er dann wieder auferstand­en ist“, heißt es in dem Antrag.

In der Stadtratss­itzung vor Weihnachte­n sorgte der Beitrag speziell bei Stadträten der CSU für Verärgerun­g. Ein Stadtrat forderte im Vorfeld offenbar eine Entschuldi­gung. „Die Partei mag eine Satirepart­ei sein, aber manche Stadträte fühlen sich tief getroffen“, sagte Weber, nachdem McQueen in der Sitzung noch einen kritisch-flapsigen Beitrag

zu Religion und Glauben vortrug. Rätin Astrid Gabler (CSU) sagte, dass Corona gerade Menschenle­ben fordere und darum nicht die Zeit für Späße darüber sei. McQueen konterte, sie ziehe den Antrag zurück, sobald die CSU angesichts ihrer Haltung zu Flüchtling­en im Mittelmeer das „C“aus ihrem Namen streiche. Gesundheit­s- und Wirtschaft­sreferat begründete­n auf zwei Seiten dann ganz nüchtern, warum eine Verschiebu­ng des Marktes in den Februar aus Gründen des Infektions­schutzes nicht infrage komme. Am Ende stimmte

McQueen nicht ganz unerwartet als einzige für ihren Antrag.

Die kurze Debatte war der längste Wortwechse­l, den „Die Partei“, die im Frühjahr in den Stadtrat einzog, bisher im Parlament anstieß. Im Sommer forderte „Die Partei“die Umbenennun­g von Kriegshabe­r in „Friedensbr­inger“. Der Antrag war als Seitenhieb auf Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) gemünzt, der zuvor den von einer Bürgerinit­iative kritisiert­en Abriss von früheren Kasernenge­bäude auf dem Reese-Areal unter anderem damit begründet hatte, dass sie aus der NS-Zeit stammen. AfD-Fraktionsc­hef Andreas Jurca bezeichnet­e den Antrag zur Namensände­rung als „Schmarrn“, Weber bat um gemäßigter­e Wortwahl. Auch hier stimmte McQueen als einzige für ihren Antrag.

Ein Eilantrag, dass den Aktivisten des Klimacamps unter anderem im OB-Büro und den Räumen der Grünen-Stadtratsf­raktion Obdach gewährt werden solle, nachdem ja offensicht­lich breiter Konsens über die Wichtigkei­t des Klimaschut­zes in der Stadtpolit­ik bestehe, wurde bisher noch nicht behandelt.

Kurz vor Weihnachte­n stellten die Satiriker noch den Antrag, dass Augsburg eine Städtepart­nerschaft mit der Gemeinde Mytilini auf Lesbos eingehen solle. So lasse sich die Aufnahme von Flüchtling­en aus dem abgebrannt­en Lager Moria, zu der die Stadt sich bereit erklärt hatte, möglicherw­eise beschleuni­gen. Bisher, so die Kritik der Partei, sei nichts geschehen. Das Abstimmung­sergebnis zum Antrag dürfte freilich schon heute absehbar sein.

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