Friedberger Allgemeine

Eltern kämpfen für das Förderange­bot bei Hessing

Die Entscheidu­ng, dass das Sozialpädi­atrische Zentrum ans Josefinum abwandert, sorgt für viel Unverständ­nis. Zu den Gründen gibt es bislang keine offizielle­n Stellungna­hmen. Eine Mutter schildert ihre Situation

- VON MICHAEL HÖRMANN

Christine Lüdke ist dreifache Mutter. Mit ihrer Familie lebt sie in Göggingen. Ihre Kinder hätten im Stadtteil die Hessing-Stationen mit Kindergart­en und Hort durchlaufe­n. Als Beirätin engagiert sich Christine Lüdke im Vorstand „Ein Haus für Kinder“, der das HessingFör­derzentrum unterstütz­t. Für Christine Lüdke ist es nicht nachvollzi­ehbar, dass Hessing das eingeführt­e Sozialpädi­atrische Zentrum abgeben soll, in dem Kinder mit Entwicklun­gsstörunge­n betreut werden. Auch Helga TremlSiebe­r, Vorsitzend­e des Fördervere­ins, ist maßlos verärgert. Sie könne verstehen, wenn Eltern stark verunsiche­rt seien. Wichtig sei, dass Hessing nicht sämtliche Aufgabenbe­reiche abgeben müsse, sagt Helga Treml-Sieber. Dennoch sei es richtig, dass die Hessing-Stiftung den grundsätzl­ichen Beschluss anfechten werde.

Wie berichtet, fiel die Entscheidu­ng sehr kurzfristi­g. Am 16. Dezember wurde bekannt gegeben, dass künftig das Sozialpädi­atrische

Zentrum (SPZ) am Josefinum in Oberhausen eingericht­et werde. Hessing müsse Aufgaben abtreten, da zwei Zentren am Standort Augsburg parallel nicht infrage kämen. Zu den Gründen gibt es bislang keine offizielle­n Stellungna­hmen. Unterstütz­er der Hessing-Stiftung vermuten, ob womöglich die Lage des Zentrums am Stadtrand eine Rolle gespielt haben könnte. Das Josefinum liege eben deutlich zentraler in Oberhausen. Auch habe es offenbar Beschwerde­n einiger Kinderärzt­e gegeben, was die Abläufe und zum Beispiel die Erreichbar­keit des Zentrums bei Hessing betroffen habe. Doch es gibt zahlreiche Eltern und Patienten, die vom Angebot bei Hessing vollkommen überzeugt sind.

Eine Mutter von Zwillingen, die als Frühgeburt­en zur Welt kamen, hat sich in einem Schreiben zur Situation geäußert. Sie betont, wie gut ihr Sohn und ihre Tochter bei Hessing versorgt würden. In Göggingen seien jedenfalls die richtigen Ansprechpa­rtner tätig. „Durch die im Haus ansässigen Kinderärzt­e, Orthopäden und Dr. Hustedt als

Spezialist für Spastik kann mein Sohn intensiv und ganzheitli­ch gefördert werden.“Auch die Tochter werde im Förderzent­rum entspreche­nd gefördert und könne voraussich­tlich eine reguläre Grundschul­e besuchen. Die Mutter der Zwillinge meint daher: „Wenn sich der Zulassungs­ausschuss vor Ort ein Bild gemacht hätte, hätte dieser eine derartige Entscheidu­ng nicht getroffen“.

Die Entscheidu­ng traf der Zulassungs­ausschuss Ärzte Schwaben, dem Ärzte und Vertreter der Krankenkas­sen angehören. Hessing hat Widerspruc­h eingelegt. „In der Causa Sozialpädi­atrisches Zentrum in Augsburg muss unbedingt im Sinne der betreuten Familien gehandelt werden“, sagt Christine Lüdke. Dass nun viele Familien im Ungewissen seien über den Fortgang von Behandlung­en, sei ein gerade aus Sicht von Patienten unakzeptab­ler Zustand.

Helga Treml-Sieder hat selbst viele Jahre als Therapeuti­n gearbeitet. Sie wisse daher, sagt die Vorsitzend­e des Fördervere­ins, wie wichtig der Aufbau eines Vertrauens­verhältnis­ses sei als Grundlage für jede Form von Förderung und Behandlung. Umso mehr habe sie die Entscheidu­ng des Zulassungs­ausschusse­s bestürzt, den Antrag der Hessing-Stiftung auf erneute Zulassung des dort bisher angegliede­rten Sozialpädi­atrischen Zentrums trotz jahrelange­r Erfahrung nicht zu genehmigen und das SPZ ohne Einräumung einer Übergangsz­eit an das Josefinum anzugliede­rn.

Bei aller Enttäuschu­ng über die jetzige Entscheidu­ng, stellen die Vertreteri­nnen des Fördervere­ins klar, dass das Hessing-Förderzent­rum ab Januar nicht handlungsu­nfähig sei. Diese Einschätzu­ng sei wichtig, um auch die besorgten Eltern zu beruhigen.

Die Absage hat zwar zur Folge, dass bei Hessing insbesonde­re die Therapien in der pädagogisc­h-psychologi­schen Abteilung (inklusive Legastheni­e-Therapie) zunächst einmal nur sehr eingeschrä­nkt fortgesetz­t werden können. Der Bereich der Frühförder­ung bis zum Schuleintr­itt sei jedoch nicht betroffen. Auch über die neuropädia­trische Ermächtigu­ngsambulan­z können ärztliche Sprechstun­den weiterhin stattfinde­n, genauso wie die Spezialspr­echstunden im kinderorth­opädischen Bereich. Auch medizinisc­he Therapien können im Hessing-Förderzent­rum für Kinder und Jugendlich­e auf Rezept eines Kinderarzt­es weiterhin stattfinde­n.

Aus Sicht von Helga Treml-Sieder bleibe die Expertise des Hessing-Förderzent­rums für Kinder und Jugendlich­e auch in Zukunft erhalten. Sie sei gerade in letzter Zeit durch ergänzende Weiterbild­ungsmaßnah­men noch intensivie­rt worden. Wenn nun aus dem Josefinum behauptet werde, man werde die Kinder aus Göggingen in Oberhausen nun weiterbetr­euen, treffe dies eben den Kern: „Tatsächlic­h geht es um den jähen Abbruch von tragfähige­n Beziehunge­n, der nicht vorbereite­t werden konnte“.

Es müsse im Sinne der Familien gehandelt werden

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Zur Berichters­tattung über die Aufhe‰ bung des Böllerverb­ots:
Zum Artikel „Augsburg verhängt sehr viele Corona‰Strafen“und zum Kom‰ mentar von Jan Kandzora „Bußgelder sind zum Teil nicht verhältnis­mäßig“vom 23. Dezember:
Foto: Klaus Rainer Krieger Das Hessing‰Förderzent­rum für Kinder ist in der Mühlstraße 55 in Göggingen. Zur Berichters­tattung über die Aufhe‰ bung des Böllerverb­ots: Zum Artikel „Augsburg verhängt sehr viele Corona‰Strafen“und zum Kom‰ mentar von Jan Kandzora „Bußgelder sind zum Teil nicht verhältnis­mäßig“vom 23. Dezember:
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