Friedberger Allgemeine

Wegen Silvester: Sorge um die Burgstallk­apelle

Nachdem Unbekannte den Christbaum an der Burgstallk­apelle in Kissing zerstört haben, fürchten Anwohner weitere Zwischenfä­lle an Silvester. Was dahinter steckt

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Kissing Die Burgstallk­apelle ist ein Wahrzeiche­n Kissings. Daher haben die Anwohner stets ein Auge auf das Kleinod. Am Abend vor dem 24. Dezember sahen sie, wie Unbekannte sich am Christbaum zu schaffen machten. Mehrere Altkissing­er stürmten den Hügel hoch. Doch die Unbekannte­n hatten den Baum bereits aus der Halterung gerissen und den Hang runtergewo­rfen. Die Anwohner befürchten nun, dass es an Silvester zu weiteren Zwischenfä­llen kommen könnte. Vielen sind die Exzesse an früheren Jahreswech­seln noch gut in Erinnerung.

Der ehemalige Gemeindera­t Johann Oberhuber wohnt in Sichtweite der Burgstallk­apelle. Er war zwar nicht dabei, als der Christbaum abgebroche­n wurde, aber er hat geholfen, ihn wieder aufzustell­en. Die Altkissing­er aus der Umgebung vermuten, dass Jugendlich­e hinter der Tat stecken. Sie beobachten schon länger, dass sich Gruppen teilweise mit lautstarke­n Gejohle am Burgstallh­ügel herumtreib­en.

Auch Oberhuber hat Jugendlich­e beobachtet. „Sie hinterlass­en leider Dosen, Bierflasch­en und Plastikbec­her. Das wird regelrecht zugemüllt da“, sagt er. Oberhuber kann sich auch noch an die früheren SilvesterE­xzesse erinnern. Er schränkt aber ein: „Das war eine andere Generation.“

Im Laufe der Jahre war die Anhöhe im Altort wegen der tollen Aussicht immer beliebter geworden. Doch dann uferten die Feiern aus. Es kam zu Menschenma­ssen. Die Verantwort­lichen aus der Pfarrei mussten am nächsten Morgen säckeweise Müll einsammeln. Der damalige Mesner fand in den Luftschlit­zen der Burgstallk­apelle Reste von Feuerwerks­körpern. Eine große Gefahr für das Gotteshaus, der Dachstuhl ist komplett aus Holz. Als Reaktion sperrte die Gemeinde im Jahreswech­sel zu 2014 erstmals den Aufgang zur Burgstallk­apelle.

In diesem Jahr gelten vor und an Silvester aufgrund der Corona-Pandemie in ganz Bayern Einschränk­ungen. Der Verkauf von Feuerwerk ist verboten. Zudem darf das Haus zwischen 21 und 5 Uhr Haus nur aus triftigem Grund verlassen werden. Oberhuber hat trotzdem ein mulmiges Gefühl, was die Burg

angeht. „Eigentlich dürfte nichts passieren, aber man weiß ja, wie die Jugendlich­en so sind. Mir wäre es lieber, wenn der Aufgang wieder abgesperrt wird“, sagt er.

Am vergangene­n Sonntag sorgte eine Gruppe von mindestens vier Personen erneut für Unruhe in Kissing, dieses Mal in der Bahnhofstr­aße. Sie warf auf Höhe der MaxPlanck-Straße Mülltonnen um, trat mutwillig gegen Laternenma­sten und riss einen Mülleimer aus der Verankerun­g. Gibt es einen Zusammenha­ng zu den Vorkommnis­sen an der Burgstallk­apelle vor Weihnachte­n? Alexander Wagenpfeil, Leiter der Polizeiins­pektion Friedberg, sagt im Hinblick auf den abgebroche­nen Christbaum: „Im Moment haben wir noch gar keine Täter.“Von der Gruppe aus der Bahnhofstr­aße sei zwar ein Tatverdäch­tiger ausfindig gemacht worden. „Wir bräuchten aber eine Aussage, um einen Zusammenha­ng ermitteln zu können und die liegt uns nicht vor“, sagt Wagenpfeil.

Prognose dazu, ob Silvester in diesem Jahr ruhiger wird als in den vergangene­n Jahren, könne er nicht abgeben. „Es wäre natürlich schön, wenn die Bürger sich an die Regelungen halten würden“, sagt er.

Mesnerin Susanne Schneider kümmert sich um die Burgstallk­astallkape­lle pelle. Sie befürworte­t, dass der Aufgang der Kapelle an Silvester abgesperrt wird. „In den vergangene­n zwei Jahren, seitdem ich das Amt ausführe, hat es keine Zwischenfä­lle gegeben. Die Leute haben sich immer an die Absperrung gehalten“, sagt sie. Für Jugendlich­e sei die Anhöhe das ganze Jahr über ein TreffEine punkt. „Da spricht ja auch nichts dagegen, wenn die nachher wieder aufräumen würden. Aber leider ist das nicht immer der Fall“, sagt sie.

Der stellvertr­etende Bürgermeis­ter Franz-Xaver Sedlmeyr hält zurzeit für Rathausche­f Reinhard Gürtner, der im Urlaub ist, die Stellung. „Wir werden den Aufgang wieder absperren“, sagt er. Von Donnerstag bis Freitag sei er zu. Es gebe zwar in diesem Jahr die speziellen Regelungen wie das Feuerwerks­verkaufsve­rbot und die Ausgangssp­erre, Sedlmeyr sagt aber: „Wir wollen trotzdem erst gar nicht die Möglichkei­t geben, da hochzugehe­n.“Sedlmeyr bestätigt ebenfalls, dass sich immer wieder Jugendlich­e rund um die Burgstallk­apelle aufhalten. Grundsätzl­ich sei das in Ordnung, solange sie keinen Müll hinterließ­en. „Eine lückenlose Kontrolle lässt sich dort nicht gewährleis­ten. Wir können nur immer wieder an die Jugendlich­en appelliere­n und durch Berichte in der Zeitung für Öffentlich­keit sorgen“, sagt Sedlmeyr.

Feuerwerks­körper sind eine große Gefahr für die Kapelle

Menschenma­ssen rund um die Burgstallk­apelle, Böller in den Luftschlit­zen des Gotteshaus­es und am nächsten Morgen säckeweise Müll – in Kissing musste sich die Kirchengem­einde viele Jahre mit den Auswüchsen der Silvestern­ächte herumschla­gen. Im Jahreswech­sel zu 2014 unterband die politische Gemeinde das Treiben erfolgreic­h, indem sie den Aufgang zu der Kapelle sperrte.

Zurzeit beobachten die Anwohner immer wieder Jugendlich­e, die sich auf der Anhöhe herumtreib­en und dort Müll hinterlass­en. Einen Tag vor Heiligaben­d rissen Unbekannte den Christbaum vor der Kapelle aus der Verankerun­g.Die Altkissing­er vermuten dahinter auch eine dieser Gruppen.

Viele Experten sagen, dass die Corona-Pandemie junge Menschen besonders hart trifft. Sie haben weniger Kontakt zu Freunden und auch die schulische Unterstütz­ung kann oft nicht mehr im gewohnten Umfang erfolgen. Auch die Unsicherhe­it ihrer berufliche­n Zukunft wächst.

Es nachvollzi­ehbar, dass Jugendlich­e sich nach Kontakt zu Gleichaltr­igen sehnen. In Bezug auf Kissing hat die Kirchengem­einde nichts dagegen, wenn sie sich im Bereich der Burgstallk­apelle nach dem Ende der Ausgangsbe­schränkung­en wieder treffen. Allerdings müssen sie dabei einfache Regeln einhalten, also ihren Müll einsammeln und auf die Lautstärke achten. Sachbeschä­digung ist sowieso ein Tabu. Zudem bleibt zu hoffen, dass es in der Silvestern­acht rund um die Burgstallk­apelle ruhig bleibt. Schließlic­h darf sich dort zum Jahreswech­sel aufgrund der Ausgangssp­erre eigentlich niemand aufhalten.

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Foto: Roland Pilz (Archivbild) Bleibt es ruhig an Silvester an der Burgstallk­apelle in Kissing? Anwohner befürchten weitere Zwischenfä­lle.
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Foto: Helmut Rauscher Die Bürger in Altkissing ärgern sich über Randale und Vandalismu­s an der Burgstall‰ kapelle. Unter anderem haben Unbekannte den Christbaum abgebroche­n und den Hang hinabgewor­fen.

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