Wegen Silvester: Sorge um die Burgstallkapelle
Nachdem Unbekannte den Christbaum an der Burgstallkapelle in Kissing zerstört haben, fürchten Anwohner weitere Zwischenfälle an Silvester. Was dahinter steckt
Kissing Die Burgstallkapelle ist ein Wahrzeichen Kissings. Daher haben die Anwohner stets ein Auge auf das Kleinod. Am Abend vor dem 24. Dezember sahen sie, wie Unbekannte sich am Christbaum zu schaffen machten. Mehrere Altkissinger stürmten den Hügel hoch. Doch die Unbekannten hatten den Baum bereits aus der Halterung gerissen und den Hang runtergeworfen. Die Anwohner befürchten nun, dass es an Silvester zu weiteren Zwischenfällen kommen könnte. Vielen sind die Exzesse an früheren Jahreswechseln noch gut in Erinnerung.
Der ehemalige Gemeinderat Johann Oberhuber wohnt in Sichtweite der Burgstallkapelle. Er war zwar nicht dabei, als der Christbaum abgebrochen wurde, aber er hat geholfen, ihn wieder aufzustellen. Die Altkissinger aus der Umgebung vermuten, dass Jugendliche hinter der Tat stecken. Sie beobachten schon länger, dass sich Gruppen teilweise mit lautstarken Gejohle am Burgstallhügel herumtreiben.
Auch Oberhuber hat Jugendliche beobachtet. „Sie hinterlassen leider Dosen, Bierflaschen und Plastikbecher. Das wird regelrecht zugemüllt da“, sagt er. Oberhuber kann sich auch noch an die früheren SilvesterExzesse erinnern. Er schränkt aber ein: „Das war eine andere Generation.“
Im Laufe der Jahre war die Anhöhe im Altort wegen der tollen Aussicht immer beliebter geworden. Doch dann uferten die Feiern aus. Es kam zu Menschenmassen. Die Verantwortlichen aus der Pfarrei mussten am nächsten Morgen säckeweise Müll einsammeln. Der damalige Mesner fand in den Luftschlitzen der Burgstallkapelle Reste von Feuerwerkskörpern. Eine große Gefahr für das Gotteshaus, der Dachstuhl ist komplett aus Holz. Als Reaktion sperrte die Gemeinde im Jahreswechsel zu 2014 erstmals den Aufgang zur Burgstallkapelle.
In diesem Jahr gelten vor und an Silvester aufgrund der Corona-Pandemie in ganz Bayern Einschränkungen. Der Verkauf von Feuerwerk ist verboten. Zudem darf das Haus zwischen 21 und 5 Uhr Haus nur aus triftigem Grund verlassen werden. Oberhuber hat trotzdem ein mulmiges Gefühl, was die Burg
angeht. „Eigentlich dürfte nichts passieren, aber man weiß ja, wie die Jugendlichen so sind. Mir wäre es lieber, wenn der Aufgang wieder abgesperrt wird“, sagt er.
Am vergangenen Sonntag sorgte eine Gruppe von mindestens vier Personen erneut für Unruhe in Kissing, dieses Mal in der Bahnhofstraße. Sie warf auf Höhe der MaxPlanck-Straße Mülltonnen um, trat mutwillig gegen Laternenmasten und riss einen Mülleimer aus der Verankerung. Gibt es einen Zusammenhang zu den Vorkommnissen an der Burgstallkapelle vor Weihnachten? Alexander Wagenpfeil, Leiter der Polizeiinspektion Friedberg, sagt im Hinblick auf den abgebrochenen Christbaum: „Im Moment haben wir noch gar keine Täter.“Von der Gruppe aus der Bahnhofstraße sei zwar ein Tatverdächtiger ausfindig gemacht worden. „Wir bräuchten aber eine Aussage, um einen Zusammenhang ermitteln zu können und die liegt uns nicht vor“, sagt Wagenpfeil.
Prognose dazu, ob Silvester in diesem Jahr ruhiger wird als in den vergangenen Jahren, könne er nicht abgeben. „Es wäre natürlich schön, wenn die Bürger sich an die Regelungen halten würden“, sagt er.
Mesnerin Susanne Schneider kümmert sich um die Burgstallkastallkapelle pelle. Sie befürwortet, dass der Aufgang der Kapelle an Silvester abgesperrt wird. „In den vergangenen zwei Jahren, seitdem ich das Amt ausführe, hat es keine Zwischenfälle gegeben. Die Leute haben sich immer an die Absperrung gehalten“, sagt sie. Für Jugendliche sei die Anhöhe das ganze Jahr über ein TreffEine punkt. „Da spricht ja auch nichts dagegen, wenn die nachher wieder aufräumen würden. Aber leider ist das nicht immer der Fall“, sagt sie.
Der stellvertretende Bürgermeister Franz-Xaver Sedlmeyr hält zurzeit für Rathauschef Reinhard Gürtner, der im Urlaub ist, die Stellung. „Wir werden den Aufgang wieder absperren“, sagt er. Von Donnerstag bis Freitag sei er zu. Es gebe zwar in diesem Jahr die speziellen Regelungen wie das Feuerwerksverkaufsverbot und die Ausgangssperre, Sedlmeyr sagt aber: „Wir wollen trotzdem erst gar nicht die Möglichkeit geben, da hochzugehen.“Sedlmeyr bestätigt ebenfalls, dass sich immer wieder Jugendliche rund um die Burgstallkapelle aufhalten. Grundsätzlich sei das in Ordnung, solange sie keinen Müll hinterließen. „Eine lückenlose Kontrolle lässt sich dort nicht gewährleisten. Wir können nur immer wieder an die Jugendlichen appellieren und durch Berichte in der Zeitung für Öffentlichkeit sorgen“, sagt Sedlmeyr.
Feuerwerkskörper sind eine große Gefahr für die Kapelle
Menschenmassen rund um die Burgstallkapelle, Böller in den Luftschlitzen des Gotteshauses und am nächsten Morgen säckeweise Müll – in Kissing musste sich die Kirchengemeinde viele Jahre mit den Auswüchsen der Silvesternächte herumschlagen. Im Jahreswechsel zu 2014 unterband die politische Gemeinde das Treiben erfolgreich, indem sie den Aufgang zu der Kapelle sperrte.
Zurzeit beobachten die Anwohner immer wieder Jugendliche, die sich auf der Anhöhe herumtreiben und dort Müll hinterlassen. Einen Tag vor Heiligabend rissen Unbekannte den Christbaum vor der Kapelle aus der Verankerung.Die Altkissinger vermuten dahinter auch eine dieser Gruppen.
Viele Experten sagen, dass die Corona-Pandemie junge Menschen besonders hart trifft. Sie haben weniger Kontakt zu Freunden und auch die schulische Unterstützung kann oft nicht mehr im gewohnten Umfang erfolgen. Auch die Unsicherheit ihrer beruflichen Zukunft wächst.
Es nachvollziehbar, dass Jugendliche sich nach Kontakt zu Gleichaltrigen sehnen. In Bezug auf Kissing hat die Kirchengemeinde nichts dagegen, wenn sie sich im Bereich der Burgstallkapelle nach dem Ende der Ausgangsbeschränkungen wieder treffen. Allerdings müssen sie dabei einfache Regeln einhalten, also ihren Müll einsammeln und auf die Lautstärke achten. Sachbeschädigung ist sowieso ein Tabu. Zudem bleibt zu hoffen, dass es in der Silvesternacht rund um die Burgstallkapelle ruhig bleibt. Schließlich darf sich dort zum Jahreswechsel aufgrund der Ausgangssperre eigentlich niemand aufhalten.