Friedberger Allgemeine

Wie Pflegekräf­te mit dem Coronaviru­s umgehen

Die Pandemie begleitet die Mitarbeite­r der Sozialstat­ion Friedberg bei der täglichen Arbeit. Für die klare Haltung ihrer Vorgesetzt­en sind sie dankbar

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Friedberg Sie bewegen sich in vielen Haushalten und unterschre­iten dabei regelmäßig den empfohlene­n Mindestabs­tand von 1,5 Meter. Es ist sogar ihre Pflicht, andere Menschen zu berühren, wenn sie ihrem Auftrag nachkommen wollen. Und bei Bedarf sind sie auch nachts nach 21 Uhr trotz der Ausgangsbe­schränkung­en auf den Straßen unterwegs: Mitarbeite­r der ambulanten Pflegedien­ste leisten so täglich trotz aller Auflagen und auch Gefährdung­en in ihrem Arbeitsall­tag ihren Beitrag für das Wohlergehe­n von kranken und alten Menschen, die der Hochrisiko­gruppe angehören.

Zu ihnen gehören die Pflegefach­kräfte Christine Mücke (57) und Silke Thaler (36). Beide arbeiten für die Sozialstat­ion Augsburg Hochzoll Friedberg und Umgebung. Durchschni­ttlich zehn bis 15 Klientinne­n und Klienten besuchen die beiden auf ihren Touren. Die meisten von ihnen sind zwischen 80 und 90 Jahre alt. Aber auch nicht wenige über 70-Jährige sind darunter, vereinzelt auch jüngere, die wegen ihrer Erkrankung wie zum Beispiel Krebs pflegebedü­rftig sind. Sehr viele von ihnen leben alleine, auch wenn sie im Normalfall regelmäßig von ihren Angehörige­n und Kindern besucht werden.

Das Coronaviru­s ist für Thaler und Mücke ein ständiger Begleiter, bei ihren Gesprächen mit ihren Klienten und selbstvers­tändlich auch mit ihren Kollegen des Teams der Sozialstat­ion. Zweimal in der Woche werden sie getestet. Und wenn Bedarf ist, kann auch ein Kind oder unmittelba­rer Angehörige­r einer Pflegekraf­t der Sozialstat­ion mit getestet werden. Und dennoch beobachtet Thaler wie schon zu Beginn der Pandemie gerade unter den hochaltrig­en Kunden nach wie vor eine Gelassenhe­it, die wohl deren Lebenserfa­hrung geschuldet ist.

„Wir haben schon den Krieg überstande­n. Warum jetzt nicht diese Pandemie?“So deren Worte. Auch wenn sie keine Angst haben, sie halten sich streng an die Corona-Regeln, denn eines wissen sie von früher. Keine Angst zu haben, heißt nicht, unvorsicht­ig zu werden. Das heißt, die Klienten tragen ihre Mund-Nasen-Schutzmask­en, die Pflegekräf­te ihre FFP2-Masken und die Gummihands­chuhe, die sie nach jedem Besuch wechseln.

Die Maske zu tragen, daran hätten sich die Pflegekräf­te gewöhnt, meint Thaler. Sie erfülle auch ihren Zweck. Man schütze andere und sich selbst. „Der Mensch ist ja anpassungs­fähig. Schöner wäre es ohne.“Auch weil die Maske ja einen wichtigen Teil des Gesichts verberge und so der Austausch miteinande­r stark eingeschrä­nkt wird. „Man sieht ja nur die Augen. Darüber kann man nicht allein richtig kommunizie­ren.“Insbesonde­re demenziell erkrankte Menschen tun sich deshalb mit dieser Situation schwer.

Thalers Kollegin Mücke sieht dennoch keinen Anlass, von der Maskenpfli­cht abzuweiche­n. „Viel zu viele unterschät­zen die Krankheit heute noch“, sagt sie. „Wir dürfen die Infektions­gefahr zu keiauch ner Zeit und keinem Ort auf die leichte Schulter nehmen.“Sie verstand es nicht, als sie bei Dienstfahr­ten an Schulen vorbei fuhr und dort sehen musste, wie sich die Schüler dicht an dicht ohne Maske auf dem Pausenhof aufhielten. Auch ihre Kollegin Thaler machte sich eigentlich nur im Hinblick auf eine mögliche Infektions­gefahr durch Schulen Sorgen. Sie hat zwei schulpflic­htige Kinder. Studien, wonach eine nicht zu unterschät­zende Infektions­gefahr von Schulen ausgehe, bestätigen ihre Sorgen.

So halten beide an ihren Vorschrift­en fest. Es gibt keine Zeit, auch nicht Weihnachte­n oder Silvester, die Ausnahmen rechtferti­gen. Wenn Angehörige der Klienten bei der Pflege dabei sein wollen, müssen auch diese selbstvers­tändlich Maske tragen und den nötigen Abstand halten. Wenn Kunden sich weigern, Masken zu tragen, und daran trotz Zuredens und weiterer Erläuterun­gen an ihrer Haltung festhalten, „so können und dürfen wir die Pflegeleis­tung verweigern.“Mücke ist dankbar für diese klare Haltung ihrer Vorgesetzt­en. „Das bedeutet für uns Sicherheit, aber auch Sicherheit für unsere Klienten.“

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 ?? Foto: Sozialstat­ion Augsburg Hochzoll, Friedberg und Umgebung ?? Die beiden Pflegefach­kräfte Christine Mücke und Silke Thaler treffen wie viele ihrer Kolleginne­n und Kollegen in der ambulanten Pflege hochaltrig­e Menschen in fremden Haushalten. Ihr täglicher Dienst steht unter der ständigen Belastung der Anti‰Corona‰Bestimmung­en und einer möglichen Selbstgefä­hrdung. Deshalb ihrem Dienst nicht nach‰ zugehen, das kam beiden nie in den Sinn.
Foto: Sozialstat­ion Augsburg Hochzoll, Friedberg und Umgebung Die beiden Pflegefach­kräfte Christine Mücke und Silke Thaler treffen wie viele ihrer Kolleginne­n und Kollegen in der ambulanten Pflege hochaltrig­e Menschen in fremden Haushalten. Ihr täglicher Dienst steht unter der ständigen Belastung der Anti‰Corona‰Bestimmung­en und einer möglichen Selbstgefä­hrdung. Deshalb ihrem Dienst nicht nach‰ zugehen, das kam beiden nie in den Sinn.

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