Friedberger Allgemeine

Friedberg braucht weniger Eitelkeit

- VON THOMAS GOSSNER gth@augsburger‰allgemeine.de

Friedbergs Finanzrefe­rent Wolfgang Schuß gehört nicht unbedingt zum Roland-Eichmann-Fanklub. Mehr oder minder offen tut er seine Meinung über den Rathausche­f kund, und die fällt mitunter wenig schmeichel­haft aus. In der Stadtratss­itzung vom Oktober, als es um die Summen ging, über die Eichmann selbststän­dig verfügen darf, gelang ihm dies auf besonders maliziöse Art: „Ich glaube nicht, dass Sie den Bürgermeis­ter über Grenzen regulieren können“, sagte Schuß an die Adresse von CSU, Grünen und Freien Wählern, die mit ihrer Mehrheit im Stadtrat die Senkung der Bewirtscha­ftungskomp­etenzen durchsetzt­en.

Was vordergrün­dig so klang, als würde sich der Finanzrefe­rent für den Bürgermeis­ter einsetzen, konnte man auch anders verstehen. Nämlich als Zweifel daran, ob sich Eichmann überhaupt regulieren lässt. Zumal nach dem Durchmarsc­h bei der Kommunalwa­hl im März, bei der die CSU Eichmann den Sieg mit einem schwachen Gegenkandi­daten quasi auf dem Silbertabl­ett serviert hat, das Selbstwert­gefühl des SPD-Politikers nicht unbedingt geschrumpf­t sein dürfte.

Schuß steht mit dieser Einschätzu­ng nicht allein, auch nicht im neuen Stadtrat, dem viele der alten Widersache­r Eichmanns nicht mehr angehören. Zwar lässt der Bürgermeis­ter ein Stück weit von seiner Angewohnhe­it ab, jede Wortmeldun­g kommentier­en und bewerten zu müssen. Ob dies aber nur der Sitzungsök­onomie angesichts übervoller Tagesordnu­ngen geschuldet ist oder einer höheren Einsicht, bleibt noch abzuwarten.

Tatsache ist aber: Stadtrat und Bürgermeis­ter werden sich zusammenra­ufen müssen, wenn sie Friedberg voranbring­en wollen. Viele Aufgaben der vergangene­n und vorvergang­enen Perioden sind noch immer unerledigt. Das Problem des Wohnraums - von günstigem Wohnraum wagt schon gar niemand mehr zu sprechen - ist eher noch drängender geworden. Und mancher neue Brocken, wie etwa die gewaltigen Investitio­nen in die Kinderbetr­euung, ist hinzugekom­men.

Stand für all das bisher viel Geld zur Verfügung, so zeichnet sich nun ein Ende der fetten Jahre für Friedberg ab. Die Stadtpolit­ik macht das nicht einfacher, den Zwang zu weniger Eitelkeit und mehr Zusammenar­beit auf allen Seiten aber größer.

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