Friedberger Allgemeine

Ein Wunschberu­f mit Einschränk­ung

Seit drei Jahren ist Nina Schlickenr­ieder aus Mering Tierärztin und lebt damit den Traum vieler Kinder. Gefragt ist jedoch deutlich mehr, als sich „nur“um erkrankte Tiere zu kümmern

- VON HEIKE SCHERER

Mering Für viele Kinder ist es der erste Berufswuns­ch, Nina Schlickenr­ieder hat ihn sogar im Freundebuc­h einer Grundschul­kameradin festgehalt­en: Tierärztin. Vor einem halben Jahr hat sich die Meringerin diesen Traum selbst erfüllt und kümmert sich seitdem in einer Scheidegge­r Praxis im Westallgäu um Katzen, Hunde, Kaninchen, Hamster und Igel. Auch einen Nymphensit­tich musste sie bereits behandeln.

Doch bis zu ihrer Anstellung war es ein langer Weg. An dessen Anfang stand erst einmal ein sehr gutes Abitur: Nina hat es mit 1,3 bestanden. Zum Abi hatte sich die 27-Jährige statt für ein Auto für einen Hund entschiede­n – und stellt damit ihre Tierliebe unter Beweis. „Das ist auf jeden Fall eine Grundvorau­ssetzung für diesen Beruf“, sagt sie.

Den Grundstein für ihren Beruf hat sie an der Technische­n Universitä­t (TU) München gelegt. „Das Studium war natürlich ein Baustein, aber es fehlten die praktische­n Übungen.“Wenn sie also gerade keine Vorlesung in Biologie, Physik, Chemie oder Botanik besuchte, hat Nina in einer Klinik und bei einem Tierarzt mitgearbei­tet. „Das rate ich allen anderen angehenden Tierärzten und Tierärztin­nen auch“, sagt die 27-Jährige. Denn so können Studierend­e die fehlende Praxis ausgleiche­n. Nach ihrem Studium war sie dann drei Jahre in einem Labor der TU München tätig. Auch die Lehren, die Nina aus dieser Erfahrung zog, inspiriert­en sie zum Thema ihrer Doktorarbe­it. Denn darin setzt sich die Meringerin mit dem Immunsyste­m des Haushuhns auseinande­r.

Und das Lernen hat sich gelohnt, auch wenn es noch nicht vorbei ist. Denn nun ist Nina Schlickenr­ieder zwar in einer Tierarztpr­axis beschäftig­t, muss aber zwischendu­rch weiterhin in den Büchern und Skripten aus ihrer Studienzei­t schmökern. Zudem muss sie sich laut Berufsordn­ung mindestens 20 Stunden im Jahr fortbilden, was nach ihrer Aussage gerade in der Anfangszei­t enorm wichtig sei.

Trotzdem übt Nina ihren Job mit Leidenscha­ft aus, auch wenn Wunsch und Realität manchmal auseinande­rgehen. „Man will die Tiere immer heilen und retten, aber

unter gewissen Umständen muss man sie leider trotzdem einschläfe­rn“, sagt Nina.

Behandelt sie die Tiere eine Zeit lang, baut die Tierärztin zudem eine Beziehung zu ihnen auf, schließlic­h ist sie selbst sehr tierlieb, hatte neben ihrem Hund auch Katzen als Haustiere. „Dann ist es natürlich traurig, wenn ein Tier so krank ist, dass ich es erlösen muss“, sagt Nina. Oft sind Tumore, Nierenleid­en oder altersbedi­ngte Erkrankung­en die Ursache. Einmal habe sie eine 21 Jahre alte Katze operiert – für Katzen ein hohes Alter. „Sie hatte einen Tumor in der Haut, lebt jetzt aber immer noch“, sagt Nina. Das sei ein Glück, denn gerade ältere Tiere vertragen aufgrund von gängigen Lebererkra­nkungen die Narkose oft nicht.

Doch nicht nur ältere Tiere zählen zu den Patienten in der Praxis,

wo Nina Schlickenr­ieder gemeinsam mit ihrem Freund arbeitet. Einmal kam ein Besitzer mit drei jungen Kätzchen zu ihr. Gerade einmal ein halbes Jahr alt waren die Tiere. „Sie haben einfach aufgehört zu essen“, sagt Nina und ist froh, dass sie ihnen mit Trockenfut­ter helfen konnte. „Das ist ohnehin immer gut für Katzen, denn es beugt Zahnstein vor.“

Und wie ist der Kontakt zu den Besitzern? „Auf jeden Fall wichtig“, sagt Nina. Denn nur sie können das Verhalten der Tiere so beschreibe­n, dass Nina eine Diagnose stellen kann. Wenn diese einmal gemacht ist, kann die Behandlung beginnen – und die gibt es natürlich nicht umsonst. „Jeder Halter muss das Geld für eine Behandlung in Reserve haben“, sagt Nina. Es gebe jedoch auch Alternativ­en: „Teilzahlun­gen kann auch mal ein Tierschutz­verein leisten.“

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Fotos: Nina Schlickenr­ieder Die Meringer Tierärztin Nina Schlickenr­ieder hatte schon Katzen, Hunde und Igel in Behandlung. Hier kümmert sie sich um ein Schweinche­n.
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Nina Schlickenr­ieder ist mit Begeisteru­ng Tierärztin – und hat einen Traum, für den sie vor Kurzem ins Allgäu gezogen ist.

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