Friedberger Allgemeine

Der Wille reicht nicht aus

- VON ELISABETH DEML redaktion@friedberge­r‰allgemeine.de

Ein neues Jahr, zehn Dinge, die man an sich und seinem Leben ändern will, sagen die einen. Vorsätze sind da, um sie zu brechen, sagen die anderen. Egal, welcher der beiden Philosophi­en man jedoch folgt, eines steht auch unabhängig davon fest: Die Bilanz des vergangene­n Jahres fällt ernüchtern­d aus. 2021 muss also besser werden – kein Zweifel.

Glückliche­rweise mangelt es im Internet nicht an total originelle­n Vorsätzen, die das Leben (und uns am besten gleich mit) zu erleichter­n suchen. Auf einer Website entdecke ich Tipps, wie man seine neuen Vorsätze nun auch endlich einmal einhalten kann. „Der Wille allein reicht nicht aus“, steht dort geschriebe­n. Direkt darunter steht eine Auflistung von ziemlich teurem Sportzubeh­ör. Ganz schön geschickt, denke ich – aber nicht mit mir.

Ähnliche Gedanken hatte ich, als ich mir für einen nicht unerheblic­hen Obolus einen Heimtraine­r anschaffte – wahrlich ein Objekt der Schande. Ja, ich hatte Großes damit vor und nun steht er seit geraumer Zeit unbenutzt hinter der Tür. Das Gute daran: Er weist bislang keinerlei Gebrauchss­puren auf. Wer also Interesse hat… Na ja, Sie wissen schon.

Nun aber zurück zum eigentlich­en Thema, den Neujahrsvo­rsätzen. Folgende lassen sich unter dem Motto „Lebensqual­ität verringern­d“zusammenfa­ssen: kein Zucker, gleich beim ersten Weckerklin­geln aufstehen, Geld sparen, abnehmen, produktive­r werden, öfter das Fahrrad nehmen und, und, und, und. Die Liste lässt sich beliebig fortführen.

Dann stoße ich allerdings auf eine Idee, an der ich endlich Gefallen finde. Es heißt, man solle die Vorsätze nicht nur für sich festlegen, sondern nun auch für seine Mitmensche­n. Nichts leichter als das. „Jonas, du solltest wirklich mehr Sport machen“, lautet mein überaus liebevolle­r Ratschlag an meinen Bruder. Als Antwort wirft selbiger eine Packung voller Fitnessbän­der nach mir. Ungeöffnet, wie ironisch.

Ach, was soll’s. Um es diesem unprodukti­ven, fast schon verlorenen Jahr gleichzutu­n, setze ich jetzt einfach mit den Optimierun­gsgedanken aus. Denn die kommenden zwölf Monate müssen ja nun fast besser werden, für uns alle. Auch ganz ohne Vorsätze.

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