Der Wille reicht nicht aus
Ein neues Jahr, zehn Dinge, die man an sich und seinem Leben ändern will, sagen die einen. Vorsätze sind da, um sie zu brechen, sagen die anderen. Egal, welcher der beiden Philosophien man jedoch folgt, eines steht auch unabhängig davon fest: Die Bilanz des vergangenen Jahres fällt ernüchternd aus. 2021 muss also besser werden – kein Zweifel.
Glücklicherweise mangelt es im Internet nicht an total originellen Vorsätzen, die das Leben (und uns am besten gleich mit) zu erleichtern suchen. Auf einer Website entdecke ich Tipps, wie man seine neuen Vorsätze nun auch endlich einmal einhalten kann. „Der Wille allein reicht nicht aus“, steht dort geschrieben. Direkt darunter steht eine Auflistung von ziemlich teurem Sportzubehör. Ganz schön geschickt, denke ich – aber nicht mit mir.
Ähnliche Gedanken hatte ich, als ich mir für einen nicht unerheblichen Obolus einen Heimtrainer anschaffte – wahrlich ein Objekt der Schande. Ja, ich hatte Großes damit vor und nun steht er seit geraumer Zeit unbenutzt hinter der Tür. Das Gute daran: Er weist bislang keinerlei Gebrauchsspuren auf. Wer also Interesse hat… Na ja, Sie wissen schon.
Nun aber zurück zum eigentlichen Thema, den Neujahrsvorsätzen. Folgende lassen sich unter dem Motto „Lebensqualität verringernd“zusammenfassen: kein Zucker, gleich beim ersten Weckerklingeln aufstehen, Geld sparen, abnehmen, produktiver werden, öfter das Fahrrad nehmen und, und, und, und. Die Liste lässt sich beliebig fortführen.
Dann stoße ich allerdings auf eine Idee, an der ich endlich Gefallen finde. Es heißt, man solle die Vorsätze nicht nur für sich festlegen, sondern nun auch für seine Mitmenschen. Nichts leichter als das. „Jonas, du solltest wirklich mehr Sport machen“, lautet mein überaus liebevoller Ratschlag an meinen Bruder. Als Antwort wirft selbiger eine Packung voller Fitnessbänder nach mir. Ungeöffnet, wie ironisch.
Ach, was soll’s. Um es diesem unproduktiven, fast schon verlorenen Jahr gleichzutun, setze ich jetzt einfach mit den Optimierungsgedanken aus. Denn die kommenden zwölf Monate müssen ja nun fast besser werden, für uns alle. Auch ganz ohne Vorsätze.