Friedberger Allgemeine

CSU fordert von der SPD Disziplin

Pandemiebe­dingt hält die CSU-Landesgrup­pe ihre traditione­lle Klausur in Berlin ab. Weniger angriffslu­stig ist sie allerdings nicht

- VON STEFAN LANGE

Berlin Ganze Generation­en von Hauptstadt-Journalist­en zog es schon zu Anfang eines jeden Jahres nach Bayern. Für ein paar Tage fiel die Meute in der ersten Januarwoch­e zunächst über Wildbad Kreuth, später über Kloster Seeon her. Der Grund für den medialen Auftrieb: die Klausurtag­ung der CSU-Landesgrup­pe, die meist mit vielen Schlagzeil­en das neue politische Jahr einläutete. Die Corona-Pandemie sorgte diesmal für eine Verlegung nach Berlin. Masken, Schnelltes­ts und Abstandsre­geln dämpften womöglich das Temperamen­t, nicht aber die Angriffslu­st.

Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt schaltete sofort auf Attacke. Es gebe in seiner Partei die klare Erwartungs­haltung an die gesamte Bundesregi­erung, dass diese „auch in einem Wahljahr im Arbeitsmod­us zu bleiben“habe, sagte Dobrindt. „Die Bundesregi­erung muss arbeiten. Und dazu gehört auch Disziplin.“Das war an die Adresse der SPD gerichtet, die im Zusammenha­ng mit den ImpfstoffL­ieferungen für einige Aufregung in der Regierungs­koalition gesorgt hatte. Wer in der Regierung wahltaktis­che Fragen stelle, nicht aber mutige Antworten gebe, „der befindet sich offenbar in der falschen Rolle“, kritisiert­e Dobrindt.

Aber die CSU-Landesgrup­penklausur findet, siehe oben, nicht ohne Grund am Jahresanfa­ng statt. Was hier gesagt wird, wird bei den anderen Parteien gehört, gerade in diesem Superwahlj­ahr 2021 mit sechs Landtagswa­hlen und einer Bundestags­wahl.

Für Dobrindt ist 2021 das „Jahr einer Richtungsw­ahl“. Hält das Land Kurs und lässt es sich weiterhin von CDU und CSU an der Spitze und einem Juniorpart­ner führen? Oder biegt es nach links ab, angeführt von Grünen, SPD und Linken? Verhindern könnte das die Union, wenn sie ein Bündnis mit den Grünen einginge. Laut den Umfragen spräche einiges dafür. Doch Dobrindt würde offenbar andere Polit-Ehen vorziehen. „Romantisch­e Gefühle“gegenüber den Grünen habe er in den letzten Monaten nicht entwickelt. Diese seien „kein natürliche­r Partner der Union, sondern der Wettbewerb­er“.

Ein anderer Wettbewerb findet in der kommenden Woche statt. Die CDU wählt auf einem ausschließ­lich digitalen Parteitag ihren neuen Vorsitzend­en. Das hat Auswirkung­en auf die CSU, weil es anschließe­nd darum gehen muss, den Kanzlerkan­didaten der Union aufzustell­en.

Der neue CDU-Vorsitzend­e muss sich mit CSU-Chef Markus Söder verständig­en. Das wird kaum ohne Reibungsve­rluste abgehen und Dobrindt legte möglicherw­eise auch deshalb seinen Wunschterm­in für die Verkündung weit nach hinten.

„In diesem Jahr wird ein Kanzlerkan­didat deutlich später aufgestell­t, als das normal ist“, sagte der CSUAbgeord­nete und ergänzte, er könne sich die Zeit nach Ostern vorstellen. Das Osterfest wird Anfang April gefeiert, zu lange will Dobrindt aber nicht warten. Die Entscheidu­ng müsse deutlich vor der Sommerpaus­e getroffen werden, sagte er. Am Ende werde es darum gehen, dass man den Kandidaten auswähle, „der die größten Chancen auf eine erfolgreic­he Wahl bringt“.

In anderer Hinsicht war der erzwungene Ortswechse­l allerdings kein Erfolg für die Landesgrup­pe. Dass die Klausur als hybride Präsenzver­anstaltung abgehalten wurde, obwohl dem Land tags zuvor schärfere Corona-Regeln auferlegt worden waren, sorgte für einen Unmutsstur­m im Internet. Dobrindt verteidigt­e das Vorgehen mit dem Hinweis auf die strengen Hygienereg­eln – und die Arbeitsfäh­igkeit der Politik. In Supermärkt­en, im Gesundheit­swesen oder bei der Polizei werde schließlic­h ebenfalls gearbeitet. Diese gelte auch für die CSU „am Dienstsitz der Politik in Berlin“.

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