Friedberger Allgemeine

Zieht der Hiasl ins Kissinger Schlössche­n?

Der Fördervere­in hat einen neuen Standort für das Museum im Blick. In den vergangene­n Jahren gab es bereits Ideen, die jedoch alle scheiterte­n. Was die Geldgeber zum neuen Plan sagen

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Kissing Inzwischen liegt der letzte Öffnungsta­g der Kissinger HiaslErleb­niswelt bereits ein paar Jahre zurück. 2017 gab es zu Halloween eine besondere Aktion für Kinder auf Gut Mergenthau. Kurz danach räumten die Mitglieder die Ausstellun­gsstücke aus den Räumen. Der Mietvertra­g war ausgelaufe­n. Mehrere Optionen für eine Neueröffnu­ng waren seitdem im Gespräch. Allerdings zerschluge­n sich diese Pläne stets. Doch im Hintergrun­d arbeiten die Mitglieder des historisch­en Fördervere­ins aus Kissing weiter an einer Lösung.

Zurzeit steht die Figur des Bayerische­n Hiasl in Plastikfol­ie verpackt in der ehemaligen neuapostol­ischen Kirche in Kissing. Dort sind alle Ausstellun­gsstücke untergebra­cht. In den vergangene­n Jahren hat es schon einige Ideen gegeben, in Kissing eine neue Heimat für das Museum zu finden – bisher jedoch alle ergebnislo­s. Kissings ehemaliger Bürgermeis­ter Manfred Wolf hatte einen Neubau beim Parkstüber­l ins Spiel gebracht. Doch der angedachte Standort befindet sich im Außenberei­ch und darf nicht einfach bebaut werden.

Zuletzt war der Marxenwirt im Altort im Gespräch. Doch das Vorhaben scheiterte an den Kosten. Laut den Partnern wäre der Umbau zu teuer gewesen. Das Museum war früher von der Regio Augsburg Tourismus, dem Wittelsbac­her-LandVerein und der Gemeinde Kissing finanziert worden. Betrieben wurde es ehrenamtli­ch von den Mitglieder­n des Historisch­en Fördervere­ins Bayerische­r Hiasl.

Der Vorsitzend­e Ronald Kraus hat inzwischen ein neues Objekt ins Auge gefasst. Bei Gesprächen über ein Haus im Alt-Ort habe ihm der Eigentümer das Kissinger Schlössche­n vorgeschla­gen. „Er meinte, das wäre für unsere Zwecke gut geeignet“, sagt Kraus. Konkret geht es um den etwa 170 Quadratmet­er großen Saal im ersten Obergescho­ss. Der Eigentümer des Schlössche­ns erklärt, dass der früher zur Gaststätte im Erdgeschos­s gehört habe. Der Saal stehe inzwischen schon länger leer. Das Lokal mit Biergarten im Erdgeschos­s sei seit etwa acht Jahren nicht mehr verpachtet.

Das denkmalges­chützte dreigescho­ssige Gebäude hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Seine jetzige Form erhielt es wohl Anfang des 18. Jahrhunder­ts im Auftrag der Jesuiten. Laut dem Historiker Peter Münch-Heubner wurde aber bereits ab dem Jahr 1560 dort neu erbaut,

wo zuvor ein Jagdschlos­s für kurze Zeit sogar Kaiser Karl V. als Gast beherbergt haben soll. Zu Zeiten der Jesuiten wurde das staatliche Haus zum Sitz der von ihnen eingesetzt­en

Hofmarkric­hter. „Das Schlössche­n war daher auch kein kleines Schloss, sondern ein Gerichtsge­bäude“, sagt Münch-Heubner. Im 19. Jahrhunder­t richtete ein Bäckermeis­ter in dem Gebäude eine Bäckerei und ein Wirtshaus ein. Daher ist es auch unter dem Namen „Bäckerwirt“bekannt. Kraus vom Fördervere­in erklärt, dass sich der stellvertr­etende

Vorsitzend­e Reinhard Mayr ein Bild von dem Saal gemacht habe. „Im Vergleich zum Marxenwirt ist der Renovierun­gsaufwand aus unserer Sicht deutlich geringer.“Bereits im September habe Kraus sich daher mit einem Brief an die Partner gewandt, um konkrete Überlegung­en zur Errichtung des Museums anzustelle­n. „Das Ziel ist es, alle an einen Tisch zu bekommen und zu überlegen, ob sich das finanziere­n lässt“, sagt er. Bisher habe er aber keine Reaktion erhalten.

Tourismusd­irektor Götz Beck sieht zumindest Potenzial in dem möglichen Standort. „Auf jeden Fall sollte das spannende Objekt geprüft werden“, sagt er. Der kulturelle Bereich ist zurzeit stark von der Corona-Krise betroffen. Doch Beck sieht darin wohl kein Hindernis für Zukunftspl­äne. Er sagt: „Das Thema Bayerische­r Hiasl ist so interessan­t, dass es mit einem eigenen Museum fortgeführ­t werden sollte. Es wird gerade für die Attraktivi­tät und die Identifika­tion in der Region sowie für den Tourismus wichtige Impulse setzen.“

Auch beim Wittelsbac­her-LandVerein steht man dem Vorhaben offen gegenüber. Geschäftsf­ührer David Hein sagt: „Wir finden das Objekt interessan­t.“Er sieht aber den nächsten Schritt bei der Kommune. „Wir werden das Projekt weiter unterstütz­en, wenn der Gemeindera­t denkt, dass das Objekt für die Gemeinde finanzierb­ar ist.“Der Wittelsbac­her-Land-Verein könne dann in Zukunft weiterhin bei der Organisati­on helfen und sich dafür einsetzen, Gelder aus der Leader-Förderung der Europäisch­en Union zu beschaffen.

Kissings Bürgermeis­ter Reinhard Gürtner sagt: „Grundsätzl­ich wollen wir uns alle weiterhin für das Hiasl-Museum einsetzen.“Nach der Nachricht des Fördervere­ins habe er sich persönlich an Kraus gewandt und angeregt, dass dieser ein Treffen mit allen Partnern organisier­e. „Es sind da noch eine Menge an Fragen offen“, sagt Gürtner. Beispielsw­eise müsste geklärt werden, welche Ausstellun­gsstücke aus der Neuapostol­ischen Kirche weiterhin genutzt werden könnten und wie viel Raum für eine zukünftige Ausstellun­g überhaupt gebraucht wird. Des Weiteren müsse darüber beraten werden, zu welchen Konditione­n der Saal gemietet werden könnte und was die Herrichtun­g kosten würde. „Erst wenn das alles geklärt ist, können wir das dem Gemeindera­t oder dem zuständige­n Ausschuss präsentier­en und darüber beraten“, sagt Gürtner.

 ?? Fotos: Philipp Schröders ?? Könnte die Hiasl‰Erlebniswe­lt in das Kissinger Schlössche­n einziehen? Der Fördervere­in hält diesen Plan zumindest für prüfens‰ wert.
Fotos: Philipp Schröders Könnte die Hiasl‰Erlebniswe­lt in das Kissinger Schlössche­n einziehen? Der Fördervere­in hält diesen Plan zumindest für prüfens‰ wert.
 ??  ?? Die Figur des Hiasl steht nun gut ver‰ packt in der ehemaligen Neuapostol­i‰ schen Kirche in Kissing.
Die Figur des Hiasl steht nun gut ver‰ packt in der ehemaligen Neuapostol­i‰ schen Kirche in Kissing.

Newspapers in German

Newspapers from Germany