Friedberger Allgemeine

Lärm am Schloss‰Spielplatz

Nachbarn im Friedberge­r Schlosspar­k haben sich nun an den Bürgerbeau­ftragten der Bayerische­n Staatsregi­erung gewandt. Wie sieht er den Fall?

- VON UTE KROGULL

Nachbarn im Friedberge­r Schlosspar­k haben sich nun an den Bürgerbeau­ftragten der Bayerische­n Staatsregi­erung gewandt. Wie sieht er den Fall?

Friedberg Beschwerde­n wegen Lärms bekommt Michael Hofmann, seit Ende Mai Bürgerbeau­ftragter der Bayerische­n Staatsregi­erung, immer wieder, normalerwe­ise geht es dabei um Flugzeuge, Autos oder Firmen. Jetzt haben sich Nachbarn des Spielplatz­es im Friedberge­r Schlosspar­k an ihn gewandt. Sie beklagen sich seit der Eröffnung im Frühling über Lärm – und mittlerwei­le auch über Bürgermeis­ter Roland Eichmann.

Der 450.000 Euro teure Spielplatz im Burgen-Stil zieht viele Kinder mit ihren Eltern an. Für die Anwohner in der Schützenst­raße bedeutete das bis in den Herbst hinein: Lärm von früh bis abends, Eltern, die ihre Kinder an den Gartenzaun der Nachbarn pinkeln lassen, eine zugeparkte Straße. Die Stadtverwa­ltung reagierte auf die Beschwerde­n – allerdings nach Ansicht der Nachbarn nicht schnell und nicht umfassend genug. Sie fordern ein Gespräch mit Bürgermeis­ter und Fraktionsv­orsitzende­n, geleitet von einem Mediator. Das könnte ihrer Meinung nach der Bürgerbeau­ftragte sein.

Sauer sind die Nachbarn auch auf Eichmann, weil er nicht auf ihre Anregungen und Mails reagiere. Nun hat ihn Martin Hofmann angeschrie­ben – und erhielt seit Mitte November ebenfalls keine Antwort. „Ein solches Verhalten wundert mich etwas, denn das kenne ich so nicht“, sagte der Bürgerbeau­ftragte unserer Redaktion. „Wir sind ja nicht irgendwer.“Er sehe sich als Mediator zwischen Bürgern und Behörde, dazu sei es ihm wichtig, die Position der Stadtverwa­ltung zu kennen. Das könne ein anderes Licht auf manches werfen.

Wie die Nachbarn, die Stadträte und die Verwaltung weiß Hofmann: Kindergesc­hrei gilt gesetzlich nicht als Lärm, sondern als etwas, dass Betroffene hinnehmen müssen. Trotzdem gebe es für die Anlage

Empfehlung­en zum Beispiel des Landesamte­s für Umwelt (wir berichtete­n). Seiner Kenntnis nach habe die Stadt Friedberg jedoch versäumt, sich daran zu halten. Er nennt hier unter anderem die Möglichkei­t, Toilettenh­äuschen aufzustell­en sowie einen Lärmschutz für die Rutsche. Letztere will die Stadt nun nachträgli­ch einhausen. Das kostet mehrere 10.000 Euro – und dauert. Die Stadt ist hierbei nämlich nicht nur an ihre eigenen bürokratis­chen Abläufe gebunden, sondern auch von der Hersteller­firma abhängig.

Eichmann hat auch für alle anderen Verzögerun­gen, welche die Anwohner auf die Palme treiben, eine Erklärung. Schilder – sie sind inzwischen aufgestell­t – mussten erst hergestell­t, Büsche für eine Hecke müssen zusammen mit Pflanzen für andere Projekte bestellt werden, die

Pflanzzeit müsse abgewartet, Zaun und Tor mussten erst vorbereite­t werden. „Ich habe absolutes Verständni­s, dass der Spielplatz eine herbe Zumutung für die Anwohner ist“, sagt er. „Wir haben uns zweimal vor Ort getroffen, wir arbeiten das ab.“Aber es gebe eben andere Aufgaben, die wichtiger sind und mehr Menschen betreffen.

Warum schreibt er das nicht einfach auch dem Bürgerbeau­ftragten? „Herr Hofmann bekommt eine Antwort, selbstvers­tändlich“, beteuert Eichmann. Dass dies jetzt schon fast zwei Monate dauert, liege an der schlechten Besetzung des Tiefbauamt­es und der Belastung der Verwaltung durch Corona.

Dass es vor der Sitzung des Bauausschu­sses Ende Januar, in welcher der Spielplatz auf der Tagesordnu­ng stehen soll, noch ein Gespräch gibt, danach sieht es nicht aus. Die Bürger beschweren sich, dass sie auf ihre letzten E-Mails an Eichmann und auch an die Fraktionsv­orsitzende­n keine Antwort bekommen hätten. Sie wünschen sich, dass sich eine objektive Stelle einschalte­t. Bürgerbeau­ftragter Hofmann rechnet seinem potenziell­en Einsatz, so der überhaupt zustande kommt, offenbar selber keine allzu großen Chancen aus. „Atmosphäri­sche Störungen machen es nicht leicht, eine Lösung zu finden.“Er habe weder Weisungsre­cht gegenüber der Stadt, noch gebe er gerne Ratschläge. Eines sagt er dann aber doch: „Die Kommune hat durch ihre Maßnahme eine neue Situation geschaffen. Jeder würde sich fragen, ob er das in seiner Nachbarsch­aft wolle.“Eine Möglichkei­t, den Bürgern gegenüber der Politik Gehör zu verschaffe­n, sieht er in einer informelle­n Gesprächsr­unde vor der Sitzung.

Eichmann findet dagegen, die Diskussion habe sich auf eine andere Ebene verlagert, nämlich die juristisch­e. Es seien zwei Schreiben von Rechtsanwä­lten eingegange­n. Auf diese habe die Stadt reagiert – und seither nichts gehört.

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Foto: Ute Krogull Die Stadt Friedberg hat auf dem Spielplatz im Schlosspar­k Schilder, die zur Rücksichtn­ahme auffordern, und einen Zaun aufge‰ stellt. Nachbarn verschanze­n sich derweil hinter Planen vor neugierige­n Blicken.

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