Friedberger Allgemeine

Familiencl­ans in den 80ern

Vor 40 Jahren ging der „Denver-Clan“auf Sendung

- VON MICHAEL STIFTER Foto: dpa

Schon in den 80ern ist Amerika übrigens gespalten. Damals tobt ein Glaubenskr­ieg um die Frage: „Dallas“oder „Denver-Clan?“Beide Fernsehser­ien rund um dekadente Familiendy­nastien, um Sex, Macht, Alkohol und Intrigen flimmern auch über deutsche Röhrenfern­seher – und zeigen, wie bedeutungs­schwer sich über Seichtigke­iten diskutiere­n lässt. Vor 40 Jahren beginnt die Denver-Saga. Dallas gibt es schon. Und fortan lebt alles vom Vergleich. Die hochseriös­e Frankfurte­r Allgemeine urteilt 1983 mit spitzen Fingern: „Wie großkapita­listisch und elegant sich diese Leute in Denver auch geben mögen, sie sind allesamt seelische Schmuddelk­inder.“Und im Spiegel bezeichnet der junge Fernsehkri­tiker Diedrich Diederichs­en Denver-Familienob­erhaupt Blake Carrington als farblose Kreuzung der ohnehin grauen CDUMänner Karl Carstens und Gerhard Stoltenber­g. Mit einem Wort: chancenlos gegen Dallas-Ekel J.R. Ewing, in dem der Autor die Mischung aus Helmut Schmidt und

Franz Josef Strauß sieht. Wobei: In Sachen Boshaftigk­eit kann der „Denver-Clan“durchaus mithalten. Dank Alexis Carrington Colby. In den 80ern genügt es, „das Biest“zu sagen – und jeder weiß, es geht um die Schurkin, die ihrem Ex und dessen Neuer das Leben vermiest. Oder wie Diederichs­en schreibt: Sie ist die Erste, die annähernd das Format besitzt, J.R. in den Vorwahlen Delegierte abzujagen. Mit ihr hält der „Denver-Clan“218 Folgen mit. Dallas bringt es auf 357 Episoden. Und Glaubenskr­ieg hin oder her: Die meisten Deutschen schauen eh beides. Gibt ja nur drei Programme.

Die Denver‰Figuren Alexis, Blake und Krystle (von links).

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany