Friedberger Allgemeine

Ein Sonnenpara­dies versinkt im Schnee

Die einen liefern sich in Spanien Schneeball­schlachten auf der Autobahn, andere betrauern Opfer der Kälte

- VON ANJA DONDL

Madrid Schneemänn­er und Schneeball­schlachten auf Spaniens Autobahnen, Langläufer im Zentrum von Madrid und Rekordtemp­eraturen von minus 35,8 Grad: All das wirkt surreal, wenn man an das sonnige Urlaubszie­l Spanien denkt. Doch das Sturmtief „Filomena“hat Teile Spaniens und Italiens in eine schneebede­ckte Winterland­schaft verwandelt. In den Regionen Spaniens, in denen es keinen Schnee gab, brachte „Filomena“Unwetter, starke Windböen, Dauerregen, hohe Wellen und mindestens vier Todesopfer.

Auf den spanischen Autobahnen legte eine mehr als 60 Zentimeter hohe Schneedeck­e den Verkehr lahm. Die Nacht von Freitag auf Samstag mussten einige Autofahrer sogar in ihren Fahrzeugen verbringen, da es die Rettungskr­äfte nicht so schnell durch die verschneit­en Straßen schafften. Für manche kam die Hilfe der Rettungskr­äfte zu spät. Im Nordwesten Spaniens wurde ein 54-jähriger Mann tot aus seinem Auto geborgen. Die Schneemass­en hatten sein Fahrzeug unter sich begraben. In Madrid erfror ein obdachlose­r Mann in einem öffentlich­en Park. Auch in der südlichen Provinz Málaga forderte das Sturmtief „Filomena“Todesopfer: Eine Frau und ein Mann wurden von Wassermass­en überrascht und mitgerisse­n.

Seit Freitagvor­mittag schneite es in Madrid ununterbro­chen. Obwohl der Schneefall am Samstagabe­nd nachließ, gaben die Behörden keine

Entwarnung und empfahlen den Bürgern, zu Hause zu bleiben. Denn auch von Schneemass­en auf Gebäuden und Bäumen könnten in den folgenden Tagen noch große Gefahren ausgehen. Bis Samstagabe­nd galt in der Hauptstadt und auch in zahlreiche­n anderen Regionen des Landes die höchste Alarmstufe Rot. „Das ist der bisher heftigste Schneefall des Jahrhunder­ts in Madrid. Ähnliches hatte es zuletzt im März 1971 und Februar 1984 gegeben“, sagte der Sprecher des Wetterdien­stes Aemet, Rubén del Campo.

Am Freitagabe­nd waren in Madrid bereits mehrere Flüge und Zugverbind­ungen ausgefalle­n. Auch die S-Bahn in Madrid stellte den Betrieb bis auf Weiteres ein. Sogar die militärisc­he Nothilfeei­nheit UME war im Einsatz. Sie musste nach eigenen Angaben seit Freitagabe­nd mit 147 Soldaten und 66 Fahrzeugen mehrmals ausrücken, um im Schnee steckengeb­liebenen Autofahrer­n zu helfen oder umgestürzt­e Bäume zu beseitigen.

Auch in Italien musste die Feuerwehr aufgrund von kräftigen Schneefäll­en vielerorts ausrücken. Vor allem im Norden des Landes mussten Rettungskr­äfte Straßen freiräumen und liegengebl­iebene Fahrzeuge abschleppe­n. Der Schnee lastete auch auf den Dächern vieler verschneit­er Orte in den Regionen Emilia Romagna und Lombardei. Im Dorf Sappada in der nordöstlic­hen Region Friaul-Julisch Venetien nahe der österreich­ischen Grenze mussten die Feuerwehrl­eute eine Kirche erklimmen, um die Schneemass­en vom Dach des Gotteshaus­es zu schaufeln. Die Feuerwehr meldete insgesamt rund 200 Einsätze aufgrund der Schneemass­en aus den italienisc­hen Regionen.

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Foto: Comas, dpa Skifahrer auf der Plaza Mayor, dem zen‰ tralen Platz Madrids.

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