Friedberger Allgemeine

Geli vermisst seine Gola – und andersheru­m

„Geli, der Jagdgepard“wurde von Stefan, Katharina und Opa Otto erfunden

- VON STEFAN MEIER, 11, KATHARINA MEIER, 8, UND IHREM OPA OTTO KÖHLMEIER

Aber nicht nur Fürst Kurtin von Weichselba­uer wusste, welch kostbares Tier er da in seinem Besitz hatte. Auch Zar Alexander Alexandrow­itsch und Lord Hattrick von Edingburgh mussten erkennen, dass der Jagdgepard von Wien, die Bestie von Schönbrunn, etwas Unvergleic­hliches war. So einzigarti­g, dass keines ihrer vielen und zum Teil wirklich seltenen Tiere mit Geli mithalten konnte. Weder der vierhöckri­ge Auerochs von Petersburg noch die dreibeinig­e Wachtelent­e von Edinburgh, weder der holzfüßige russische Säbeltanzb­är noch die achtköpfig­e Weitwurfsc­hlange von Loch

Ness hatten eine Chance. Deshalb auch überlegten die beiden, der Zar und der Lord, wie sie es schaffen könnten, den Geparden aus Wien zu entführen. Und Zar Alexander Alexandrow­itsch hatte auch schon einen Plan. „Über die Donau“, flüsterte er seinem Freund Hattrick von Edinburgh hinter vorgehalte­ner Hand zu.

Es ging ihm wirklich schrecklic­h, Geli, dem Jagdgepard­en: Durch eine hinterhält­ige List gefangen genommen. Durch Wüste und Sand, durch Meer und Wasser, über hohe Berge und weite Täler in ein fremdes Land gebracht. Auf engstem Raum eingesperr­t. Mit Aas gefüttert. Gepeitscht, geschlagen, geschunden. Was Geli aber am meisten abging, was er am meisten vermisste, das war seine

Freundin Gola. Geli und Gola waren seit über zehn Jahren ein Paar. Seit über zehn Jahren waren sie faktisch Tag und Nacht beisammen. Nur selten, dass einer von ihnen allein mal auf Jagd ging. So wie eben damals, vor ein paar Wochen, als Geli in Gefangensc­haft geriet. „Warum nur?“, fragte sich Geli in seinem Gefängnis immer wieder. „Warum nur bin ich damals alleine raus“, machte er sich immer wieder Vorwürfe. Und er sah dann Gola. Und er fragte sich, wie es ihr wohl ging, alleine, ohne ihn.

Und auch Gola ging es nicht gut. Auch sie litt schrecklic­h.

Was ihm wohl geschah? Wo er wohl ist? Wie es ihm wohl geht? Als er nicht mehr kam, streifte sie sieben Tage und sieben Nächte durch Wüsten und Savannen. Unermüdlic­h war sie auf der Suche nach ihm. Keine Wasserstel­le, die sie nicht aufsuchte. Keine Höhle, in die sie nicht schaute. Immer wieder hallte ihre Rufe durch die Serengeti. „Geli!“„Geli!“„Geli!“Vergeblich. Schließlic­h legte sie sich auf die Sanddüne, auf der sie schon als Kinder gemeinsam spielten, hörte auf zu essen, rührte keinen Bissen mehr an und hoffte nur mehr, dass ihr Liebster wieder auftauchen werde.

Tatsächlic­h drang der Ruf der „Bestie von Wien“, des gefährlich­sten Tiers der Welt, der blutverstr­ömenden Riesenkatz­e aus dem Tiergarten zu Schönbrunn, bis nach Afrika, bis in die Serengeti. Eines Tages hörte Gola, schon recht schwach, abgemagert, ziemlich kraftlos, wie sich eine Gruppe von Weißstörch­en, eben von ihrem Flug aus Europa in ihr Wintergebi­et kommend, aufgeregt über eine riesige Wildkatze unterhielt. Wie sie sich die unglaublic­hsten Dinge erzählten. Und je mehr Gola hörte, um so klarer wurde ihr: Das muss Geli sein! Fortsetzun­g folgt nächsten Montag.

ⓘInfo

 ??  ?? Diese Ge‰ schichte steht auch in dem Buch „Märchen aus Co‰ rona‰Tagen“, Berenkamp‰Ver‰ lag, 212 Seiten, 18,50 Euro.
Diese Ge‰ schichte steht auch in dem Buch „Märchen aus Co‰ rona‰Tagen“, Berenkamp‰Ver‰ lag, 212 Seiten, 18,50 Euro.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany