Friedberger Allgemeine

Trübe Stimmung

Die Abwehr des Rekordmeis­ters ist so anfällig wie seit 40 Jahren nicht. Auf Trainer Flick wartet in den nächsten Wochen viel Arbeit

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Mönchengla­dbach Ungewöhnli­ch viele Gegentore, keine neuen Spieler: Auf Trainer Hansi Flick wartet in den kommenden Wochen viel Arbeit beim FC Bayern. Auch wenn der Fußball-Rekordmeis­ter trotz der erneuten Pleite bei Borussia Mönchengla­dbach beim 2:3 (2:2) im Bundesliga-Klassiker Tabellenfü­hrer bleibt, ist die Stimmung an der Säbener Straße getrübt. „Wir werden daran arbeiten. Das ist unsere Aufgabe als Trainer“, kündigte Flick für die nächsten Tage angesichts der großen individuel­len Patzer in der Abwehr an. Neue Stars, darüber ist sich der Coach mit den Chefs einig, kommen im Winter keine. „Selbstvers­tändlich machen wir nichts“, betonte Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic. „Wir sind sehr gut besetzt, haben viele Optionen. Wir sind sehr gut gerüstet.“

Das hatten auch Flick und Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge betont. Das vorhandene Personal ist gefordert. Die Bayern wackeln weiter, die Unantastba­rkeit ist weg – und viel Zeit zum Training haben die Münchner nicht. Allein in den kommenden zwei Wochen stehen vier Pflichtspi­ele an. Bereits am Mittwoch geht es mit dem DFB-Po

bei Holstein Kiel weiter. „Wir müssen irgendwie an die erste halbe Stunde anknüpfen und gucken, dass wir uns am Mittwoch wieder in die Spur bringen“, forderte Nationalsp­ieler Leon Goretzka mit Blick auf den schwungvol­len Start und die 2:0-Führung. Doch die reichte wegen schwerer Patzer nicht. Flick wirkte für seine Verhältnis­se nach der zweiten Niederlage im zweiten Spiel in Gladbach für ihn als Bayern-Coach ziemlich angefresse­n. „Wenn man unser Spiel sieht, ist ja schon auch irgendwo auffällig, wo wir Probleme haben. Wir müssen uns einfach verbessern“, schimpfte Flick.

Bereits vor 13 Monaten verlor er mit seinem Team am Niederrhei­n nach einer Führung noch 1:2. Mehr als die Niederlage – es war erst seine vierte als Bayern-Coach – schmerzen vor allem die Abwehrfehl­er, die einem Triplesieg­er nicht passieren dürfen. Dass die Bayern in dieser Saison anfällig sind, ist schon länger bekannt. Auch dass der französisc­he Weltmeiste­r Benjamin Pavard in einer Formkrise steckt und sich Nationalsp­ieler Niklas Süle wiederholt Aussetzer leistet. Dennoch hatten die Bayern ob ihrer individuel­len

Stärke und Weltfußbal­ler Robert Lewandowsk­i im Angriff bis Freitag 20 Pflichtspi­ele nacheinand­er nicht mehr verloren. Bis wieder ein Gegner wie Gladbach – diesmal auf Top-Niveau – kam. „Gladbach war sehr effizient. Sie haben drei Fehler von uns brutal ausgenutzt“, sagte Flick anerkennen­d. Dies schien schon mal ein Vorgeschma­ck auf das zu sein, was den Bayern im Frühjahr in der Champions League blühen könnte. „Man darf auch nicht vergessen, dass das eine Mannschaft ist, die im Achtelfina­le der Champions League spielt“, sagte Flick über die Borussen. „Nach einem 2:0 kann man trotzdem auch mit drei Punkten nach München fahren“, betonte Flick aber. Denn die Bayern führten nach einem Handelfmet­er von Lewandowsk­i (20. Minute) und einem Weitschuss-Hammer von Goretzka (26.) bereits scheinbar sicher.

Doch dann gab es wieder diese individuel­len Fehler, die zu den Toren vom starken wiedergene­senen Jonas Hofmann (36./45.) und durch Florian Neuhaus (49.) führten. „Ich glaube, es ist nicht so schwer, zu erklären. Wir verlieren zweimal den Ball, wo wir ihn nicht verlieren dürfen“, sagte Goretzka über die Ballkal-Nachholspi­el verluste im Vorwärtsga­ng in der ersten Halbzeit, die Gladbachs Kapitän Lars Stindl mit zwei perfekten Pässen auf Hofmann auch überragend ausnutzte. Besonders hanebüchen war der Abspielfeh­ler von Süle vor dem 2:3 durch Neuhaus.

Torhüter Manuel Neuer brachten die Patzer schier zur Verzweiflu­ng. Mit weit aufgerisse­nen Augen brüllte der Nationalke­eper nach den Gegentoren und drosch nach dem Abpfiff den Ball wutentbran­nt auf die Tribüne. Kein Wunder: Erstmals in seiner Karriere kassierte er auch im zehnten Spiel in Serie mindestens ein Gegentor. Seit Ende Oktober wartet er darauf, endlich den Rekord von Oliver Kahn von 196 ZuNull-Spielen einzustell­en. Auch wenn die Bayern zuletzt immer in der Lage waren, trotz der Abwehrprob­lematik zu punkten: Titelreif ist die Defensive aktuell kaum. 24 Gegentore – so viele wie Arminia Bielefeld – nach 15 Spielen kassierten die Münchner zuletzt in der Saison 1981/1982. Damals wurden sie am Ende nur Dritter.

Tore 0:1 Lewandowsk­i (20./Handelfme‰ ter), 0:2 Goretzka (26.), 1:2 Hofmann (36.), 2:2 Hofmann (45.), 3:2 Neuhaus (49.)

 ?? Foto: Witters ?? Münchner Trauergäst­e mit verrutscht­en Masken: die Führungssp­itze des FC Bayern mit Oliver Kahn, Karl‰Heinz Rummenigge und Herbert Hainer (v. l.).
Foto: Witters Münchner Trauergäst­e mit verrutscht­en Masken: die Führungssp­itze des FC Bayern mit Oliver Kahn, Karl‰Heinz Rummenigge und Herbert Hainer (v. l.).

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