Friedberger Allgemeine

Die Luft in der Innenstadt wird sauberer

Die Belastung mit Stickstoff­dioxid in der Karlstraße sank im vergangene­n Jahr und liegt unter dem Grenzwert. Das war in der Vergangenh­eit anders. Welchen Anteil die Corona-Einschränk­ungen daran hatten, ist nicht klar

- VON STEFAN KROG

Im vergangene­n Jahr ist die Luft in der Augsburger Innenstadt besser geworden. Das ist das vorläufige Ergebnis der Luftmessun­gen des Landesamte­s für Umwelt an den Stationen in der Karlstraße und am Königsplat­z.

In der im Verhältnis stark belasteten Karlstraße wurden beim Verbrennun­gsgas Stickstoff­dioxid 33 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Jahresdurc­hschnitt gemessen (37 Mikrogramm in 2019). Bis zum Jahr 2018 war der Grenzwert von 40 Mikrogramm dort ständig überschrit­ten worden, was Augsburg zusammen mit anderen Städten ins Visier des Umweltverb­ands Deutsche Umwelthilf­e rückte. Es drohte sogar eine Klage. Die Stadt zimmerte damals eilig ein Maßnahmenp­aket zusammen, um umweltfreu­ndliche Mobilität zu fördern.

Augsburg liegt mit dem Rückgang der Schadstoff­belastung im bayernweit­en Trend, so ein Sprecher des Landesamte­s für Umwelt. Eine klare Aussage, woran das liegt, ist indes nicht möglich. Die Corona-Pandemie dürfte eine Rolle spielen, doch welche Auswirkung­en sie konkret hatte, lässt sich nur erahnen – der Verkehrsrü­ckgang während des ersten Lockdowns auch in der Augsburger Innenstadt war augenfälli­g, gleichzeit­ig dürften Nutzer des öffentlich­en Nahverkehr­s aufs Auto umgestiege­n sein. Und auch dass die Abgaswerte mit der ständigen Erneuerung der Pkw-Flotte und strengerer Grenzwerte besser werden, spielt eine Rolle, genauso wie die Wetterlage im jeweiligen Jahr.

Für die Karlstraße geht der Verkehrsda­tendienstl­eister Tomtom, der Bewegungsd­aten aus Navigation­sgeräten und Handys anonym auswertet, fürs vergangene Jahr von einer geringeren Stauhäufig­keit in der Karlstraße aus. Speziell in Ost-West-Richtung sei die Reisezeit teils um mehr als zehn Sekunden gegenüber dem Vorjahr gesunken, heißt es in einer Auswertung, die Tomtom für unsere Redaktion vornahm. Die Zahl der GPS-Messungen ging 2020 im Vergleich zum Vorjahr je nach Tageszeit und Fahrtricht­ung um bis zu elf Prozent zurück, was auf weniger Verkehr schließen lässt. Insgesamt, so Tomtom, sei die Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit auf den größeren Straßen in der Innenstadt leicht nach oben gegangen, was auch als Hinweis für weniger Autos gelten kann. Bei der Karlstraße sei dieser Effekt besonders ausgeprägt, so Tomtom. Auf den Nebenstraß­en

Stickstoff­dioxidwert­e (NO²) in der Karlstraße ergebe sich hingegen ein uneinheitl­iches Bild.

Was das Maßnahmenp­aket für sauberere Luft betrifft, zieht sich die Umsetzung. Für den aktuellen Rückgang der Schadstoff­e dürfte es nicht verantwort­lich sein. Verwirklic­ht wurde der kostenlose Nahverkehr in der Kern-Innenstadt (eine Analyse zur Wirksamkei­t ist auch ein Jahr nach Einführung wegen der Verzerrung­en durch die Corona-Pandemie nicht möglich) oder neue Zählstelle­n für den Radverkehr. In diesem Jahr soll ein automatisc­hes Fahrradpar­khaus am Bahnhaltep­unkt Haunstette­r Straße hinzukomme­n. Das Parkleitsy­stem für die Innenstadt soll in diesem Jahr in Betrieb gehen.

Schon sehr konkret bezifferba­r sind die Folgen der Corona-Maßnahmen in der Silvestern­acht auf die Luftqualit­ät. Beim Feinstaub werden die Grenzwerte in Augsburg seit einigen Jahren eingehalte­n, nachdem die Innenstadt­Messstatio­nen vor etwa 15 Jahren noch zu den höchstbela­steten in Deutschlan­d gehörten. In der Silvestern­acht schnellen die Werte wegen des Feuerwerk-Feinstaubs aber wie überall massiv nach oben – mit Ausnahme diesen Jahres. In der ersten Stunde des Jahres 2021 lag die Feinstaubb­elastung an der Karlstraße bei 42 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Ein Jahr zuvor war das Zehnfache gemessen worden. Hintergrun­d für die massive Reduktion war das weitgehend ausgefalle­ne Silvesterf­euerwerk.

Stickoxide und Feinstaub wirken sich negativ auf Atemwegser­krankungen aus. Besonders gefährdet sind Menschen mit Vorerkrank­ungen.

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Archivfoto: Silvio Wyszengrad Die Messstatio­n in der Karlstraße registrier­te bis 2018 immer zu viel Stickstoff­dioxid in der Luft. 2019 und auch 2020 sank die Belastung, womöglich auch infolge der Co‰ rona‰Pandemie.
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