Friedberger Allgemeine

Neue Unterkunft für obdachlose Frauen geplant

Der Sozialverb­and SkF sucht in Augsburg nach einer Immobilie, um eine Frauenpens­ion zu eröffnen. In der betreuten Einrichtun­g sollen die Bewohnerin­nen wieder auf die Füße kommen

- VON ANDREA BAUMANN

Seit vielen Jahren betreut der Sozialdien­st katholisch­er Frauen (SkF) in Augsburg Frauen in schwierige­n Lebenslage­n und prekären Wohnsituat­ionen. Zu den stationäre­n Angeboten zählt seit 2018 das Übergangsw­ohnheim „Casa Donna“in Pfersee, das der Sozialverb­and im Auftrag der Stadt für wohnungslo­se Frauen betreibt. Das Haus an der Stadtberge­r Straße gewährt bis zu 20 Frauen Unterschlu­pf – auf dem Papier. In Wirklichke­it ist die Einrichtun­g in den vergangene­n Monaten ständig überbelegt, auch weil andere Anlaufstel­len ihr Angebot wegen der Corona-Pandemie reduziert haben.

Die beengte Situation im Übergangsw­ohnheim ist aber nicht der einzige Grund, warum der SkF sein Repertoire um eine Frauenpens­ion erweitern will. Nicht für

Fehlende Privatsphä­re führt zu Konflikten

alle Frauen sei die Casa Donna ein guter Ort, betont Geschäftsf­ührerin Martina Kobriger. In den überwiegen­d Mehrbettzi­mmern gebe es keine Privatsphä­re. Angesichts der oft vielfältig­en Problemlag­en sei das Zusammenle­ben konfliktre­ich und stimmungsg­eladen. Für eine intensive Betreuung fehle es an Personal. „Frauen wieder auf die Füße zu stellen, geht in diesem Rahmen und mit dieser Personalau­sstattung nicht.“

Schon länger trägt sich der SkF deshalb mit dem Gedanken, die Lücke mit einem weiteren Angebot zu füllen. Als Vorbild für die geplante Frauenpens­ion dient ein Projekt in Stuttgart. In der badenwürtt­embergisch­en Hauptstadt hat die Caritas laut Kobriger ein ehemaliges Eisenbahne­rhaus übernommen, in dem Frauen in Einzelzimm­ern leben und von Fachkräfte­n betreut werden. Auch in Augsburg sollen 15 bis 20 Klientinne­n von der jungen Erwachsene­n bis zur Seniorin Einzelzimm­er bewohnen, um wieder zur Ruhe zu kommen. Ziel sei es, mit ihnen eine neue Lebenspers­pektive zu erarbeiten, damit sie möglichst eines Tages wieder selbststän­dig wohnen können.

Größter Knackpunkt ist allerdings das Fehlen einer geeigneten Immobilie. Der SkF war vor einiger Zeit diesem Ziel schon recht nahe. „Doch dann hat der Vermieter sein Angebot zurückgezo­gen“, sagt Kobriger. Jetzt will sie die Suche nochmals starten. Ideal wäre nach ihren Worten ein ehemaliges Hotel oder ein leer stehendes Mehrfamili­enhaus mit einer Nutzfläche von rund 400 bis 500 Quadratmet­ern, in dem es neben den Einzelzimm­ern auch größere Räume für Gemeinscha­ftsaktivit­äten wie ein Café mit Mittagstis­ch gibt. Da die Bewohnerin­nen auf öffentlich­e Verkehrsmi­ttel angewiesen seien, sollte sich das Gebäude nicht auf dem Land, sondern innerhalb des Augsburger Stadtgebie­ts befinden – möglichst in der erweiterte­n Innenstadt.

Kobriger ist sich bewusst, dass sich manche Vermieter mit der Zielgruppe schwer tun. Eines könne sie verspreche­n. „Die Miete ist in moderater Höhe über das Jobcenter gesichert und unter Umständen würden wir auch über den Kauf der Immobilie nachdenken.“Da die Frauen gezielt ausgesucht und intensiv betreut würden sowie zur Mitarbeit bereit sein müssten, geht die Geschäftsf­ührerin nicht von einem hohen Konfliktpe­rsonal durch die Frauenpens­ion aus. Mit einer starken Fluktuatio­n sei nicht zu rechnen, da das Konzept eine längere Verweildau­er – etwa zwei

Jahre – vorsehe. „Es wird zudem eine Pforte und insgesamt sechs bis sieben Mitarbeite­rinnen geben“, sagt Kobriger. Wegen der personelle­n Ausstattun­g sei man unter anderem mit dem Bistum im Gespräch.

Die Frauenpens­ion wäre ein weiterer Mosaikstei­n, um in Augsburg die Situation von Frauen ohne festen Wohnsitz zu verbessern. Bis zur Eröffnung der „Casa Donna“waren sie gemeinsam mit Männern im Übergangsw­ohnheim Johannes-Rösle-Straße untergebra­cht – was häufig zu Konflikten führte. Eine weitere Unterkunft für insgesamt 25 Personen wird vom Diakonisch­en Werk ebenfalls in Pfersee betrieben. Die Wohnungen, in denen sich die Bewohner Bad und Küche teilen, sind nach Geschlecht­ern getrennt. Im Haus Lea in Oberhausen, das der Diözese gehört, haben sechs Frauen Unterschlu­pf gefunden. Darüber hinaus unterhält die Stadt rund 60 Obdachlose­nwohnungen.

Wer dem SkF bei der Suche nach einer Immobilie für die geplante Frauenpens­ion helfen will, kann dies tun unter Telefon 0821/65042510 oder per E-Mail unter: info@skf-augsburg.de.

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Foto: Michael Hochgemuth In Pfersee betreibt der Sozialdien­st katholisch­er Frauen die Übergangsu­nterkunft für obdachlose Frauen. Jetzt sucht er eine Immobilie für ein weiteres Angebot – eine Frau‰ enpension.

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