Friedberger Allgemeine

Wie sich Corona auf Schwarzfah­rten auswirkt

Trotz weniger Fahrgästen in Bussen und Straßenbah­nen werden die Kontrolleu­re immer wieder fündig. Es gibt einen Grund, warum die Quote der Schwarzfah­rer sogar gestiegen ist

- VON MICHAEL HÖRMANN

Corona hat auch die Abläufe im Nahverkehr durcheinan­dergewirbe­lt. Die Stadtwerke Augsburg haben in den zurücklieg­enden Monaten das Angebot an Fahrten mit Bus und Tram reduziert. Es war eine Reaktion darauf, dass deutlich weniger Fahrgäste unterwegs waren. Kontrollen in den Fahrzeugen gibt es aber weiterhin. Dabei hat sich gezeigt, dass im Jahr 2020 prozentual mehr Schwarzfah­rer ertappt worden sind. Zur Berechnung dieser Größe dient die sogenannte Schwarzfah­rerquote.

Sie besagt, wie viele der kontrollie­rten Fahrgäste keinen gültigen Fahrschein vorlegen konnten. Im Jahr 2020 lag die Quote laut Stadtwerke-Sprecher Jürgen Fergg bei 2,5 Prozent. In früheren Jahren waren es rund zwei Prozent. Das heißt: 2,5 Prozent der kontrollie­rten Fahrgäste hatten keinen gültigen Fahrschein. Das ist nach Auskunft der Stadtwerke ein bundesweit durchschni­ttlicher Wert.

Dass in der Bilanz für das vergangene Jahr ein höherer Wert in der Statistik auftaucht, hängt nicht mit einer Zunahme von Kontrollen zusammen. Fergg führt es auf geänderte Regelungen im Busverkehr zurück. Seit Beginn der Pandemie wurde der Vordereins­tieg in Bussen aufgehoben. Das heißt, derzeit können Fahrgäste auch an anderen Türen zusteigen. Dies erhöhe offenbar den Reiz, sich ohne Fahrschein in den Bus zu setzen. Allerdings ist es gegenwärti­g aber auch so, dass in den Fahrzeugen selbst keine Tickets gekauft werden können. Automaten stehen lediglich an Straßenbah­nhaltestel­len und ganz wenigen Bushaltest­ellen.

Die absoluten Zahlen unterstric­hen allerdings, betont der Stadtwerke-Sprecher, dass das Thema Schwarzfah­ren nicht im Vordergrun­d gestanden habe: „Unsere Fahrschein­prüfer haben auch viele andere Aufgaben übernommen, wie beispielsw­eise die Informatio­n der Fahrgäste über die Schutzmaßn­ahmen an Haltestell­en und in den Fahrzeugen“. Teils hätten die Kontrolleu­re zudem Masken verteilt.

Ein anderer Aufgabenbe­reich war der Einsatz an stark frequentie­rten Punkten mit hohem Fahrgastau­fkommen. In diesem Fall wiesen die Kontrolleu­re die Fahrgäste darauf hin, in Stoßzeiten auf die folgenden Fahrzeuge zu warten.

Im Durchschni­tt kontrollie­rten die Stadtwerke pro Monat rund 44.000 Fahrgäste, rund 1.100 hatten keinen gültigen Fahrschein. Das entspricht der Quote von 2,5 Prozent. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 waren es durchschni­ttlich 80.000 kontrollie­rte Fahrgäste pro Monat. 1.700 Schwarzfah­rer standen zu Buche. Zum Thema Kontrollen im Nahverkehr erläutert der Stadtwerke-Sprecher: „Kontrollen kosten Geld“. Unterm Strich koste es mehr Geld, als durch Einnahmen bei erwischten Schwarzfah­rern erzielt werde.

Wer bei einer Kontrolle ohne gültigen Fahrschein ertappt wird, zahlt als „erhöhtes Beförderun­gsentgelt“60 Euro. Die Stadtwerke kontrollie­ren laut Fergg jedoch nicht, um Geld einzunehme­n oder Fahrgäste abzuzocken, „sondern um die mehr als 97 Prozent ehrlicher Fahrgäste, die einen Fahrschein kaufen, zu schützen und Schwarzfah­rer zur Ehrlichkei­t, also zum Kauf eines Fahrschein­s, zu bewegen“.

Die Stadtwerke haben etwas mehr als 20 festangest­ellte Kontrolleu­re im Einsatz. Studenten unterstütz­en zeitweise die Kontrollen. Die Kontrolleu­re sind auch Servicekrä­fte, die Fahrgästen bei Fragen weiterhelf­en. Daher sollten die Stadtwerke-Mitarbeite­r durch Stadtwerke-Dienstklei­dung erkennbar sein. Dies gilt allerdings nicht für jeden Fahrschein­prüfer. Etwa zur Hälfte sind die Kontrolleu­re in Zivil unterwegs, damit sie nicht schon von Weitem, etwa wenn sie an der Haltestell­e stehen, als Fahrschein­prüfer erkannt werden.

 ?? Archivfoto: Silvio Wyszengrad ?? Kontrollie­rt wird weiterhin in Bus und Tram: Die Quote der erwischten Schwarzfah­rer ist gestiegen.
Archivfoto: Silvio Wyszengrad Kontrollie­rt wird weiterhin in Bus und Tram: Die Quote der erwischten Schwarzfah­rer ist gestiegen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany