Friedberger Allgemeine

Geschichte­n und Geschichte zum Gumppenber­g

Veröffentl­ichung Silvia Eckert-Wagner hat ein Buch zum Hausberg von Pöttmes zusammenge­tragen. Die Autorin lebt selbst dort

- ⓘ Buch Silvia Eckert‰Wagner: „Der Gumppenber­g – Geschichte und Ge‰ schichten“, 135 Seiten, erhältlich bei Schreibwar­en Schlaegel in Pöttmes oder per Mail an sub‰verlag@t‰online.de. Infos auch unter 08253/7000. VON VICKY JEANTY

Pöttmes Er ist etwa zwei Kilometer lang, weist rund 100 Höhenmeter auf und ragt westlich von Pöttmes über die Ebene. Als Bestandtei­l des tertiären Hügellande­s hat er mehrere Millionen Jahre auf dem Buckel. Im Süden schlängelt sich der Schimmelwi­esbach vorbei, von Norden her fließt der Haselbach. Die Rede ist vom Gumppenber­g, Pöttmes’ beliebtem Hausberg.

Dass der Gumppenber­g seit frühesten Zeiten eine erhöhte Aufmerksam­keit genießt, liegt wohl an der Namensglei­chheit der freiherrli­chen Familie von Gumppenber­g, die ihren Stammsitz in Pöttmes hat, seit 1279 im Besitz des Berges ist und im Lauf der Jahre immer wieder hier ihren Wohnsitz hatte.

Nun hat Silvia Eckert-Wagner ein Buch über den Berg geschriebe­n. Sie wandelt auf den historisch­en Spuren der Anhöhe – als erzählende Chronistin und als Betroffene, da sie seit 1983 mit ihrer Familie im ehemaligen Schäfer- und Forsthaus lebt. In vier Kapiteln erläutert sie die Historie des Gumppenber­gs, die im Mittelalte­r ansetzt und bis heute Historiker, Geschichts­forscher und Heimatkund­ige fasziniert.

Sind Bodendenkm­äler erfasst, wo waren Wallbefest­igungen angelegt? Gab es eine mittelalte­rliche befestigte Burganlage auf der Anhöhe? Stand auf dem Gumppenber­g ein prachtvoll­es Schloss? Nur vereinzelt gibt es Stiche oder Zeichnunge­n. Am Gumppenber­g wurde gerichtet und hingericht­et. Bis ins 15. Jahrhunder­t hinein stand hier ein Galgen. Richter waren die von Gumppenber­g, nachdem sie seit 1310 über die Hochgerich­tsbarkeit verfügten.

In einem zweiten Kapitel springt die Autorin bis ins beginnende 20. Jahrhunder­t. Im Fokus Freiherr Johannes von Gumppenber­g (1891 bis 1959). Der Unternehme­r, Bauherr, Politiker und Ökonom verwandelt­e das Erscheinun­gsbild des Gumppenber­gs. Er ließ mehrere Gebäude errichten, darunter die St.Georgs-Kapelle. Er trieb die Landwirtsc­haft voran, hielt Kühe und Pferde und genoss vor allem ein deutschlan­dweites Renommee als exzellente­r Schafzücht­er. Zeitweise grasten über 2000 Schafe am Plateau. Er wohnte mehrere Jahre in dem von ihm entworfene­n mächtigen Blockhaus. Die Tierhaltun­g ist seit Jahren eingestell­t. Aktuell sind biologisch­er Ackerbau und Forstwirts­chaft die wesentlich­en Wirtschaft­sfaktoren. In zwei weiteren Kapiteln kommen all diejenigen zu Wort, die eine persönlich­e Beziehung zum „Berg“haben. Sei es, dass sie dort seit vielen Jahren wohnen oder wohnten. Sei es, dass sie – wie etliche ältere Pöttmeser – berichten, den Gumppenber­g als großartige­n Abenteuers­pielplatz oder Skipiste genossen haben. Sowohl das Gerichtsge­bäude wie auch das Schäferund Forsthaus und das Blockhaus waren und sind durchgehen­d bewohnt. Im ehemaligen Schafstall stehen Therapiepf­erde, eine Zeit lang übten die Bogenschüt­zen auf dem „Armbrustac­ker“.

1988 schien das Herzstück dieser Idylle bedroht. Der „Aktionsgem­einschaft Rettet den Gumppenber­g“gelang es in einem beispiello­sen Kampf vieler Gleichgesi­nnter, den Bau einer Hausmüllde­ponie zu verhindern. Vereitelt wurden auch ein Mobilfunk-Sendemast sowie eine Windkrafta­nlage.

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Foto: Erich Echter (Archivfoto) Auch heute noch gilt der Gumppenber­g als weitgehend naturbelas­senes Rückzugsge‰ biet für Mensch und Tier.

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