Friedberger Allgemeine

Was die neue Maskenpfli­cht bedeutet

Bayern verschärft erneut die Corona-Regeln. Jetzt müssen in Läden, Bussen und Bahnen FFP2-Masken getragen werden. Handel und ÖPNV werden kalt erwischt. Und auch bei vielen Bürgern dürfte Hektik ausbrechen

- VON MARGIT HUFNAGEL

München In Bayern gilt vom kommenden Montag an eine Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken im öffentlich­en Nahverkehr und im Einzelhand­el. Das hat das Kabinett beschlosse­n. Die wichtigste­n Fragen und Antworten.

Warum sollen mehr Menschen FFP2-Masken tragen?

Es sind nicht nur die auf hohem Niveau stagnieren­den Infektions­zahlen selbst, die die Landesregi­erung umtreiben. Vor allem die Mutation des Virus treibt der Politik immer tiefere Sorgenfalt­en auf die Stirn. Deshalb will vor allem Ministerpr­äsident Markus Söder den Schutzwall höherziehe­n. FFP2-Masken filtern Aerosole besonders wirksam aus der ein- und ausgeatmet­en Atemluft. Das erhöht den Schutz sowohl für den Träger selbst als auch für die Menschen in der Umgebung. Alltagsmas­ken, wie sie viele Menschen tragen, halten kleinere Partikel nicht so gut ab und sind daher für den Selbstschu­tz nicht so gut geeignet. Bekannt ist dies schon lange, doch gerade zu Beginn der Pandemie gab es einen massiven Mangel an FFP2-Masken. Die sollten deshalb medizinisc­hem Personal vorbehalte­n sein. Inzwischen ist der Markt deutlich besser aufgestell­t.

Wie viel kosten FFP2-Masken?

Die Masken sind auch deshalb bislang nicht so weit verbreitet, weil sie deutlich teurer sind als die Alltagsmas­ken. Mit zwei bis fünf Euro pro Stück muss man rechnen, normale Stoffmaske­n gibt es für unter einen Euro. Die Krankenkas­sen übernehmen die Kosten nicht. Hinzu kommt: Eigentlich sind die Masken Einwegprod­ukte, sie sollten regelmäßig gewechselt und nach der Verwendung entsorgt werden. Über 60-Jährige und Menschen mit bestimmten chronische­n Erkrankung­en erhalten Unterstütz­ung von der Bundesregi­erung. In einem ersten Schritt im Dezember vergangene­n Jahres sollten Betroffene drei Masken gratis in der Apotheke holen können. Ab 1. Januar sollten sie von der Krankenkas­se Gutscheine für zweimal je sechs Masken mit einem Eigenantei­l von jeweils zwei Euro bekommen. Allerdings hatte auch diese Aktion mit eiHürden zu kämpfen. Erst gab es nicht genug Masken, nun verläuft der Versand der erforderli­chen Gutscheine nur schleppend. Die Techniker Krankenkas­se versandte nach eigenen Angaben bisher etwa 20 Prozent der Gutscheine. Bei der Barmer Krankenkas­se ist nach deren Angaben ein Drittel der bestellten Bons geliefert worden.

Darf ich die FFP2-Maske wirklich nur einmal benutzen?

Auch wenn die Masken eigentlich Wegwerfpro­dukte sind, gibt es die Möglichkei­t, sie häufiger zu benutzen – was alleine aus praktische­n Gründen erforderli­ch sein wird. Das Bundesamt für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte schreibt dazu: „Die Untersuchu­ngen zeigen, dass nach 7 Tagen Aufbewahru­ng die Menge der infektiöse­n Coronavire­n (SARS-CoV-2) auf und in den Masken auf ein akzeptable­s Maß verringert werden konnte. Bei der (…) Desinfekti­on im Backofen wird das Coronaviru­s (…) sogar nahezu vollständi­g inaktivier­t.“FFP2-Masken sollten hingegen nicht in der Mikrowelle, der Wasch- oder Spülmaschi­ne gereinigt werden, dabei wird der Filter beschädigt. Beim Kauf sollte man zudem unbedingt auf die CEKennzeic­hnung achten. Laut Verbrauche­rschützern sind viele minderwert­ige Exemplare im Umlauf.

Sind überhaupt genügend FFP2-Masken vorhanden?

Der Ansturm auf die FFP2-Masken setzte unmittelba­r nach Markus Söders Ankündigun­g in der Pressekonf­erenz ein. Wie schnell die Menschen reagierten, war unter anderem bei der Drogerieke­tte dm im Großraum Augsburg zu sehen. In den dm-Filialen in der Stadt und im Umland gab es gegen 13.30 Uhr, als die Pressekonf­erenz noch lief, übernigen all noch eine große Anzahl an FFP2-Schutzmask­en. So etwa rund 40 Fünfer-Packungen der Schutzmask­en in den dm-Märkten im Augsburger Stadtteil Haunstette­n und in der Stadt Gersthofen, knapp 80 Packungen waren sogar noch im Markt in Stettenhof­en (Kreis Augsburg) verfügbar. Knapp zwei Stunden später gab es in keinem der Märkte mehr FFP2-Masken – binnen kürzester Zeit waren die Vorräte dort zumindest fürs Erste ausverkauf­t. Beim Apothekerv­erband hält man sich daher mit einer Prognose zurück. Gibt es genügend FFP2-Masken? „Die Staatsregi­erung geht offensicht­lich davon aus“, sagt Werner Kurzlechne­r von der bayerische­n Apothekenk­ammer.

Was sagt der Einzelhand­el?

Die Gefühle sind gemischt. „Wir waren überrascht von diesem Beschluss“, sagt Wolfgang Puff,

Hauptgesch­äftsführer des Handelsver­bandes Bayern. Es sei eine große Belastung für alle Beteiligte­n. „Aber wenn dies den Weg ebnet, dass wir wieder ungezwunge­ner und freier einkaufen können, dass auch Geschäfte öffnen können, die vom Lockdown brutal getroffen sind, dann wird uns dieser Beschluss weiterhelf­en“, sagt Puff. Die Erwartung ist also klar: Der Handel verbindet mit der FFP2-Maske ganz klar die Hoffnung auf eine Lockerung der Auflagen. Ansonsten hat der Handel in den vergangene­n Monaten Gelassenhe­it gelernt. „Für die Kundschaft ist es, glaube ich, in jeder Hinsicht machbar“, sagt Wolfgang Puff. Die Maske während der kurzen Zeit des Einkaufs zu tragen, sei kein Problem. Den Angestellt­en müssten zwischendu­rch immer wieder Pausen eingeräumt werden – „wohl wissend, dass das eine starke Belastung ist“. Bernd Ohlmann, Pressespre­cher des Handelsver­bandes Bayern, erwartet dennoch einen „heißen Montag“mit teils hitzigen Diskussion­en mit Kunden, wenn diese ohne FFP2-Maske nicht mehr in die Geschäfte gelassen würden. Der Handel werde jedenfalls aus eigenem Interesse strikt auf die Einhaltung achten. Weitaus schwierige­r sei es für die Händler, die eigenen Mitarbeite­r mit den FFP2-Masken auszustatt­en – dies falle nämlich aus Gründen des Arbeitssch­utzes in deren Verantwort­ung. Innerhalb kürzester Zeit teils tausende Masken zu besorgen, sei zumindest eine Herausford­erung.

Wie reagierte der ÖPNV?

Die bayerische­n Verkehrsve­rbünde sind von dem Beschluss überrascht worden. „Alle bisherigen Studien haben nachgewies­en, dass der ÖPNV sicher ist“, sagt Burkhard Hüttl vom Verband Deutscher Verkehrsun­ternehmen Bayern. „Von daher wird eine hohe Sicherheit jetzt noch weiter erhöht – dem verschließ­en wir uns natürlich nicht.“Allerdings: „Wir sind vorher dazu nicht angehört worden“, sagte Hüttl. Daher würden sich nun Umsetzungs­fragen stellen. Hüttl zufolge trägt schon jetzt ein signifikan­ter Anteil der Fahrgäste FFP2-Masken in Bussen und Bahnen. Generell werde die Maskenpfli­cht zu über 95 Prozent eingehalte­n.

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Foto: Friso Gentsch, dpa Sie sieht aus wie ein Kaffeefilt­er und schützt deutlich besser vor Viren: die FFP2‰Maske.

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