Umbau verzögert sich
Stadtentwicklung Mehr als drei Millionen Euro investiert die Stadt Friedberg für die Baustelle. Geplant sind außergewöhnliches Pflaster, Bäume und Rosen. Warum sich der Beginn der Arbeiten verzögert
Mehr als drei Millionen Euro investiert die Stadt Friedberg in die Bahnhofstraße. Geplant sind außergewöhnliches Pflaster, Bäume und Rosen.
Friedberg Am 1. Februar rücken die ersten Arbeiter an – bis Mai 2022 soll die Friedberger Bahnhofstraße sich in eine Flaniermeile mit Aufenthaltsqualität verwandeln. Nach jahrelanger Diskussions- und Planungsphase mit mehreren Verzögerungen investiert die Stadt über drei Millionen Euro. Es ist eine Herausforderung für Stadtverwaltung, Anwohner und Geschäftsleute. Jetzt verzögert sich der Start. Dieser war für Montag, 18. Januar geplant.
Ursache dafür ist die unsichere Wetterlage. Der Unternehmer, der im Auftrag der Stadtwerke Wasserund Kanalbauarbeiten durchführt, will sicherheitshalber erst in zwei Wochen loslegen. Laut Moritz Ladwig, Leiter der städtischen Tiefbauabteilung, hat dies jedoch keine Folgen auf den Gesamtzeitplan. Man habe bewusst für die Arbeiten der Stadtwerke ein weit größeres Baufenster eingeplant als wenn diese im Sommer laufen würden. Ladwig erläutert, wie die Bahnhofstraße zwischen Kriegerdenkmal und Ludwigstraße einmal aussehen soll.
Geplant sind unter anderem breitere erhöhte Gehsteige. Straße und Trottoir erhalten ein außergewöhnliches Pflaster aus verschiedenen Natursteinsorten in mehr als einem halben Dutzend Formaten. Die Steine stammen aus Deutschland und Portugal. Der lockere Mix, in dem sie verlegt werden, soll laut Ladwig zwei Vorteile haben: Er sieht gut aus und beugt großen Fugen vor, die in der Ludwigstraße ein Ärgernis sind. Auch das Blindenleitsystem wird in hellem Naturstein abgesetzt. Für mehr Aufenthaltsqualität sollen außerdem Bäume und Spalierrosen sorgen. Das geht auf Kosten der Parkplätze. Wie viele Stellplätze wegfallen, kann Ladwig momentan nicht beziffern. Auf jeden Fall werde Parken nur auf ausgewiesenen Flächen möglich sein.
Ein neues Gesicht erhält der Platz um das Kriegerdenkmal. Dieses wird geöffnet, es werden sechs Bäume gepflanzt. Wände aus CortenStahl, auf denen die Namen der Toten stehen, rahmen den Bereich ein.
Der Umbau von 180 Metern Straße kostet über drei Millionen Euro. Die 17.000 Euro pro laufendem Meter beinhalten neben der reinen Sanierung die Planungkosten sowie die Verlegung von Rohren und Leitungen. Die staatliche Förderung beträgt 50 Prozent der Sanierungskosten, also bis zu 1,5 Millionen. Ladwig ist zuversichtlich, dass Zeit- und Kostenrahmen eingehalten werden können, wenn nicht etwas Unvorhergesehenes wie kontaminierter Boden dazwischenkommt.
Losgehen soll es am 1. Februar, die Fertigstellung ist auf Mai 2022 terminiert (siehe Grafik). Laut Ladwig wurde ein relativ langer Zeitraum für die vielen Spartenarbeiten eingeplant, außerdem ein vierwöchiges Zeitfenster, in dem Anlieger Maßnahmen an ihren Anwesen durchführen können, wenn die schon einmal freiliegen. Es hätten bereits einige Bedarf angemeldet.
Die längere Bauphase wirke sich außerdem erfahrungsgemäß positiv auf die Baupreise aus, weil Firmen so im Personaleinsatz flexibler bleiben. Ungewöhnlich beim Arbeitsablauf ist, dass zuerst die Gehwege fertiggestellt werden – ein Tribut an die Geschäfte.
Laut Ladwig versuche die Stadtverwaltung alles, um die Belastung für Anwohner zu minimieren. So können diese auf einem Ausweichparkplatz hinter der alten Post parken, die Zufahrt für Rettungsdienste oder Essen auf Rädern soll durchgehend gewährleistet bleiben. Es werden zwei Sammelplätze für Mülltonnen eingerichtet und kostenlose Aufkleber verteilt, damit es kein Durcheinander gibt.
Das Schlimmste aber sind Lärm und Dreck. Der Tiefbauamtsleiter räumt ein: „Emissionen werden wir nur in einem gewissen Maß vermeiden können.“Doch werde darauf geachtet, dass Firmen nur in Ausnahmefällen, wenn die Zeit knapp wird, samstags arbeiten. Außerdem werden sie verpflichtet, Geräte zu verwenden, die eine bestimmte Lautstärke nicht überschreiten. Pflastersteine dürfen nur mit Nassschneidern geschnitten werden, damit es weniger staubt. Außerdem werden an den Gebäuden Beweissicherungen durchgeführt und den Hauseigentümern etwaige Schäden erstattet.
Gegen den Dreck erhalten Anlieger Fußabstreifer, die an „rote Teppiche“erinnern sollen. Diese Idee hatte Citymanagerin Bianca Roß, die auch mit anderen Aktionen das Großprojekt begleitet. Die HypoVereinsbank stellt ein BaustellenInformationsfenster zur Verfügung und nach dem Lockdown soll die Baustelle Thema für den gesamten Innenstadt-Handel sein und ins Positive gewendet werden, zum Beispiel mit einem Bonusheft und Schaufensterwelten. „So wollen wir die Aufmerksamkeit erhöhen“, erläutert Roß. Wichtig ist ihr dabei eines: „Die Innenstadt und vor allem auch alle Geschäfte in der Bahnhofstraße sind permanent erreichbar.“
Umleitungen für Autos und Busse wird es allerdings geben (wir berichteten). Hinzu kommt, dass die Bahnhofstraße 2021 nicht die einzige Baustelle in der Kernstadt ist. Die Stadtwerke arbeiten in der Schützenstraße zwischen Berg und B 300 im Zeitfenster März bis Juli acht Wochen lang an einer Trinkwasserleitung und erneuern in der Achstraße den Kanal und Wasserleitungen. Diese ist dafür zwischen März und Ende Juni gesperrt.
Stärker fällt eine Maßnahme des Staatlichen Bauamtes ins Gewicht: Die Deckschicht der B 300 zwischen Chippenham-Ring und Rothenbergstraße muss erneuert werden. Dazu wird der Abschnitt nach Ende der Oster- bis zum Beginn der Pfingstferien gesperrt. Zeitgleich werde man die Ortsumfahrung von Dasing zwischen Autobahn und Oberzell sperren und sanieren, kündigt Christoph Eichstaedt vom Staatlichen Bauamt an. Die Umleitung erfolge großräumig über AIC 25, Chippenham-Ring und Bressuire-Ring. »Diese Woche