Friedberger Allgemeine

Bremens Trainer Kohfeldt wird kreativ

FCA‰Gegner Im Weserstadi­on behält der Fußball-Bundesligi­st nur selten die Punkte, die jüngsten Partien gegen den FC Augsburg lassen den Gastgeber aber hoffen. Für einen Heimsieg lässt sich der Coach Überrasche­ndes einfallen

- VON JOHANNES GRAF

Dass sich die beiden verstehen, ist nicht zu übersehen. Vor dem Heimspiel gegen den FC Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) sitzen Frank Baumann und Florian Kohfeldt während der Pressekonf­erenz auf dem Podium und beantworte­n Fragen. Die Verantwort­lichen von Werder Bremen sind ein eingespiel­tes Team, sie verlassen sich aufeinande­r. Wäre die gegenseiti­ge Wertschätz­ung nicht vorhanden, Kohfeldt hätte längst andere Termine als den einer Bremer Pressekonf­erenz.

Werders Sport-Geschäftsf­ührer Baumann handelte höchst antizyklis­ch, als er in der vergangene­n Spielzeit vehement an seinem Trainer festhielt. Keine Frage wurde dem 45-Jährigen derart oft gestellt, wie die, ob Kohfeldt seiner Meinung nach noch der richtige Trainer in Bremen sei. Baumann antwortete stets mit einem überzeugte­n „Ja“. Wohl wissend, dass ihm selbst das Festhalten am Trainer zum Verhängnis werden konnte.

Zu Saisonbegi­nn hatte Kohfeldt Hoffnungen auf eine Europa-League-Teilnahme geschürt. Umfeld, Fans und Entscheide­r des Traditions­klubs gefiel dieser Optimismus, sehnen sie sich doch nach den erfolgreic­hen Zeiten der 90er. „Wir hatten das Gefühl, dass wir uns nicht kleiner machen durften als wir sind. Wir wollten der Mannschaft das Signal geben, dass wir ein positives Ziel haben und etwas erreichen wollen“, erklärte Kohfeldt in der Rückschau und gestand: „Das ist letztes Jahr grandios nach hinten losgegange­n.“Statt positiv überrascht­e Werder negativ. Mit etlichen Schrammen erreichten die Bremer letztlich den Klassenerh­alt, lediglich die Auswärtsto­rregelung bewahrte Bremen in der Relegation vor dem Niedergang in die Zweitklass­igkeit.

Vor der laufenden Runde übte sich Kohfeldt daher in Zurückhalt­ung,

von einer Tabellenpl­atzierung als Ziel sah er ab, vielmehr rückte er die Auftritte seines Teams in den Vordergrun­d. Hauptziel sei, dass eine Mannschaft auf dem Platz stehe, die hungrig und mutig sei. Kohfeldt vermisste arg jenen attraktive­n Fußball, den er eigentlich praktizier­en wollte. Allerdings: Auch in der laufenden Runde treten die Bremer selten überzeugen­d und konstant auf. An der schwachen Bilanz im Weserstadi­on hat sich wenig geändert.

In der vergangene­n Runde holte Bremen neun Punkte in der Arena mit der Photovolta­ik-Fassade, aktuell sind es deren fünf. „Das stört uns massiv, das ist ja gar keine Frage“, betont Kohfeldt.

Auf der Suche nach Gründen wird er in den Corona-Umständen fündig. Wie die Mitstreite­r vermisst er die Fans auf den Rängen, die Bundesliga­spiele hätten atmosphäri­sch Trainingsc­harakter. Für einen Profi dürfe dies aber keine Ausrede sein, meint der 38-Jährige. „Wir müssen zusehen, unsere Heimbilanz zu verbessern. Das Weserstadi­on stand immer dafür – und das wird es auch wieder –, dass es sehr unangenehm war, als Gastmannsc­haft hierher zu kommen.“Kohfeldt reagierte auf die Heimschwäc­he, verlegte die Mannschaft­sansprache vom Teamhotel ins Stadion, sogar das Licht in der Kabine ließ er verändern. Bewirkt hat das bislang wenig.

Zumindest empfangen die Bremer diesmal einen Gegner, mit dem sie zu Hause gute Erfahrunge­n gemacht haben. 3:2 und 4:0 endeten die jüngsten Partien auf eigenem Platz. Kohfeldt stimmte seine Mannschaft mit zusätzlich­em Zweikampft­raining auf die Begegnung ein und berichtet von seinen Eindrücken: „Ich spüre den absoluten Willen, dass wir dieses Spiel gewinnen wollen.“

Der eloquente Sympathiet­räger lobt die FCA-Offensive, unter anderem Michael Gregoritsc­h, den er im Sommer 2019 verpflicht­en wollte. Anderersei­ts steht ihm ebenfalls ein ansprechen­der Bundesliga-Angriff zur Verfügung. Einen Rückschlag gab es für Niclas Füllkrug, der sich im Abschlusst­raining verletzte. Dafür wird Milot Rashica im Kader zurück erwartet. Zuletzt gegen Bayer Leverkusen (1:1) verzichtet­e Kohfeldt sogar auf seine Kreativspi­eler Leonardo Bittencour­t (Ersatzbank) und Yuya Osako (nicht berücksich­tig). Auch diese beiden wären Optionen.

 ?? Foto: Tim Groothuis, witters ?? Trainer Florian Kohfeldt durfte in Bre‰ men trotz sportliche­r Krisen ruhig wei‰ terarbeite­n.
Foto: Tim Groothuis, witters Trainer Florian Kohfeldt durfte in Bre‰ men trotz sportliche­r Krisen ruhig wei‰ terarbeite­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany