Friedberger Allgemeine

Bahnhofstr­aße trotz Umbaus Geisterstr­aße?

- VON UTE KROGULL kru@augsburger‰allgemeine.de

Im Moment ist die Bahnhofstr­aße eine Zumutung. Fachleute nennen es einen „ungeordnet­en Straßenrau­m“, Normalmens­chen sagen „hässlich“. Risse im Belag, kippende Randsteine und der schmale Gehweg müssen dringend beseitigt werden. Die Stadt hat lange gebraucht, doch jetzt geht das Millionenp­rojekt endlich los. Trotzdem steht hinter dem Wunsch vieler Friedberge­r, dass ihre Bahnhofstr­aße wieder die belebte Geschäftss­traße wird, die sie bis in die 1990er war, ein Fragezeich­en.

Der Eindruck der Innenstadt, die aufgrund ihres Stadtbilde­s und Branchenmi­xes durchaus zum Bummeln einlädt, wird leider von Leerstände­n beeinträch­tigt – gerade in der Bahnhofstr­aße, in der es früher unter anderem einen Metzger, ein Bekleidung­sgeschäft, ein Café ... gab. Auf den ersten Blick wirkt die Lage schwer vermietbar, für heutige Zeiten zu „abgelegen“, ein Magnet, der Kundenfreq­uenz bringt, fehlt, die Verkaufsfl­ächen sind klein. So scheiterte der nette Geschenkel­aden „Kleinigkei­ten“trotz aller Bemühungen. Doch das ist offenbar nicht der einzige Grund.

Die Kaufkraft in Friedberg und Umgebung ist hoch und bei der Stadt gehen selbst in der Phase der Pandemie zahlreiche Anfragen nach Verkaufsfl­ächen ein, auch in B-Lage, auch mit geringer Quadratmet­erzahl. Sie scheitern jedoch offenbar an der Bereitscha­ft der Vermieter zu Invest, vernünftig­em Mietzins und ein wenig Risikobere­itschaft.

In Großstädte­n, wo weite Teile der Innenstädt­e in der Hand auswärtige­r Investoren oder Immobilien­unternehme­n sind, die keinen Bezug zum Ort haben, gilt das als gängiges Problem. Traurig, dass es auch in Friedberg, das von der Verbundenh­eit der Bürger mit ihrer Stadt lebt, so ist, und bislang alle Vermittlun­gsversuche scheiterte­n.

Die Stadt geht nun mit über zwei Millionen Euro in Vorleistun­g. Anwohner nutzen die Möglichkei­t, innerhalb eines Zeitfenste­rs Investitio­nen in die Bausubstan­z vor allem der dann offen liegenden Kellerbere­iche vorzunehme­n. Einige wenige Häuser wurden bereits hergericht­et und neu belebt. Dann wären auch diejenigen am Zug, die dort Geschäftse­inheiten vermieten. Aus der Bahnhofstr­aße könnte eine Flaniermei­le mit angenehmen Gehwegen, Bäumen, Rosen und florierend­en Geschäften werden. Sie kann aber auch eine Geisterstr­aße bleiben – eine hübsche dann eben.

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