Große Mehrheit für zwei neue Nationalparks
Eine Umfrage widerlegt nach Ansicht der Grünen, dass die „Bevölkerung vor Ort“dagegen sei
München Die Zustimmung der Bevölkerung zu neuen Nationalparks im Ammergebirge und im Steigerwald ist offenbar deutlich größer als gedacht – und zwar nicht nur in Bayern insgesamt, sondern auch unmittelbar vor Ort. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die von den Grünen im Landtag gemeinsam mit zwei Fördervereinen in Auftrag gegeben wurde.
Demnach sprechen sich in den Landkreisen Ostallgäu, GarmischPartenkirchen und WeilheimSchongau 81 Prozent der Befragten für einen Nationalpark Ammergebirge aus. 37 Prozent sehen das Naturund Artenschutzprojekt „sehr positiv“, 44 Prozent „eher positiv“. Elf Prozent lehnen es als „eher negativ“, drei Prozent als „sehr negativ“ab. Die Zustimmung zu einem Nationalpark Steigerwald liegt bei 75 Prozent. Dort wurden Bürger in Bamberg und Schweinfurt (jeweils Stadt und Landkreis) sowie im Landkreis Haßberge befragt.
Hubert Endhardt, der Vorsitzende des Fördervereins Nationalpark Ammergebirge, zeigte sich bei der Vorstellung der Studie am Montag „freudig überrascht über die unerwartet hohe Zustimmung der Bevölkerung“. Florian Tully vom Verein Nationalpark Steigerwald verwies darauf, dass die Zahl der Nationalpark-Befürworter im Vergleich zu früheren Umfragen deutlich gestiegen sei. „Es wird deutlich, dass die Menschen die Zeichen der Zeit erkannt haben“, sagte Tully. Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann
sieht in dem Umfrageergebnis ein Startsignal, um das Thema Nationalpark wieder auf die politische Tagesordnung zu setzen. Das zentrale Argument der Staatsregierung gegen einen weiteren Nationalpark in Bayern ist nach Ansicht Hartmanns hinfällig. Die Aussage, die lokale Bevölkerung wolle keine Nationalparks, sei „eindeutig widerlegt“, sagte Hartmann. Nun könne die Debatte neu geführt werden. Darin seien sich die Grünen mit den großen Naturschutzverbänden in Bayern einig.
Zwei Nationalparks gibt es bereits in Bayern – seit 50 Jahren im Bayerischen Wald, seit über 40 Jahren im Berchtesgadener Land. An diese „Erfolgsgeschichten“, so Hartmann, sollte Bayern anknüpfen: „Es wird langsam Zeit, dass Bayern als mit Abstand größtes Flächenland Deutschlands seiner Verantwortung für Natur- und Umweltschutz gerecht wird und einen weiteren Brutkasten für mehr Artenvielfalt schafft.“
Die vorläufig letzte Initiative für einen dritten Nationalpark in Bayern war im Jahr 2015 vom damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) gestartet worden, aber praktisch in allen Gebieten, die dafür ins Spiel gebracht wurden, auf massiven Widerstand aus der CSU gestoßen. Die lokalen Proteste, so die Kritiker, machten eine friedliche Lösung unmöglich. Selbst dort, wo es ausschließlich um Staatswald ging, fürchteten kleine Unternehmer, die Waldarbeiten im Auftrag der Staatsforsten übernehmen, um ihre Existenz. 2018 legte Markus Söder (CSU) das Projekt aufs Eis. Die neue Koalitionsregierung aus CSU und Freien Wählern beschränkt sich auf Ausweisung von Schutzgebieten, lehnt einen dritten Nationalpark aber ab.