Verschärfte Maskenpflicht: Noch nicht alle tragen FFP2
Seit Montag gilt eine neue Anti-Corona-Regel. Viele halten sich daran, manche setzen noch auf Kulanz
Als die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes die junge Frau in der Straßenbahn in Augsburg auf ihre fehlende FFP2-Maske ansprechen, wehrt diese ab. „Ich habe schon welche im Internet bestellt, sie sind bislang aber noch nicht angekommen“, beteuert die 24-Jährige gegenüber den Kontrolleuren. Seit diesem Montag müssen in Geschäften, inklusive Eingangsbereiche und Parkplätze, im öffentlichen Nahverkehr, auf Wochenmärkten, in Praxen und in Apotheken FFP2-Masken, oder Masken mit vergleichbarem Schutz (N95- oder KN95-Masken) getragen werden. Ausgenommen sind Beschäftigte und Kinder bis einschließlich 15 Jahren. Die bayerische Staatsregierung hat die Verschärfung der Maskenpflicht angeordnet. Bis Montag, 25. Januar, wird bei Kontrollen aber noch Kulanz eingeräumt. Genau damit spekulieren einige Augsburger, wie am ersten Tag der neuen Verordnung zu sehen ist.
Die meisten Menschen an den Haltestellen und in den wenigen geöffneten Geschäften tragen bereits die FFP2-Masken, aber es gibt noch Ausnahmen. Wie etwa eine 37-jährige Frau am Königsplatz. Mit ihrem Mann und dem kleinen Kind hat die Mutter gerade in der „McDonald’s“-Filiale etwas zum Essen gekauft. Die Eltern tragen normale Stoffmasken. „Ich habe schon FFP2-Masken, wenn es dann sein muss. Aber noch ist ja eine Woche Schonzeit“, sagt sie leicht genervt. „Diese Masken sind auch eine finanzielle Frage, arbeiten darf ich schließlich gerade auch nicht“, schimpft die Mutter.
Weil die Masken teurer sind als ein einfacher Mund-Nasen-Schutz, sollen Arme kostenlose Masken erhalten. Wie die Stadt mitteilt, habe sie bereits vergangene Woche mit der Organisation des Versands von über 130.000 FFP2-Masken an bedürftige Augsburger begonnen. Laut Sozialreferent Martin Schenkelberg (CSU) setze man aus Gründen des Infektionsschutzes auf den Versand per Post. „Eine persönliche Abholung an einigen wenigen zentralen Orten könnte zu Menschenansammlungen führen, obwohl es gilt, Kontakte zu vermeiden“, so der Referent. Mit dem Versand sei man außerdem schneller.
Als „bedürftig“werden seitens des Freistaats Empfänger des Arbeitslosengeldes sowie des Sozialgeldes betrachtet, wie auch Nutzer der Tafel sowie Obdachlose. Die Stadt habe den Kreis derer, die als bedürftig gelten, für Augsburg weiter gefasst, sagt Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU). Auch wer Wohngeld, Asylleistungen und oder den Kinderzuschlag beziehe, bekommt Masken.
Die Sozialfraktion aus SPD und Linkspartei im Augsburg Stadtrat hatte zuvor bemängelt, dass die
Verteilung der Gratis-Masken nicht schnell genug gehe. Deshalb organisierte die Fraktion am Montag eine Ausgabe für Bedürftige in der Grottenau-Apotheke. Die Aktion wird bis zum Wochenende verlängert: „Aufgrund der hohen Spendenbereitschaft unserer Mitglieder können wir nun mehr Masken als bisher geplant ausgeben und unsere Aktion verlängern“, sagt-Stadträtin Sieglinde Wisniewski (SPD).
Eris Göksel und Enzo Presti vom städtischen Ordnungsdienst sind am Montag auch in Straßenbahnen unterwegs, um die Menschen auf die neue Maskenpflicht aufmerksam zu machen. Noch wird nur mündlich verwarnt, ab nächster Woche kostet der Verstoß dann mindestens 250 Euro. „Ich weiß, sagt eine Jugendliche zu den Ordnungshütern. „Meine Mutter hat schon FFP2-Masken bestellt.“