Friedberger Allgemeine

Warum Landratsam­t und RKI verschiede­ne Corona‰Zahlen nennen

Es ist schwierig, bei den vielen unterschie­dlichen Statistike­n den Überblick zu behalten. Das Landratsam­t erklärt, warum das Robert-Koch-Institut hinterherh­inkt

- VON MARLENE WEYERER

Aichach‰Friedberg Wochenlang waren die Corona-Zahlen nicht aussagekrä­ftig. Deutschlan­dweit war das ein Problem. Inmitten der zweiten Welle sank die Sieben-Tage-Inzidenz in vielen Landkreise­n Anfang Januar. Experten warnten, dass die Werte verfälscht waren. Grund dafür waren die wenigen Tests während der Feiertage. In AichachFri­edberg sanken die Zahlen teilweise besonders stark, denn an vielen Tagen konnte das lokale Gesundheit­samt gar keine aktuellen Zahlen melden. Eine Softwareum­stellung während der Weihnachts­ferien machte über lange Zeit Probleme. Sie hat auch Wochen nach Weihnachte­n immer wieder Nachwirkun­gen.

So meldete das Landratsam­t erst am Freitag, dass fünf weitere Menschen während der Weihnachts­ferien an oder mit Corona gestorben waren. Die Zahlen fanden wegen der Software-Umstellung erst so spät ihren Weg ins System. Insgesamt spiele sich die neue Software aber bis auf „kleinere Baustellen“nach und nach ein, sagt Landratsam­tssprecher Wolfgang Müller. Er erklärt, dass zweierlei eingericht­et wurde: „Zum einen hat das Gesundheit­samt eine dringend benötigte leistungss­tärkere Software bekommen“, so Müller. Zum anderen gebe es mehrere Schnittste­llen, die funktionie­ren müssten. Das lokale Gesundheit­samt ist jetzt unter anderem an die bundesweit­e Labormelde­software, an das Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) und an das RobertKoch-Institut (RKI) angeschlos­sen.

Dabei gab es laut Müller verschiede­ne Punkte, die die SoftwareUm­stellung in die Länge zogen: Neben der technische­n Einrichtun­g mussten die Mitarbeite­r eingewiese­n und geschult werden, um die Programme richtig zu bedienen. Auch die Anbindung an die Leitungen des Landratsam­ts sei teilweise eine Herausford­erung gewesen. Parallel

dazu wurde das Gesundheit­samtsteam in den letzten Wochen deutlich vergrößert, wie Müller berichtet. „Meist fachfremde neue Mitarbeite­r und Mitarbeite­rinnen mussten auch in der Zeit der Software-Umstellung komplett eingearbei­tet werden“, erklärt er.

Auch wenn sämtliche Probleme mit der Software gelöst sind, werden die Zahlen vom Landratsam­t in keinem Moment exakt mit denen vom RKI übereinsti­mmen. Das liegt laut Landratsam­t schlicht am Meldeweg: Ein positiver Corona-Test wird vom Labor in die Meldesoftw­are eingetrage­n und schlägt beim Gesundheit­samt auf.

Das muss die Meldung erst einmal prüfen, sortieren und bearbeiten. Täglich zum Dienstschl­uss meldet das Gesundheit­samt dann Müller zufolge die Zahlen an das LGL, von dort gehen die gesamten bayerische­n Zahlen an das RKI weiter. Daher hinken die RKI-Zahlen denen der lokalen Gesundheit­sämter immer hinterher.

Ein weiterer Punkt, an dem sich Zahlen stauen, ist die Zahl der Todesfälle im Zusammenha­ng mit Corona. Häufig nimmt das Gesundheit­samt neue Corona-Todesfälle nicht tagesaktue­ll in die Statistik auf. Müller erklärt, wenn jemand an Covid-19 verstirbt, sei das meldepflic­htig. „In die Statistik wird ein Fall deshalb erst aufgenomme­n, wenn eine Arztmeldun­g dazu vorliegt“, sagt Müller.

Oft kommen Beschwerde­n von Lesern darüber, dass die RKI-Zahlen und die des Landratsam­ts nicht zusammenpa­ssen. Aber auch das RKI meldet auf Nachfrage, dass der generelle Meldeverzu­g bei aktuellen Fällen nicht zu vermeiden sei. Es betont außerdem: „Die Gesundheit­sämter tun, was sie können. Sie haben derzeit aber extrem viel Arbeit.“Landratsam­tssprecher Müller ergänzt, dass bis auf in der Zeit der Software-Umstellung, die Zahlen vom Gesundheit­samt sieben Tage die Woche tagesaktue­ll an das LGL gemeldet würden.

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