Senioren werden im Stich gelassen
Dass Impfungen die große Hoffnung im Kampf gegen Corona sein werden, wusste man schon lange. Umso unverständlicher ist nun das Chaos rund um die Impforganisation. Besonders traurig ist es, wie gerade diejenigen allein gelassen werden, die zur stärksten Risikogruppe gehören: alte und kranke Menschen, die allein zu Hause leben. Sie vor allem auf eine OnlinePlattform zu verweisen und auf eine überlastete Hotline, ist verantwortungslos. Es gibt sie zwar, die internetaffinen Senioren, die sich gerne durchs Netz fuchsen, die Mehrheit allerdings ist das nicht. Das sollte in den Ministerien und Kommunen doch bekannt sein.
Warum wurden also nicht rechtzeitig vor Ort barrierefreie Anlaufstellen geschaffen, die Menschen unter Einhaltung der strengen Hygienevorschriften umfassend informieren und beraten? Warum wurden nicht mehr telefonische Beratungsstellen eingerichtet? Wie groß die Verunsicherung ist, kann allein schon aus den zahlreichen Zuschriften an unsere Redaktion heraus gelesen werden: Viele Menschen sind verzweifelt und wissen nicht, an wen sie sich mit ihren Fragen wenden können. Es sind oft schwer kranke Menschen, deren Situation ohnehin höchst belastend ist und sich durch Corona noch verschärft hat. Welch große Sorgen sie umtreiben – man mag es sich nicht vorstellen. So weit hätte es nicht kommen dürfen.
Bei allem Verständnis, dass auch die Politiker von diesem gefährlichen Virus getrieben werden und sich in einer in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Stresssituation befinden – eine gute, zuverlässige und vertrauenswürdige Organisation der Impfungen ist die Basis zur Bekämpfung dieser Pandemie. Dass es jetzt auch noch zu Verzögerungen in der Lieferung des wertvollen Impfstoffs kommt, wodurch weitere Wartezeiten entstehen, darf ihnen nicht angelastet werden. Doch eine schnelle, wesentlich optimiertere und gut erreichbare Impforganisation ist dringend erforderlich.