Friedberger Allgemeine

„Es fühlt sich einfach komisch an“

In Corona-Zeiten ist Duanne Moeser stärker gefordert als sonst. Der Sportmanag­er über den täglichen Gesundheit­scheck, den Stottersta­rt der Augsburger Panther und das Potenzial der Neuzugänge

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Neun Spiele in der Deutschen Eishockey-Liga sind absolviert, wie fühlt sich die erste Corona-Saison an? Duanne Moeser: Ich habe vor unserem Spiel in der Mannheimer SAPArena meine Gedanken schweifen lassen. Normalerwe­ise sieht man beim Einlaufen eine riesige Wand voller Fans. Vor dem Spiel nehmen einen sonst immer Leute in Empfang, ich fülle mit ihnen den Spielberic­htsbogen aus, man redet über Hockey oder Privates. Jetzt fülle ich alles am Computer aus. Wir beziehen unsere Umkleide, die Spieler machen sich warm, wir spielen, packen ein und fahren wieder nach Hause. Es fehlen die zwischenme­nschlichen Kontakte. Es fühlt sich einfach komisch an.

Wie hat sich Ihre Arbeit als Sportmanag­er verändert?

Moeser: Es sind einige Aufgaben hinzugekom­men. An Trainingst­agen stehe ich im VIP-Bereich, den die Spieler jetzt als Eingang nutzen müssen, und messe die Temperatur jedes Teammitgli­eds. Nur wer keine Symptome aufweist und eine normale Körpertemp­eratur hat, darf in unsere Kabine. Dazu kommen PCR-Tests und am Spieltag ein Schnelltes­t. Da wird ein großer Aufwand betrieben. Wir hatten bisher keinen positiven Corona-Fall in der Mannschaft. Auch bei den anderen Klubs gab es meines Wissens im Spielbetri­eb noch keinen Fall. Man hat den einen oder anderen Spieler herausgefi­scht, allerdings gleich nachdem Spieler aus Nordamerik­a oder woanders hergekomme­n sind. In die Kabine ist keiner gekommen und konnte nicht weitere Teamkolleg­en anstecken. Bisher ist das Konzept aufgegange­n.

Moeser: Ich stehe im ständigen Austausch mit der DEL-Leitung und den anderen Klubs. Wir besprechen uns regelmäßig in Videokonfe­renzen, denn es gibt immer wieder neue Regeln, die von Bundesland zu Bundesland unterschie­dlich sind.

Beim Fußball-Bundesligi­sten Mönchengla­dbach feierte Stürmer Breel Embolo offenbar eine große Party und muss nun mit Konsequenz­en rechnen. Gibt es für die Panther spezielle Anweisunge­n für ihr Verhalten?

Moeser: Wir halten unsere Spieler über die aktuellen Regelungen in Bayern auf dem Laufenden, wie viele Personen und

Haushalte sich treffen können. Soweit ich weiß, halten sich die Jungs daran.

Die Panther sind mit vier Niederlage­n gestartet und haben sich nach Siegen gegen München, Ingolstadt und Straubing gefangen. Zuletzt gab es ein unglücklic­hes 1:2 in Mannheim. Wie bewerten Sie die sportliche Situation vor dem nächsten Match am kommenden Dienstag in Nürnberg?

Moeser: Ich habe mir schon gedacht, dass wir uns am Anfang schwertun werden. Man kann zwar neun Monate lang jeden Tag trainieren, aber es fehlt der Biss und der Wettkampf. Das kann man nicht in drei Wochen Vorbereitu­ng aufholen. Wir haben uns in der Abwehr zu viele Fehler geleistet und hatten Probleme, Tore zu schießen. Ab Spiel fünf sind wir ins Laufen gekommen. Wenn wir in Nürnberg so auftreten wie jetzt in Mannheim, sollten wir gewinnen.

Wie schätzen Sie die Neuzugänge Spencer Abbott und Daniel Kristo ein? Moeser: Es ist nicht leicht in einer neuen Mannschaft. Sie bringen die erhoffte Offensivpo­wer. Und ich bin mir sicher, dass sie noch lange nicht ihr komplettes Potenzial zeigen. Abbott war fast zehn Monate ohne Wettkampfp­raxis und Kristo hatte einige wenige Einsätze in der KHL. Beide werden sich steigern.

Torwart Markus Keller ist im Vergleich zum Vorjahr kaum wiederzuer­kennen. Wie hat er sich aus seinem Loch gegraben?

Moeser: Er hat die neun Monate genutzt, um an sich zu arbeiten, in Bereichen etwas zu probieren, wofür sonst keine Zeit gewesen wäre. Man sieht jetzt einen anderen Keller.

Ihre Einschätzu­ng: Wann dürfen die Fans wieder ins Stadion?

Moeser: In dieser Saison glaube ich nicht daran. Wir wären sehr glücklich, wenn wir die Punktrunde abschließe­n und einen Meister herausspie­len könnten. Mein Wunsch ist es, ab dem 1. August in eine normale Saison zu starten. Aber bis dahin kann noch viel passieren.

Die Fragen stellte Milan Sako.

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Duanne Moeser
Foto: Ulrich Wagner Wie oft werden die Hygienereg­eln angepasst? Duanne Moeser

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