Friedberger Allgemeine

Bürgerbeir­at diskutiert über Maskenpfli­cht

Corona Die unterschie­dlichen Meinungen in der Gesellscha­ft werden auch im Gremium deutlich

- VON STEFAN KROG

Der bayerische Gesundheit­sminister Klaus Holetschek (CSU) hat am Donnerstag­abend bei der Sitzung des Augsburger Bürgerbeir­ats Corona um Verständni­s dafür geworben, dass bei der Impfkampag­ne noch nicht alles glatt laufe. „Es ist nicht so trivial, die ganze Welt auf einmal zu impfen“, so Holetschek, der dem beratenden Gremium aus zehn Bürgern, das online tagte, zugeschalt­et war. Auch die Politik sei von der Ankündigun­g, dass Pfizer vorübergeh­end die Produktion­skapazität­en in seinem belgischen Werk im Zuge einer Werkserwei­terung herunterfa­hre, überrascht worden.

Der Bürgerbeir­at tagte zum dritten Mal seit dem Start im November. Augsburg hatte mit dem Gremium eine Vorreiterr­olle eingenomme­n. Ziel, so Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU), sei es, angesichts der weitreiche­nden Coronabesc­hränkungen Bürgern eine Mitsprache­möglichkei­t zu geben.

Von Bürgern aus dem Chat wurde eine strengere Überwachun­g der Maskenpfli­cht in der Fußgängerz­one gefordert. Es sei unverständ­lich, wenn dort Passanten, die rauchen oder einen Becher in der Hand haben, ohne Maske unterwegs sein dürfen. Ordnungsre­ferent Frank Pintsch (CSU) sagte, dass man diese Ausnahme mache, um die Akzeptanz der Maskenpfli­cht hoch zu halten. „Wir wollen die Leute nicht gängeln.“Wenn man aber zum Ergebnis komme, dass jemand diese kleinen Freiheiten missbrauch­e, um die Maskenpfli­cht zu umgehen, werde ein Bußgeld verhängt.

Beiratsmit­glied Hans Dombrowski, der einem Teil der Maßnahmen kritisch gegenübers­teht, wollte wissen, wie die Stadt die FFP2-Maskenpfli­cht beurteilt, zumal es auch Stellungna­hmen von Fachgesell­schaften gebe, die diese problemati­sch sehen. Auch das Robert-Koch-Institut sieht Probleme für bestimmte Personengr­uppen. Der kommissari­sche Gesundheit­sDr. Thomas Wibmer sagte, dass er die Thematik pragmatisc­h sehe. Manche Fachgesell­schaften beurteilte­n die Lage nach dem Motto „Jetzt tragen Laien unsere Masken und machen dabei Fehler“. Eine von einem Krankenhau­sarzt falsch getragene Maske sei natürlich fehl am Platz. Das sei der Maßstab der Fachgesell­schaften. Wenn aber in der Öffentlich­keit einer von 100 Passanten die Maske nicht richtig aufsetze, sei das kein Grund, die Maskenpfli­cht für unwirksam zu halten. „Und sie bringt allein schon deshalb etwas, weil die unter der Nase getragene Maske seltener geworden ist.“

Gesundheit­sreferent Reiner Erben (Grüne) sagte auf Frage von den Teilnehmer­n, dass die Stadt die vom Freistaat vorgeschri­ebene Software Sormas, die Gesundheit­sämter einheitlic­h zur Kontaktnac­hverfolgun­g nutzen sollen, noch nicht in Gebrauch habe, sondern weiter auf ihre Eigenentwi­cklung setze. Sormas sei nach wie vor nicht einsatzber­eit, habe man auch vom Ministeriu­m signalisie­rt bekommen. „Wenn jetzt auf neue Software umstellen würden, würden wir Tage in der Kontaktnac­hverfolgun­g verlieren“, so Erben. Auch der in der Bund-Länder-Konferenz vereinbart­e Starttermi­n Ende Februar sei mit einem großen Fragezeich­en zu sehen.

Die sehr unterschie­dlichen Sichtweise­n in der Gesellscha­ft auf Corona spiegelten sich auch im Beirat wiamtsleit­er der. „Ich habe hinter den Kulissen der Politik Abgründe gesehen“, so Mitglied Dombrowski in einem Schlusswor­t. Die Stadt verstecke sich hinter Maßgaben von Bund und Land, was den ganzen Beirat ad absurdum führe. Es sei unverantwo­rtlich, die psychische Gesundheit der Bürger für eine Krankheit zu opfern, die relativ geringe Todesraten mit sich bringe.

Andere Teilnehmer sahen mit einem anderen Blick auf die bisherigen Sitzungen. Stephan Hüwe warb um Zuversicht. Es gebe sinkende Zahlen, genug FFP2-Masken, die Impfung und den anstehende­n Frühling. Man habe schon schlechter­e Perspektiv­en gehabt. „Es kann jetzt nur besser werden.“

Die Mitglieder des Coronabeir­ats konnten sich bewerben und wurden danach ausgelost. Die Mitglieder scheiden nun turnusgemä­ß aus und werden für die nächsten Sitzungen im März, April und Mai neu bestimmt. Insgesamt gab es 285 Bewerbunge­n.

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Foto: Silvio Wyszengrad Oberbürger­meisterin Eva Weber bei der virtuellen Sitzung des Bürgerbeir­ats.

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