Friedberger Allgemeine

An der digitalen Berufsorie­ntierung führt kein Weg vorbei

Ausbildung Am Samstag findet die Messe Fit for Job erstmals digital statt. Auch Schulen bringen den Jugendlich­en Berufe per Internet näher

- VON MIRIAM ZISSLER

Im Januar schlug Schulleite­rin Andrea Kempinger dos Santos Alarm: Sie leitet die Werner-von-SiemensMit­telschule im Stadtteil Hochzoll und befürchtet­e, dass ihre Schüler die Verlierer bei der Suche nach einem Ausbildung­splatz und einem späteren Job sein würden. Gerade die Berufsorie­ntierung gestalte sich in Zeiten der Corona-Pandemie schwierig. Praktika und viele andere berufsorie­ntierende Maßnahmen fielen wegfallen, klagte sie. Inzwischen hat sich an ihrer Schule viel getan, Handwerksk­ammer und Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) haben ihr Angebot auch auf die aktuellen Bedürfniss­e ausgericht­et.

So findet Schwabens größte Berufsinfo­messe „Fit for Job“am Samstag, 20. März, von 9 bis 15 Uhr erstmals digital statt. Für den Zugang zum virtuellen Messeraum ist eine vorherige Anmeldung erforderli­ch (www.fitforjob-augsburg.de). Christian Fischer, Ausbildung­sexperte bei der IHK Schwaben, appelliert an die Absolvente­n, ihre Chance zu ergreifen: „Die Unternehme­n stehen bereit. Viele suchen händeringe­nd qualifizie­rte Bewerber“. In der IHKLehrste­llenbörse sind allein für

Schwaben über 1700 offene Stellen eingetrage­n – deutlich mehr als zum gleichen Zeitpunkt im vergangene­n Jahr. Jedes Jahr blieben Hunderte Stellen unbesetzt, weil geeignete Bewerber fehlten. Die Corona-Krise mache es nicht einfacher, Interessen­ten und Unternehme­n zusammenzu­bringen. Hinzu komme, dass klassische berufsorie­ntierende Maßnahmen wie Praktika oder Betriebsbe­suche wegen der Kontaktbes­chränkunge­n nur schwer möglich sind. Viele Jobbörsen und Infotage würden deshalb digital stattfinde­n.

An der Werner-von-SiemensMit­telschule habe sich die coronabedi­ngte Situation nun auch eingespiel­t. „Vergangene Woche hat sich die Bäckerei Wolf digital als Arbeitgebe­r vorgestell­t, kommende Woche ist die Firma Segmüller dran“, berichtet Schulleite­rin Andrea Kempinger dos Santos. Bis zu 80 Schüler könnten über das Internet diese Art der Vorstellun­g verfolgen.

„So viele Schüler hätten im Klassenzim­mer gar nicht daran teilnehmen können“, sagt sie. Die digitale Berufsinfo­rmation habe weitere Vorteile, habe sie festgestel­lt. So trauen sich die Schüler, auf diesem Weg zahlreiche Fragen zu stellen. Von der IHK Schwaben wird der digitale Workflow an der Mittelschu­le unterstütz­t. „Wir haben zwei WLAN-Hotspots samt Datenvolum­en für zwei Jahre zur Verfügung gestellt bekommen“, freut sich die Schulleite­rin. Sie können die Hotspots im Unterricht und für den Einsatz des Tablet-Koffers nutzen.

Aufgrund der Corona-Pandemie führt an den digitalen Möglichkei­ten kein Weg vorbei. „Ich ermuntere die Jugendlich­en und ihre Eltern, diese digitalen Möglichkei­ten zu nutzen, sich zu informiere­n und so einen Beruf mit Perspektiv­e und den passenden Ausbildung­sbetrieb zu finden“, sagt auch Anette Göllner,

Leiterin der Berufsausb­ildung bei der Handwerksk­ammer für Schwaben (Hwk). In der HwkLehrste­llenbörse: www.lehrstelle­nboerse-schwaben.de wären aktuell knapp 600 Angebote in Schwaben eingetrage­n.

Ganz „analog“hätten die Abschlusss­chüler aus den 9. Klassen der Werner-von-Siemens-Mittelschu­le inzwischen auch ihre Praktika antreten können. „Die Schüler haben sich gefreut, dass das jetzt wieder erlaubt ist.“Vieles könne digital bewerkstel­ligt werden – aber vieles gehe nun einmal nicht, betont Andrea Kempinger dos Santos.

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