Tierische Umweltschützer an der Autobahn
Die Galloway-Rinder an der A8 bei Derching sind nicht nur ein Hingucker. Sie haben auch einen ökologischen Zweck
FriedbergDerching An der Autobahn 8 in Höhe der Anschlussstelle Augsburg-Ost gibt es aktiven Umweltschutz, und zwar ganz beiläufig. Der Autobahnbetreiber hat hier und an anderen Stellen entlang der Strecke Rinder auf die Weide gebracht. Dieses Projekt gab es schon seit 2010, dann mussten diese Rinder allerdings umziehen. Warum jetzt die Tiere wieder zurück sind.
Auf der Strecke zwischen Augsburg und München sollen es im Laufe der Zeit bis etwa 150 Wiederkäuer werden. Diese sorgen am Straßenrand dafür, dass Ordnung gehalten wird. „Hier kann man das ganz gut sehen“, sagt Oliver Saga von der Betreibergesellschaft autobahnplus A8 GmbH. Dazu deutet er auf die eingezäunte Weidefläche und das Gestrüpp daneben. Dort, wo keine Rinder weiden, stehen hohe Pflanzen. Der Boden ist aber karg. Auf Wiesen gibt es aber Gräser, Blumen und Insekten, die Rinder sorgen dafür, dass diese Vielfalt entstehen kann. Außerdem sind die Hufe der Wiederkäuer hilfreich, sie lockern den Boden quasi auf. Die Autobahnbetreibergesellschaft hat etwa 1,5 Millionen Quadratkilometer Flächen neben der Autobahn, erzählt Saga. Diese müssen auch gepflegt werden: „Das machen wir halt mit der Rinderbeweidung.“Die Alternative sei, das Gras regelmäßig zu mähen.
2010 hat die Arbeit mit den Tieren begonnen, damals aber noch mit einem anderen Beweider. Für zehn Jahre hatte der einen Vertrag mit dem Autobahnbetreiber. Dieser ist aber vom Beweider gekündigt worden, jetzt gibt es neue Unternehmen. Seit dieser Woche sind die Tiere auf ihrer Weide an der Autobahn. In einem ersten Rutsch wurden neun Galloways hergebracht. Und sind auch erst mal durch einen aufgeschnittenen Zaun gelaufen, allerdings nicht in Richtung A8. Die Tiere werden durch einen elektrischen Zaun von der Bahn abgehalten, der steht etwa acht Meter vom Seitenstreifen entfernt.
Dass neben ihnen die 40-Tonner her donnern, scheint die Tiere kaum zu stören. Saga hat in der Vergangenheit
auch mal beobachtet, dass sie beim Wiederkäuen interessiert zu den Autos herüber schauen, als sei es ihr Unterhaltungsprogramm. Die Tiere seien außerdem sehr genügsam: ihre Weidefläche, ein Platz im Schatten, etwas zu trinken. Das ist im Wesentlichen, was sie brauchen. Der Eigentümer der „Galloways vom Nördlinger Ries“ist Karl Lechler. Die Rinder bleiben das ganze Jahr auf der Weide, erklärt er. Sie haben ein zweischichtiges Fell mit einem sogenannten „Unterhaarkleid“und kommen gut mit Wind und Wetter zurecht. Das Futter, das hier wächst, können sie gut verwerten.
Galloways haben ihren Ursprung in Schottland und unterscheiden sich optisch deutlich vom hier bekannten Milchvieh. Die Tiere, die an der Autobahn grasen, sind noch deutlich kleiner, haben dichtes buschiges Fell. Das Stockmaß eines GallowayRindes liegt zwischen 1,35 und 1,40 Meter, noch sind sie allerdings zwischen den hoch gewachsenen Unkräutern kaum zu erkennen.
Die Kühe können zwischen 500 und 600 Kilogramm schwer werden, die Bullen sogar bis zu einer Tonne. Die Tiere an der Autobahn sind etwa ein Jahr alt und noch etwas scheu, sie müssen die neue Weide erst kennenlernen. Wie viele andere Kühe haben auch die Rinder an der A8 letztendlich einen „Verwendungszweck“. Die Galloways dienen der Fleischproduktion.