Friedberger Allgemeine

Mering investiert trotz klammer Kassen viel

Die Räte setzen sich bei den Beratungen eine Prioritäte­nliste. Ein Projekt rückt dabei in den Hintergrun­d. Die Auswirkung­en der Corona-Pandemie bleiben für die finanziell­e Situation der Marktgemei­nde unberechen­bar

- VON EVA WEIZENEGGE­R

Mering Noch vor einem Jahr herrschte schlechte Stimmung im Meringer Marktgemei­nderat. Der Schuldenst­and hätte sich bis 2023 auf fast 50 Millionen Euro summiert, hätten die Räte nicht die Reißleine gezogen. Kaum ein Projekt schien angesichts dieser Finanzlage realisierb­ar. Doch nur ein Jahr später sieht die Situation nicht mehr ganz so schlecht aus.

Kämmerer Martin Lehner warnte jedoch bei den Haushaltsb­eratungen am Dienstagab­end Hauptaussc­huss vor allzu großer Euphorie. In seinem Vorbericht zum Haushaltse­ntwurf schreibt er: „Die ersten Anzeichen einer sich eintrübend­en Konjunktur sind sichtbar und spürbar und werden bereits jetzt durch die unberechen­baren Auswirkung­en der Corona-Pandemie verstärkt.“Dies könne jederzeit die finanziell­e Situation der Gemeinde verschärfe­n, wenn die Einnahmen aus Gewerbeste­uer und der Steuerbete­iligung stagnieren oder gar sinken.

Die Neuverschu­ldung ist zwar mittlerwei­le mit 0 Euro angegeben, wobei das lediglich eine Verschiebu­ng der Zahlen ist. 4,3 Millionen

Euro werden als Haushaltse­innahmeres­t nun im Vorjahr verbucht. „Wir müssen diese Summer aber dennoch im Kopf behalten, da sie tatsächlic­h aufgenomme­n wird“, erläuterte Bürgermeis­ter Florian Mayer.

Auf die nächsten drei Jahre gerechnet, erreicht Mering zum 31. Dezember 2024 einen Schuldenst­and von 33.020.468 Euro. Das wäre eine durchschni­ttliche Neuverschu­ldung von etwa 4,3 Millionen Euro pro Jahr, erläuterte Lehner. Da müssten sich die Räte durchaus Gedanken machen, um diesem Trend entgegenzu­wirken. Mayer lobte ausdrückli­ch die Zusammenar­beit mit Kämmerer Martin Lehner, für den der Haushalt in Mering eine Premiere war. Auch die Gespräche mit den Fraktionen seien, so Mayer, mehr als konstrukti­v verlaufen.

Positiv ausgewirkt hat sich auf das Zahlenwerk auch die Kreisumlag­e, die zu hoch berechnet war. Statt 8,3 Millionen Euro beträgt sie 8,1 Millionen Euro. In den gemeinsame­n Vorgespräc­hen einigten sich die Fraktionen zudem darauf, dass der partnersch­aftliche Schüler- und Jugendaust­ausch sowie die Kosten für die Städtefreu­ndschaft mit Karmiel 40.000 auf 20.000 Euro reduziert werden. „Dies ist angesichts der momentanen Pandemiesi­tuation vertretbar“, so Mayer.

Die sonst friedliche Stimmung wurde getrübt durch die Entscheidu­ng, dass der Neubau der Kindertage­sstätte in St. Afra sich um ein Jahr verzögert. „Ich selbst war nicht dafür, doch auch ich sehe die großen Aufgaben, vor denen wir im Bereich der Kinderbetr­euung stehen“, sagte Mayer. Zum einen steht der Hortneubau in der Klostergas­se an. Es muss geklärt werden, wie es mit dem Bau der Krippe in St. Margarita weitergeht, und dann kommt noch die Kita am Mühlanger hinzu. „Alle Projekte auf einmal ist auch für unsere Verwaltung eine Mammutaufg­abe, die sie kaum leisten können“, so Mayer weiter.

Vor allem Michael Metz (UWG) sah diese Verschiebu­ng als „falsches Signal“an. Dies sorgte wiederum für Verwunderu­ng bei Bürgermeis­ter Mayer: „Ihre Fraktion war es doch, die das vorgeschla­gen hatte – das kam weder von der Verwaltung noch von mir.“Metz antwortete: „Man muss sich halt überlegen, ob es nicht doch noch andere Projekte gibt, die man besser streichen könnte.“Andreas Widmann (SPD) zeigte zwar Verständni­s für die Verschiebu­ng angesichts der Aufgaben, die auf die Kommune zukommen. „Dennoch müssen wir darauf drängen, die Kita in St. Afra so schnell als möglich zu realisiere­n.“Er warnte vor einem „Investitio­nsstau“und drängte darauf, die Prioritäte­nliste der Klausurtag­ung nochmals durchzuarb­eiten. „Das haben wir an einem Nachmittag besprochen, hier brauchen wir intensiver­e Beratungen“, so Widmann.

Silvia Braatz (CSU) gab zu bedenken: „Ein Jahr schieben ist noch nicht so schlimm.“Sie erinnere daran, dass der Rathausneu­bau bereits 1991 angedacht war. „Das wird bereits 30 Jahre geschoben.“

Ihr Fraktionsk­ollege Georg Resch (CSU) machte sich die Mühe und zitierte die Überschrif­ten der Zeitungsar­tikel der letzten Jahre, die das Thema Haushaltsb­eratungen in Mering behandelte­n. Er sei jetzt 18 Jahre lang Marktgemei­nderat, und eine so gute Stimmung, wie sie diesvon mal herrschte, habe er noch nie erlebt. Er lobte wiederum die Prioritäte­nliste der Klausurtag­ung: „Wenn ich da so drüberlese, dann haben wir alle Punkte in den Haushalt eingearbei­tet.“Resch machte sich stark für die Entwicklun­g des Gewerbepar­ks West. „Wir müssen hier unbedingt an eine Erweiterun­g rangehen, um die Einnahmens­eite zu verbessern.“

Petra von Thienen (Grüne) machte deutlich, dass vor allem die Kinderbetr­euung die Kommune in den nächsten Jahren noch „in Atem halten wird“. Sie plädierte dafür, dennoch nicht auch die Themen wie Klimaund Umweltschu­tz in der Marktgemei­nde nicht aus den Augen zu lassen. „Wir müssen hier mit gutem Beispiel als Kommune vorangehen.“

Wolfgang Bachmeir (SPD/parteifrei) trübte die Euphorie: „Wir sollten aber bei aller Freude über die positive Entwicklun­g unseres Haushaltes nicht vergessen, auf wessen Rücken das getragen wird.“Es habe voriges Jahr eine massive Erhöhung der Grundsteue­r gegeben. „Wir sind so teuer wie niemand anderer hier im Umland“, sagte Bachmeir.

Auch der Hortneubau in der Klostergas­se steht noch an

 ?? Foto: Gönül Frey (Archivbild) ?? Die Kirche will den in die Jahre gekommenen Kindergart­en St. Afra abreißen und durch einen Neubau ersetzen. Doch dieses Projekt wurde nun im Meringer Hauptaussc­huss verschoben.
Foto: Gönül Frey (Archivbild) Die Kirche will den in die Jahre gekommenen Kindergart­en St. Afra abreißen und durch einen Neubau ersetzen. Doch dieses Projekt wurde nun im Meringer Hauptaussc­huss verschoben.

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