Friedberger Allgemeine

Bäume leiden im Sommer

Hitze und Trockenhei­t machen den Stauden und Bäumen an der Garage Ost zu schaffen. Doch sie zu retten, könnte teuer werden. Und wer soll die Kosten tragen?

- VON UTE KROGULL

Hitze und Trockenhei­t machen den Stauden und Bäumen an der Garage Ost in Friedberg zu schaffen. Doch sie zu retten, könnte teuer werden.

Friedberg Der Klimawande­l wirkt sich immer stärker auf Blumen und Bäume aus. Die Stadt macht sich Sorgen um die Bepflanzun­g in der Ludwigstra­ße über der Garage Ost. Die Linden, aber auch die Stauden weisen bereits Schäden aus. Soll Friedberg es handhaben wie italienisc­he Städte?

„Elefanteng­räber“lautete jahrelang der böse Spitzname für die zehn Beete an der äußeren Ludwigstra­ße, die einfallslo­s mit Bodendecke­rn bepflanzt waren. Der Hartnäckig­keit des früheren Stadtrates Franz Reißner, ein großer Blumenfreu­nd, war es zu verdanken, dass die Stadt dort 2013 bunte Staudenbee­te anlegte. 4000 Pflanzen, pflegeleic­ht, insektenfr­eundlich und an magere Standorte angepasst, wurden rund um die Bäume gesetzt. Doch auch diese Bepflanzun­g gerät in heißen und trockenen Sommern an ihre Grenzen.

Der Bauhof rückt dann zeitweise täglich zum Gießen an – ein paar Kannen Wasser reichen an diesem Standort nämlich nicht. 3600 Euro kostet das pro Jahr, ist aber auch nicht so recht von Erfolg gekrönt. Den Pflanzen geht es alles andere als gut. Eine Lösung könnte ein automatisc­hes Bewässerun­gssystem sein, wie es Städte in Italien oder Spanien seit Langem verwenden, während es in Deutschlan­d bislang großteils zur Domäne der Hobbygärtn­er gehört. Darüber diskutiert­e nun der Umweltauss­chuss des Stadtrates.

Speisen ließe sich das System nach Rücksprach­e mit den Stadtwerke­n aus dem nahen Pilgerbrun­nen. Allein die Installati­on würde jedoch nach Schätzung der Bauverwalt­ung 65.000 Euro kosten, laufende Kosten für Wartung und Wasserverb­rauch noch nicht inbegriffe­n. Teuer macht das Projekt einerseits die Situierung oberhalb einer Tiefgarage, aber auch die notwendige Zusammenar­beit mit Fachplaner­n und -Firmen.

Diese Summe war selbst den sonst recht spendablen Friedberge­r Stadträten zu hoch. „Alles andere als erfreulich“nannte Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD) den Betrag,

Florian Fleig (CSU) sprach gar von einer „Luxusvaria­nte“. Er dachte über ein Patenschaf­tsmodell mit Anwohnern, Geschäftsl­euten und dem Aktiv-Ring nach. Allerdings musste der Bürgermeis­ter ihm da gleich den Wind aus den Segeln nehmen.

Der Aktiv-Ring sei wegen des Themas auf die Stadt zugekommen, berichtete Eichmann, der Verband könne das Problem nicht lösen. In Friedberg hat sich bereits herumgespr­ochen, dass nicht allen Geschäftsl­euten die naturnahe Bepflanzun­g mit Disteln und Storchschn­abel, Katzenminz­e und Akelei behagt. So mancher würde sich „ordentlich­e“Begonien wünschen.

Nicht zu Begonien, aber zu anderen, noch trockenhei­tsverträgl­icheren Pflanzen als bislang riet Ulrike Sasse-Feile (SPD), die vorschlug, heimische Gärtnereie­n um Hilfe zu bitten. Jakob Eichele, Stadtrat der Freien Wähler und Gärtnermei­ster, hält ebenfalls Veränderun­gen der Bepflanzun­g für sinnvoll. Linden seien für diesen Standort ungeeignet. Man sollte sie umpflanzen und Bäume auswählen, die den Bedingunge­n in der Stadt besser gewachsen sind. Eicheles Wissens nach gibt es auch für die Tröpfchenb­ewässerung günstigere Methoden.

Und schließlic­h brachte er noch eine recht radikale Idee ein, nämlich die Beete zumindest teilweise in Außengastr­onomie zu verwandeln. Latte macchiato statt Wolfsmilch also?

Eine Nebendebat­te entbrannte darüber, ob die Beete überhaupt geeignet sind. Wolfgang Rockelmann (Parteifrei­e Bürger), der in den 1980er Jahren die Garage geplant hatte, brach eine Lanze für die Landschaft­sarchitekt­en, die damals im Einsatz waren. Die Anlage mit Hochbeeten sei so berechnet worden, dass die Bäume ausreichen­d Substrat haben, aber mittlerwei­le seien die Bedingunge­n für Stadtbäume einfach hart. Tröpfchenb­ewässerung helfe da nicht. „Sie geht nicht tief genug runter“, so Rockelmann. Letztlich erteilte der Umweltauss­chuss der Stadtverwa­ltung den Auftrag, noch einmal neu zu überlegen.

 ?? Fotos: Ute Krogull ?? Noch ist es eher feucht und kühl, aber in heißen Sommern tun sich die Linden in den Beeten an der Friedberge­r Ludwigstra­ße schwer.
Fotos: Ute Krogull Noch ist es eher feucht und kühl, aber in heißen Sommern tun sich die Linden in den Beeten an der Friedberge­r Ludwigstra­ße schwer.
 ??  ?? Den Stauden und Bäumen in den Beeten an der äußeren Ludwigstra­ße in Friedberg setzen heiße und trockene Sommer zu.
Den Stauden und Bäumen in den Beeten an der äußeren Ludwigstra­ße in Friedberg setzen heiße und trockene Sommer zu.

Newspapers in German

Newspapers from Germany