Anspruch auf Kita-Platz sorgt für Ungleichheit
Ein Vater aus Kissing hat vor Kurzem auf dem Rechtsweg bekommen, wonach viele Eltern sich im Raum Friedberg sehnen. In einem Vergleich erhielt er für seine Tochter einen Kita-Platz. Der Mangel an Betreuungsplätzen beschäftigt also inzwischen die Justiz. Dabei hätten sich Bürgermeister vor 20 Jahren wohl nicht ausgemalt, dass vor Gericht um diese Plätze gerungen wird. Die Zeiten, in denen Eltern von den Nachbarn schief angeschaut wurden, weil sie ihre unter dreijährigen Kinder in die Krippe geben, sind nicht lange her.
Inzwischen ist es aber ganz normal, dass beide Eltern berufstätig sind, und die Kinder schon früh in einer Einrichtung betreut werden. Aufgrund der hohen Immobilienpreise, Mieten und Alltagskosten in der Region geht das in vielen Familien auch nicht anders. Der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ist dabei gut gedacht für die Eltern. Vor allem in den Zuzugsgemeinden, beispielsweise ganz im Süden des Landkreises, sorgt er für rege Bautätigkeit. Das lässt sich in Kissing und Mering beobachten.
Notgedrungen ziehen die Kommunen mit Hochdruck Kindertagesstätten hoch. Kissing beispielsweise lässt zurzeit in Rekordzeit einen Kindergarten in Modulbauweise errichten, der bereits im September neue, heiß begehrte Plätze bieten soll. Auch in Mering laufen trotz knapper finanzieller Mittel die Vorbereitungen für neue Einrichtungen auf Hochtouren. Allerdings hat das Ganze auch eine Schattenseite. Unsere Gesellschaft besteht nicht nur aus Kleinkindern und deren Eltern. Der Druck Betreuungsplätze zu schaffen – verschärft durch den Rechtsanspruch der Eltern – führt dazu, dass andere Projekte liegen bleiben.
Trotz hoher Fördergelder ist der finanzielle Aufwand für die Kommunen immens. Eine dringend notwendige Straßensanierung oder der Ausbau eines Fahrradweges rutschen dabei schnell auf der Prioritätenliste nach hinten. Auch legen die Kommunen ihr Augenmerk nicht mehr auf andere Mitglieder der Gesellschaft. Ein Beispiel ist die Versorgung der pflegebedürftigen Senioren. Dafür, Träger dabei zu unterstützen, ambulante oder stationäre Angebote zu schaffen, ist dann oft kein Geld mehr da. Schließlich gibt es für Pflegebedürftige keinen Rechtsanspruch auf einen Platz.