Friedberger Allgemeine

Gefragte Wohnungen

An der Herrgottsr­uhstraße in Friedberg haben endlich die Bauarbeite­n begonnen. Warum sich das Projekt des Kinderheim­vereins so stark verzögert hat

- VON THOMAS GOSSNER

An der Herrgottsr­uhstraße in Friedberg haben endlich die Bauarbeite­n begonnen. Warum sich das Projekt des Kinderheim­vereins so stark verzögert.

Friedberg Kaum waren die Pläne bekannt geworden, standen die Interessen­ten bereits Schlange. Doch wer eine der 19 seniorenge­rechten Wohnungen ergattern will, die der Friedberge­r Kinderheim­verein an der Ecke Aichacher Straße/Herrgottsr­uhstraße baut, der muss sich noch gedulden. Immerhin haben jetzt die Bauarbeite­n für das neue Prälat-Alberstött­er-Haus begonnen – mit gut einem Jahr Verzögerun­g.

Nach einem reibungslo­sen Start stellten sich nämlich nachbarsch­aftsrechtl­iche Probleme im Bebauungsp­lanverfahr­en ein, die erst zu klären waren. In langwierig­en Verhandlun­gen mussten auch die Interessen der evangelisc­hen Gemeinde, die mit Kirche, Kindergart­en und dem Karl-Sommer-Stift der Diakonie an das Grundstück des Kinderheim­vereins angrenzt, in einer Paketlösun­g berücksich­tigt werden. Privatrech­tlich einigten sich Kirche und Verein außerdem auf eine gemeinsame Nutzung der bestehende­n Tiefgarage­neinfahrt und auf die Abtretung eines 200 Quadratmet­er großen Teilstücks als Spielfläch­e für den Kindergart­en.

Als der Bebauungsp­lan endlich rechtskräf­tig war, habe die Stadt sehr schnell die Baugenehmi­gung erteilt, berichtet Richard Schulan, der Vorstandsv­orsitzende des Kinderheim­vereins. Inzwischen laufen die ersten Arbeiten, um den Untergrund vorzuberei­ten.

Denn die Grube muss angesichts der dichten innerstädt­ischen Bebauung mit Bohrpfähle­n gesichert werden. Der Verein hat sich für diese teurere, aber leisere und vibrations

Variante entschiede­n, um Rücksicht auf die Nachbarsch­aft zu nehmen.

Im Juli soll dann voraussich­tlich der Rohbau beginnen, Ende 2022 soll das neue Prälat-Alberstött­erHaus bezugsfert­ig sein. Im Erdgeschos­s entstehen auf rund 400 Quadratmet­ern Büroräume, in den oberen Stockwerke­n Wohnungen mit einer Fläche zwischen 55 und 120 Quadratmet­ern, in der vierten Etage thront ein Penthouse mit 140 Quadratmet­ern.

Ursprüngli­ch waren die Kosten mit rund sechs Millionen Euro veranschla­gt, doch der zeitliche Verzug bringt spürbare Preissteig­erungen mit sich. Das schlägt sich natürlich auch in den Mieten nieder. „Wir sind nicht renditehun­grig, aber es muss auskömmlic­h sein“, sagt Schulan. Die Immobilie ist langfristi­g finanziert, später sollen die Mieteinnah­men dann dem Kinderheim­verein zugutekomm­en.

Gegenüber der im November 2019 vorgestell­ten Planungen des Münchner Architektu­rbüros Benz und Ziegler haben sich nur noch geringe Änderungen ergeben. So musste der Baukörper ein bisschen verschoben werden. Außerdem werden die Balkone zur Aichacher Straße und teilweise auch zur Herrgottsr­uhstraße hin aus Lärmschutz­gründen verglast und sind so als zusätzlich­er Wohnraum nutzbar.

Das neue Prälat-Alberstött­erHaus erfüllt die energetisc­hen Anforderun­gen des KfW-Standards 55 und erhält dementspre­chend eine staatliche Förderung. Alle Wohnungen sind senioren- und rollstuhlg­erecht ausgestatt­et. Hilfs- und Pflegeange­bote müssen sich die Bewoharme ner allerdings bei Bedarf selbst organisier­en – ein betreutes Wohnen ist nicht geplant.

Von Beginn an hat sich der Kinderheim­verein aber zum Ziel gesetzt, nur an Menschen über 60 zu vermieten. Das hat zum einen ganz praktische Gründe, weil für Seniorenwo­hnungen weniger Stellplätz­e nachgewies­en werden müssen. Und weil ältere Menschen in der Regel ruhiger, verlässlic­her und zahlungskr­äftiger sind. Zum anderen sieht der Verein aber auch einen sozialen Auftrag: „Die Versorgung älterer Menschen hat an diesem Standort höchste Priorität“, sagt der Vorstandsv­orsitzende Schulan. In fußläufige­r Nähe sind Ärzte, Geschäfte, Bushaltest­elle, Krankenhau­s und Sozialstat­ion.

Das Interesse ist gewaltig. Für die insgesamt 19 Wohnungen hat Richard Schulan bereits 150 Anfragen vorliegen. Häufig sind es Hausbesitz­er, die im Alter eine kleinere Bleibe mit weniger Arbeit in zentraler Lage möchten. Für die Vergabe werden demnächst Kriterien erarbeitet. „Wie das Auswahlver­fahren läuft, weiß ich noch nicht“, räumt Schulan ein. Fest steht aber: Vor allem Friedberge­r sollen hier zum Zug kommen.

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Foto: Peter Kleist Anstelle des ehemaligen Kinderheim­s an der Herrgottsr­uhstraße entsteht ein modernes Wohn‰ und Bürogebäud­e.
 ??  ?? Büros im Erdgeschos­s und seniorenge­rechte Wohnungen mit Balkons und Loggien in den drei Obergescho­ssen – so soll das neue Haus an der Ecke Aichacher Straße/Herrgottsr­uhstraße in Friedberg aussehen. Hier der Blick von Osten. Entwurf: Büro Benz + Ziegler
Büros im Erdgeschos­s und seniorenge­rechte Wohnungen mit Balkons und Loggien in den drei Obergescho­ssen – so soll das neue Haus an der Ecke Aichacher Straße/Herrgottsr­uhstraße in Friedberg aussehen. Hier der Blick von Osten. Entwurf: Büro Benz + Ziegler

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