Gefragte Wohnungen
An der Herrgottsruhstraße in Friedberg haben endlich die Bauarbeiten begonnen. Warum sich das Projekt des Kinderheimvereins so stark verzögert hat
An der Herrgottsruhstraße in Friedberg haben endlich die Bauarbeiten begonnen. Warum sich das Projekt des Kinderheimvereins so stark verzögert.
Friedberg Kaum waren die Pläne bekannt geworden, standen die Interessenten bereits Schlange. Doch wer eine der 19 seniorengerechten Wohnungen ergattern will, die der Friedberger Kinderheimverein an der Ecke Aichacher Straße/Herrgottsruhstraße baut, der muss sich noch gedulden. Immerhin haben jetzt die Bauarbeiten für das neue Prälat-Alberstötter-Haus begonnen – mit gut einem Jahr Verzögerung.
Nach einem reibungslosen Start stellten sich nämlich nachbarschaftsrechtliche Probleme im Bebauungsplanverfahren ein, die erst zu klären waren. In langwierigen Verhandlungen mussten auch die Interessen der evangelischen Gemeinde, die mit Kirche, Kindergarten und dem Karl-Sommer-Stift der Diakonie an das Grundstück des Kinderheimvereins angrenzt, in einer Paketlösung berücksichtigt werden. Privatrechtlich einigten sich Kirche und Verein außerdem auf eine gemeinsame Nutzung der bestehenden Tiefgarageneinfahrt und auf die Abtretung eines 200 Quadratmeter großen Teilstücks als Spielfläche für den Kindergarten.
Als der Bebauungsplan endlich rechtskräftig war, habe die Stadt sehr schnell die Baugenehmigung erteilt, berichtet Richard Schulan, der Vorstandsvorsitzende des Kinderheimvereins. Inzwischen laufen die ersten Arbeiten, um den Untergrund vorzubereiten.
Denn die Grube muss angesichts der dichten innerstädtischen Bebauung mit Bohrpfählen gesichert werden. Der Verein hat sich für diese teurere, aber leisere und vibrations
Variante entschieden, um Rücksicht auf die Nachbarschaft zu nehmen.
Im Juli soll dann voraussichtlich der Rohbau beginnen, Ende 2022 soll das neue Prälat-AlberstötterHaus bezugsfertig sein. Im Erdgeschoss entstehen auf rund 400 Quadratmetern Büroräume, in den oberen Stockwerken Wohnungen mit einer Fläche zwischen 55 und 120 Quadratmetern, in der vierten Etage thront ein Penthouse mit 140 Quadratmetern.
Ursprünglich waren die Kosten mit rund sechs Millionen Euro veranschlagt, doch der zeitliche Verzug bringt spürbare Preissteigerungen mit sich. Das schlägt sich natürlich auch in den Mieten nieder. „Wir sind nicht renditehungrig, aber es muss auskömmlich sein“, sagt Schulan. Die Immobilie ist langfristig finanziert, später sollen die Mieteinnahmen dann dem Kinderheimverein zugutekommen.
Gegenüber der im November 2019 vorgestellten Planungen des Münchner Architekturbüros Benz und Ziegler haben sich nur noch geringe Änderungen ergeben. So musste der Baukörper ein bisschen verschoben werden. Außerdem werden die Balkone zur Aichacher Straße und teilweise auch zur Herrgottsruhstraße hin aus Lärmschutzgründen verglast und sind so als zusätzlicher Wohnraum nutzbar.
Das neue Prälat-AlberstötterHaus erfüllt die energetischen Anforderungen des KfW-Standards 55 und erhält dementsprechend eine staatliche Förderung. Alle Wohnungen sind senioren- und rollstuhlgerecht ausgestattet. Hilfs- und Pflegeangebote müssen sich die Bewoharme ner allerdings bei Bedarf selbst organisieren – ein betreutes Wohnen ist nicht geplant.
Von Beginn an hat sich der Kinderheimverein aber zum Ziel gesetzt, nur an Menschen über 60 zu vermieten. Das hat zum einen ganz praktische Gründe, weil für Seniorenwohnungen weniger Stellplätze nachgewiesen werden müssen. Und weil ältere Menschen in der Regel ruhiger, verlässlicher und zahlungskräftiger sind. Zum anderen sieht der Verein aber auch einen sozialen Auftrag: „Die Versorgung älterer Menschen hat an diesem Standort höchste Priorität“, sagt der Vorstandsvorsitzende Schulan. In fußläufiger Nähe sind Ärzte, Geschäfte, Bushaltestelle, Krankenhaus und Sozialstation.
Das Interesse ist gewaltig. Für die insgesamt 19 Wohnungen hat Richard Schulan bereits 150 Anfragen vorliegen. Häufig sind es Hausbesitzer, die im Alter eine kleinere Bleibe mit weniger Arbeit in zentraler Lage möchten. Für die Vergabe werden demnächst Kriterien erarbeitet. „Wie das Auswahlverfahren läuft, weiß ich noch nicht“, räumt Schulan ein. Fest steht aber: Vor allem Friedberger sollen hier zum Zug kommen.