Friedberger Allgemeine

Im Lockdown boomen die Bücherschr­änke

Viele Menschen haben die Zeit genutzt, um auszumiste­n und mal wieder ein gutes Buch zu lesen. Kein Wunder, dass die öffentlich­en Bücherschr­änke in Friedberg und Mering gut laufen

- VON CHRISTINE HORNISCHER

Friedberg/Mering Zum kostenlose­n Schmökern, Tauschen und Lesen laden die Bücherschr­änke in Friedberg und Mering ein. In CoronaZeit­en sind sie besonders begehrt. Und sie bergen so manche Überraschu­ng.

Wolfram Grzabka, der den Schrank vor der Jakobskirc­he gestiftet hat, sagt: „Lesen hält Geist und Seele zusammen. Und das ist gerade in diesen schwierige­n Zeiten ein kleiner Lichtblick.“Er und seine Frau Gabriela Palm gehen zwei- bis dreimal in der Woche zum Schrank und desinfizie­ren die Türgriffe, ansonsten gilt Maskenpfli­cht, wie in der ganzen Ludwigstra­ße. Ein Infektions­risiko sehen sie nicht; wer sich krank fühle, sollte den Bücherschr­ank natürlich nicht nutzen.

Ein begeistert­er Nutzer ist Thomas Ihrig. „Ich finde es schön, dass die beiden den Bücherschr­ank ins Leben gerufen haben und sich auch weiter darum kümmern“, sagt der „Das Tolle daran ist für mich, dass ich immer wieder Bücher finde, die ich mir sonst wahrschein­lich nicht gekauft hätte, etwa Dürrenmatt­s ,Physiker‘, die ich in der Schule nie gelesen habe.“Bisweilen sei sogar ein Schatz dabei, wie eine Erstausgab­e von Heinrich Manns ,Der Untertan‘. Renate Mayer, Geschäftsf­ührerin des Aktiv-Rings, kann da nur beipflicht­en: „Der Bücherschr­ank bietet so viel Besonderes.“

Er ersetze ein wenig das Vergnügen, in Buchhandlu­ngen oder Büchereien zu stöbern, die während des Lockdowns auf Abhol- und Lieferserv­ice umgestellt haben. Der Bücherwech­sel im Friedberge­r Bücherschr­ank sei enorm. „Es gibt viele Bücher, die ich kein zweites Mal lesen werde und dann – ab in den Bücherschr­ank.“

Der Bücherschr­ank in Mering begeistert seit 13 Jahren die Bürger. Da nämlich hatte der damalige Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler die Idee, den Schrank auf dem Marktplatz aufzustell­en. In Corona-Zeiten sorgt dieselbe Reinigungs­firma für die nötige Hygiene, die die öffentlich­en Toiletten am Marktpatz reinigt.

Wolfgang Almstetter sowie seine Frau und Helga Schuster aus Kissing besuchen den Schrank regelmäFri­edberger: ßig, wenn sie Besorgunge­n in der Nachbargem­einde zu erledigen haben. „Wir lieben Tier- oder Naturbüche­r“, verrät der Rentner. Und das Eintauchen in die Tierwelt oder Natur sei ein Mittel, der Langeweile dieser „trostlosen Pandemieze­it“zu entgehen.

Genauso geht es Manuela Ringel aus Hochdorf. Sie interessie­rt sich für Romane und Krimis. „Ich finde es hier ein bisschen wie Flohmarkt“, meint sie. „Der Bücherschr­ank ist für mich eine Art Schatzkist­e für Überraschu­ngen. Es findet sich immer etwas Interessan­tes darin.“Außerdem gefällt der 43-Jährigen der Gedanke der Nachhaltig­keit.

Viele Bücher sind zu entdecken, die man sich sonst vielleicht nicht kaufen würde

 ?? Foto: Aykut‰Can Baytak (Archivbild) ?? Der Bücherschr­ank vor der Kirche St. Jakob in Friedberg ist beliebt.
Foto: Aykut‰Can Baytak (Archivbild) Der Bücherschr­ank vor der Kirche St. Jakob in Friedberg ist beliebt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany