Im Lockdown boomen die Bücherschränke
Viele Menschen haben die Zeit genutzt, um auszumisten und mal wieder ein gutes Buch zu lesen. Kein Wunder, dass die öffentlichen Bücherschränke in Friedberg und Mering gut laufen
Friedberg/Mering Zum kostenlosen Schmökern, Tauschen und Lesen laden die Bücherschränke in Friedberg und Mering ein. In CoronaZeiten sind sie besonders begehrt. Und sie bergen so manche Überraschung.
Wolfram Grzabka, der den Schrank vor der Jakobskirche gestiftet hat, sagt: „Lesen hält Geist und Seele zusammen. Und das ist gerade in diesen schwierigen Zeiten ein kleiner Lichtblick.“Er und seine Frau Gabriela Palm gehen zwei- bis dreimal in der Woche zum Schrank und desinfizieren die Türgriffe, ansonsten gilt Maskenpflicht, wie in der ganzen Ludwigstraße. Ein Infektionsrisiko sehen sie nicht; wer sich krank fühle, sollte den Bücherschrank natürlich nicht nutzen.
Ein begeisterter Nutzer ist Thomas Ihrig. „Ich finde es schön, dass die beiden den Bücherschrank ins Leben gerufen haben und sich auch weiter darum kümmern“, sagt der „Das Tolle daran ist für mich, dass ich immer wieder Bücher finde, die ich mir sonst wahrscheinlich nicht gekauft hätte, etwa Dürrenmatts ,Physiker‘, die ich in der Schule nie gelesen habe.“Bisweilen sei sogar ein Schatz dabei, wie eine Erstausgabe von Heinrich Manns ,Der Untertan‘. Renate Mayer, Geschäftsführerin des Aktiv-Rings, kann da nur beipflichten: „Der Bücherschrank bietet so viel Besonderes.“
Er ersetze ein wenig das Vergnügen, in Buchhandlungen oder Büchereien zu stöbern, die während des Lockdowns auf Abhol- und Lieferservice umgestellt haben. Der Bücherwechsel im Friedberger Bücherschrank sei enorm. „Es gibt viele Bücher, die ich kein zweites Mal lesen werde und dann – ab in den Bücherschrank.“
Der Bücherschrank in Mering begeistert seit 13 Jahren die Bürger. Da nämlich hatte der damalige Bürgermeister Hans-Dieter Kandler die Idee, den Schrank auf dem Marktplatz aufzustellen. In Corona-Zeiten sorgt dieselbe Reinigungsfirma für die nötige Hygiene, die die öffentlichen Toiletten am Marktpatz reinigt.
Wolfgang Almstetter sowie seine Frau und Helga Schuster aus Kissing besuchen den Schrank regelmäFriedberger: ßig, wenn sie Besorgungen in der Nachbargemeinde zu erledigen haben. „Wir lieben Tier- oder Naturbücher“, verrät der Rentner. Und das Eintauchen in die Tierwelt oder Natur sei ein Mittel, der Langeweile dieser „trostlosen Pandemiezeit“zu entgehen.
Genauso geht es Manuela Ringel aus Hochdorf. Sie interessiert sich für Romane und Krimis. „Ich finde es hier ein bisschen wie Flohmarkt“, meint sie. „Der Bücherschrank ist für mich eine Art Schatzkiste für Überraschungen. Es findet sich immer etwas Interessantes darin.“Außerdem gefällt der 43-Jährigen der Gedanke der Nachhaltigkeit.
Viele Bücher sind zu entdecken, die man sich sonst vielleicht nicht kaufen würde